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Träume(h)r (German Edition)

Träume(h)r (German Edition)

Titel: Träume(h)r (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Moos
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gekommen. Dementsprechend wurde der Ort zugeschnitten und erweitert. Marc konnte diese Entwicklung nicht unterstützen und auch Ole hatte nichts dafür übrig ein Meer vor der Haustür zu haben, aber trotzdem im Pool schwimmen zu gehen.
    Nachdem sie genug Impressionen gesammelt hatten, begaben sie sich zur anderen Seite des Dorfes, die um einiges kleiner und traditioneller war.
    »Wenn wir schon in einem touristenverseuchten Ort leben müssen, dann wenigstens auf der Seite, die noch Einheimische beheimatet«, sagte Ole und betrat eine Straße, die mit kleinen Pflastersteinen ausgelegt war. Auf dem Straßenschild las er »Rua dos Pescadores«, was sie als Straße der Fischer dechiffrierten. Hier mussten sie richtig sein, dachte sich Marc und innerhalb kürzester Zeit entschieden sie sich für den Osten, was für Deutsche eher unüblich war, scherzte Ole.
    Die »Rua dos Pescadores« war ein schmaler Weg, der durchgehend bergauf führte. An beiden Seiten grenzten alte Häuser mit flachen Dächern, die einfach gebaut waren und selten mehr als eine Etage besaßen. Sie beherbergten echte Einheimische, die mit kleinen Schildern an ihren Türen und Fenstern erkenntlich machten, dass sie Zimmer zu vermieten hatten. Es wehte auch hier ein ungestümer Wind, der Oles langes Haar zerzauste. Parallel zu der »Rua dos Pescadores« verlief ein weiterer Pfad, über den man direkt zum Meer gelangen konnte, das nur fünfzig Meter entfernt war.
    Ole und Marc klopften an einem der weißen Häuser mit Schild und warteten bis ihnen ein kleiner Mann die Tür öffnete. Er stellte sich als Eduardo vor und präsentierte daraufhin einige Zimmer seiner Pension, wobei er durch alle Ecken huschte, um ihnen die Extras und Besonderheiten der Räumlichkeiten zu offenbaren.
    Das Haus samt Einrichtung war rustikal und die Türen darin hatten keine Dichtungen, weshalb der Wind durch den gesamten Flur polterte. Es kam einem so vor, als würde es bei stärkeren Windböen jede Sekunde zusammenbrechen, doch trotz der Zweifel über ihr Wohlbefinden, nahmen sie zwei Zimmer. Die Unterkunft sollte ohnehin nicht auf ewig sein und Eduardo war ihnen sympathisch. Er bedankte sich bei seinen neuen Gästen, indem er sie bei sich und seiner Frau zum Abendessen einlud. Das Ehepaar wohnte direkt unter der Pension.
    Gegen Abend gingen die beiden ums Haus herum und fanden dahinter einen gedeckten Tisch, der auf einer Terrasse stand. Das Feuer im Grill knisterte bereits und Eduardo war gerade dabei ein paar Steaks auf das Rost zu legen, als er die Neuankömmlinge bemerkte. Sofort kam er zu ihnen herüber, um sie zu begrüßen. Auch seine Frau trat kurze Zeit später, mit zwei Salatschüsseln beladen, freundlich lächelnd auf die Terrasse und nahm ihre Gäste in Empfang. Daraufhin holte Eduardo aus einer Kühlbox zwei Flaschen Bier hervor, die er ihnen anbot.
    »Sagres«, sagte er und reichte sie ihnen. Weder Ole, noch Marc konnten etwas mit dem Namen anfangen. Es war das Bier, das in Portugal am häufigsten getrunken wurde, erklärte ihnen Eduardo stolz. Ihm war aufgefallen, dass die beiden Reisenden so ziemlich alles beeindruckte, was einheimisch und traditionell war, also fing er an über die Geschichte des Dorfes zu berichten, während er die Steaks im Auge behielt.
    »Salema existiert noch gar nicht so lange. Erst seit ungefähr einhundertfünfzig Jahren. Davor war hier nichts, außer Felsen, Steine und Sand. Damals kamen die Fischer aus dem Norden immer weiter in den Süden, an die Algarve, um neue Stellen zu finden, an denen sie aufs Meer hinausfahren konnten. Anfangs blieben sie nicht lange, aber mit der Zeit entstanden hier Siedlungen und die ersten Häuser wurden erbaut. Der Ort, an dem wir hier leben, ist das wirkliche Salema. Der Rest«, Eduardo zeigte mit den Arm in Richtung Westen und legte dabei das erste Stück Fleisch auf Oles Teller. »Ist erst vor kurzem entstanden und wächst jährlich um ein paar Häuser. Unser Ort ist beliebt bei Rentnern aus den reicheren Ecken Europas, die hier den Herbst ihres Lebens verbringen wollen. Zudem sieht man hier immer mehr Familien, die mit ihren Kindern einen ruhigen Erholungsurlaub suchen.«
    Marcs anfängliche Einschätzung der Situation schien sich bewahrheitet zu haben. Alles war so, wie er es angenommen hatte.
    »Der Ort ist vom Tourismus nicht verschont geblieben, was aber nicht schlecht für die Menschen sein muss. Wir haben unsere Kompetenzen vom Fischen auf die Urlauber verlagert. Im Winter kann man sich nun

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