Traeumen Roboter von elektrischen Schafen?
schlau”, bemerkte Rick.
12
Als Rick Deckard und Phil Resch die Oper erreichten, erfuhren sie, daß die Probe schon vorbei war. Miß Luft sei bereits gegangen.
“Hat sie gesagt, wo sie hinwollte?” fragte Phil Resch den Bühneninspizienten und wies seinen Polizeiausweis vor.
“Hinüber zum Museum.” Der Mann studierte den Ausweis. “Sie hat gesagt, sie wollte die Ausstellung von Edvard Munch nicht verpassen, die dort gerade läuft. Sie dauert nur noch bis morgen.” Und Luba Luft dauert nur noch bis heute, dachte Rick.
Als die beiden den Bürgersteig zum Museum entlanggingen, fragte Phil Resch:
“Wie hoch wollen Sie wetten? Sie ist geflohen, wir werden sie im Museum nicht
finden!”
“Möglich”, sagte Rick.
Sie erreichten das Museum, stellten fest, in welcher Etage die Ausstellung gezeigt wurde und fuhren hinauf.
“Haben Sie schon mal gehört, daß sich ein Andy irgendein Haustier hält?” fragte ihn Phil Resch.
Aus unerfindlichen Gründen fühlte sich Rick zu brutaler Ehrlichkeit verpflichtet.
“Ich weiß von zwei Fällen”, antwortete er, “wo Andys Tiere hielten und für sie sorgten. Aber es kommt selten vor. Nach meiner Erfahrung geht es im allgemeinen schief - Andys bringen es nicht fertig, die Tiere am Leben zu erhalten. Haustiere brauchen nämlich Wärme und Geborgenheit, wenn sie gedeihen sollen.”
“Würde ein Eichhörnchen das auch brauchen? Eine Atmosphäre der Zuneigung? Buffy geht’s nämlich sehr gut, sein Fell ist so glatt wie bei einem Otter. Ich kämme ihn jeden zweiten Tag.” Phil Resch blieb vor einem Ölgemälde stehen und betrachtete es eingehend. Das Bild zeigte ein haarloses, bedrücktes Geschöpf mit einem Birnenschädel, das die Hände ängstlich an die Ohren preßte und den Mund zu einem furchtbaren, lautlosen Schrei aufgerissen hatte. Das Geschöpf stand mutterseelenallein auf einer Brücke, abgeschnitten von der Umwelt, abgeschnitten, abgesondert durch den Schrei - oder trotz des Schreis. “Ich stelle mir vor, daß ein Andy so empfinden muß”, sagte Phil Resch. Er lauschte dem Echo des Schreis, der auf dem Bild sichtbar gemacht war. “Ich fühle mich ganz anders; vielleicht bin ich also kein …” Er brach ab, da mehrere Besucher näher kamen.
“Dort drüben steht Luba Luft!” Rick deutete verstohlen hinüber. Gelassen gingen die beiden auf die Sängerin zu. Wie immer in solchen Fällen war es wichtig, ganz harmlos zu tun. Andere Menschen, die nicht wußten, daß sich Androiden in ihrer Mitte aufhielten, mußten unter allen Umständen geschont werden, selbst wenn der Gejagte vorerst entkam.
Luba Luft hatte einen Katalog in der Hand. Sie trug enge, schimmernde Hosen und ein golden leuchtendes westenartiges Oberteil. So stand sie da, ganz versunken in die Darstellung eines jungen Mädchens, das mit gefalteten Händen auf der Bettkante saß und sich verwirrt, mit völlig neuem, fassungslosem Erschrecken, umschaute.
“Soll ich es Ihnen kaufen?” fragte Rick halblaut. Er stand neben ihr und hielt locker ihren Oberarm fest.
Phil Resch trat an ihre andere Seite und legte ihr die Hand auf die Schulter. Dabei sah Rick, wie sich sein Jackett über dem Laserrohr ausbeulte. Nach der mit knapper Not überstandenen Auseinandersetzung mit Inspektor Garland schien Phil Resch bei ihr keinerlei Risiko eingehen zu wollen.
“Es ist unverkäuflich.” Luba Luft warf ihm einen gleichmütigen Blick zu und zuckte zusammen, als sie ihn erkannte. Ihre Augen verloren ihren Glanz, und ihr Gesicht nahm eine fahle, ungesunde Farbe an.
“Ich dachte, man hätte Sie verhaftet?” stieß sie hervor. “Soll das vielleicht bedeuten, daß man Sie wieder hat laufenlassen?”
“Miß Luft, das ist Mr. Resch”, stellte Rick vor. “Phil Resch - ich möchte Sie mit der bekannten Opernsängerin’! Luba Luft bekannt machen.” Zu Luba gewandt, sagte er: “Der Streifenbeamte, der mich verhaftete, ist ein Androide, ebenfalls sein Vorgesetzter. Kennen Sie - kannten Sie einen Inspektor Garland? Er hat mir erzählt, daß Sie alle gemeinsam mit einem Schiff zur Erde gelangt seien.” Phil Resch fügte hinzu: “Die Polizeidienststelle an der Mission Street, die Sie anriefen, scheint eine Art Organisationszentrale für Ihre Gruppe zu sein. Man fühlt sich so sicher, daß man sogar einen Menschen als Blade Runner einstellte. Anscheinend …”
“Sie?” unterbrach ihn Luba Luft. “Sie sind kein Mensch. Genauso wenig wie ich einer bin.”
Sie nahmen die Opernsängerin in die Mitte und
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