Trainspotting: Roman (German Edition)
Spud und Alison trinken heftig weiter. Dawsy, der schon seit einiger Zeit wankte, kippt um. Begbie tut sich mit ein paar Psychotikern zusammen, die an der Theke stehen, und Gav hat einen Arm besitz-ergreifend um Alison gelegt.
Spud hört den Anfang von »China in your hand« von T’Pau und weiß gleich, daß Begbie an der Musikbox steht. Diesen Song, »Take my breath away« von Berlin, »Don’t you want me« von Human League oder etwas von Rod Stewart legt er andauernd auf.
Als Gav zum Klo wankt, wendet sich Alison an Spud. – Spu… Danny. Laß uns verschwinden. Ich will nach Hause.
– Ähm… okay…
– Ich will nich allein nach Hause gehen, Danny. Komm mit.
– Ähm, ja… nach Hause, okay… ähm… ja.
Sie verdrücken sich so unauffällig aus der rauchgeschwängerten Bar, wie sie es mit ihren mitgenommenen Körpern schaffen.
– Komm mit zu mir und bleib n bißchen, Danny. Keine Drogen oder sowas. Ich will bloß nich alleine sein, Danny. Verstehste, was ich meine? Sie torkeln durch die Straßen, und Alison sieht ihn ganz nervös und tränenfeucht an.
Spud nickt. Er glaubt zu wissen, was sie meint, weil er auch nicht allein sein will. Aber er kann sich da nicht sicher sein, kann sich nie ganz sicher sein.
Das Gefühl von Freiheit
Alison is echt übel drauf. Ich sitz hier mit ihr in nem Café und versuch, ein Wort von dem Quatsch zu verstehen, den sie da vor sich hin brabbelt. Sie zieht über Mark her, is ja in Ordnung, aber langsam gehts mir auf den Senkel. Ich weiß, sie meints nich böse, aber was is mit ihr und Simon, der einfach ankommt und sie benutzt, wenn er sonst niemandem zum Vögeln hat? Die muß grad reden.
– Versteh mich nicht falsch, Kelly. Ich mag Mark. Er hat bloß n Haufen Probleme. Er is nich grad das, was du jetzt brauchst.
Ali is bloß so fürsorglich, weil ich mit Des Schluß gemacht hab und wegen der Abtreibung und so. Aber sie geht einem damit ganz schön auf die Nerven. Die soll sich mal selbst zuhören. Versucht vom Heroin loszukommen und glaubt, sie kann allen anderen erzählen, wie sie ihr Leben zu leben haben.
– Ach ja, aber Simon ist das, was du brauchst.
– Das hab ich nich gesagt, Kelly. Das hat damit nichts zu tun. Simon versucht wenigstens, vom Heroin runterzukommen. Mark is das scheißegal.
– Mark is kein Junkie, der nimmt bloß ab und zu was.
– Na klar. Auf welchem Planeten lebst du eigentlich, Kelly? Deshalb hat diese Hazel ihn doch rausgeschmissen. Er kann seine Finger nich davon lassen. Und du redest auch schon wien Junkie. Wenn du so weitermachst, biste selber bald drauf.
Ich streit mich nich rum mit der. Die muß jetzt eh gleich zum Wohnungsamt.
Ali is aufm Amt, wegen ihrer Mietrückstände. Sie is ziemlich fertig, überdreht und angespannt; aber der Typ hinterm Schreibtisch is schon in Ordnung. Ali erklärt, daß sie vom Stoff weg is und sich n paarmal wegen nem Job vorgestellt hat. Es läuft ziemlich gut. Sie kriegt nen festen Satz, den sie jede Woche abzahlen muß.
Aber an der Art, wie sie reagiert, als diese Typen, Bauarbeiter, uns vorm Postamt hinterherpfeifen, merk ich, daß sie immer noch total verkrampft is.
– Alles klar, Puppe? ruft einer.
Ali, diese bekloppte Kuh, macht den Typen an.
– Haste eigentlich ne Freundin? Möcht ich bezweifeln, weil du nämlich n fetter, häßlicher Sack bis. Warum gehste nich einfach mit nem Porno aufs Klo und treibst es mit der einzigen Person, die verrück genug is, dich anzufassen – mit dir selber.
Der Typ starrt sie haßerfüllt an, aber so hat er ja schon vorher ausgesehen. Bloß, daß er jetzt nen Grund hat, sie zu hassen, nich bloß weil sie ne Frau is.
Die Kumpel von dem Typen machen: – Huuh! Huuh! und stacheln den Typen an, aber der steht bloß da und zittert vor Wut. Einer von den Arbeitern hängt am Baugerüst wien Affe. Ganz genau das sind sie, niedere Primaten. Es is einfach zu bescheuert!
– Verpiß dich, du Zicke! faucht der Typ.
Aber Ali läßt sich nich so leicht vertreiben. Es is echt peinlich, aber auch irgendwie lustig, denn jetzt sind auch noch n paar Leute stehengeblieben, um zuzukucken. Neben uns stehen zwei andere Frauen mit Rucksack, sehen aus wie Studentinnen. Das kommt gut, echt gut. Irre!
Ali, also die Frau is total ausgerastet, sagt: – Ach, vor ner Minute war ich noch ne Puppe, als du mir hinterhergepfiffen hast. Und jetzt, wo ich sag, verpiß dich, bin ich ne Zicke. Aber du, du bist immer noch n fetter, häßlicher Sack, und daran wird sich auch nichts
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