Trainspotting: Roman (German Edition)
offenbar gar nicht mitkriegt, was sich vor seiner Nase abspielt.
Drüben am Tisch deutet Begbie an, daß er etwas feste Nahrung zu sich nehmen will: – Ich bin am verhungern, verdammt. Laßt uns was futtern und dann in ne anständige Kneipe ziehen. Wie ein arroganter Adliger, der sich unter widrigen Umständen wiederfindet, schaut er sich verbittert in der höhlenartigen, nikotinverfärbten Bar um. Tatsächlich aber hat er gerade den alten Säufer an der Theke erkannt.
Es ist immer noch dunkel, als sie das Pub verlassen und in ein Frühstückslokal auf der Portland Street gehen.
– Frühstück für alle, sagte Begbie und schaut sich erwartungsvoll in der Runde um.
Alle nicken, außer Renton.
– Nee. Ich will kein Fleisch, sagt er.
– Dann nehm ich eben deinen blöden Schinken und die Wurst und die Blutwurst, schlägt Begbie vor.
– Na klar, meint Renton sarkastisch.
– Na, dann kriegst du eben meine beschissenen Eier und die Bohnen und die Tomate dafür, du Arsch!
– Na gut, sagt Renton und wendet sich dann an die Kellnerin. – Nehmen Sie Pflanzenöl zum Braten oder Schmalz?
– Na, Schmalz, sagt die Kellnerin und schaut ihn an, als wäre er vollkommen verblödet.
– Krieg dich ein, Rents. Is doch egal, meint Gav.
– Is doch Mark seine Sache, was er ißt, sagte Kelly. Alison nickt. Renton kommt sich wie ein selbstgefälliger Zuhälter vor.
– Verdirbst allen anderen den Spaß, Rents, grummelt Begbie.
– Wie denn das? N Käsebrötchen, sagt er zu der Kellnerin.
– Wir ham doch alle zugestimmt. Volles Frühstück für jeden, stellt Begbie fest.
Renton kann es einfach nicht glauben. Er will Begbie die Meinung geigen. Doch er reißt sich zusammen und schüttelt nur den Kopf. – Ich eß doch kein Fleisch, Franco.
– Bescheuerter Vegetarier. So ne Scheiße. N bescheuerter Junkie, der sich Sorgen darüber macht, was er futtert! Das is doch n Witz!
– Ich mag einfach kein Fleisch, meint Renton und kommt sich blöde vor, während alle anderen kichern.
– Jetzt erzähl uns bloß nich, daß du Tiere töten Scheiße findest. Erinner dich an die verdammten Hunde und Katzen, die wir mit m Luftgewehr abgeballert ham! Und die beschissenen Tauben, die wir in Brand gesteckt ham. Mensch, der hat sogar Knaller an weiße Mäuse geklebt, der Arsch.
– Tiere töten macht mir nix aus. Ich mag sie bloß nich essen, sagt Renton und zuckt mit den Schultern; ihm ist es peinlich, daß seine jugendlichen Grausamkeiten vor Kelly ausgebreitet werden.
– Widerliche grausame Schweine. Ich versteh nich, wie man nen Hund erschießen kann, meint Alison und schüttelt den Kopf.
– Na, und ich versteh nich, wie man n Schwein töten und dann aufessen kann, meint Renton und zeigt auf den Schinken und die Wurst auf ihrem Teller.
– Das is doch was anderes.
Spud blickt um sich: – Is doch so… Rents tut das Richtige, aber aus den falschen Gründen. Wir lernen irgendwie nie, uns selbst zu lieben, bis wir auf Schwächere aufpassen können, Tiere und so… aber is schon gut, daß Rents Vegetarier is… wenn du das durchhältst… verstehste…
Begbie schlabbert mit dem ganzen Körper und reckt Spud zwei Finger zum Peace-Zeichen entgegen. Die anderen lachen. Renton, der Spud dafür dankbar ist, daß er versucht hat, sich hinter ihn zu stellen, geht dazwischen, um die Häme von seinem Verbündeten abzulenken.
– Vegetarier bleiben is doch kein Problem. Ich mag einfach kein Fleisch. Davon muß ich kotzen. Das is alles.
– Na, und ich find immer noch, du verdirbst jedem hier am Tisch den Spaß.
– Weshalb?
– Weil ichs sag, deshalb! zischt Begbie und deutet auf sich selbst.
Renton zuckt erneut mit den Schultern. Es hatte wenig Sinn, sich weiter zu streiten.
Sie schlingen das Frühstück hinunter, nur Kelly nicht, die in ihrem Essen herumstochert, ohne die gierigen Blicke der anderen zu bemerken. Schließlich schiebt sie Franco und Gav ein paar Sachen auf die leeren Teller.
Als ein nervös und unbehaglich um sich blickender Typ in einer Hearts-Jacke reinkommt, um sich ein Essen zu holen, stimmen sie einen Schlachtgesang an: Oh to, oh to, be, oh to be a Hibby! , worauf sie aufgefordert werden zu gehen. Daraufhin brechen sie in eine ganze Reihe von Fußballiedern und schlechten Popsongs aus. Die Frau an der Theke droht damit, die Polizei zu rufen, aber sie verlassen den Laden freiwillig.
Sie kehren in ein anderes Pub ein. Renton und Kelly bleiben auf ein Glas und verschwinden dann zusammen. Gav, Dawsy, Begbie,
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