Trainspotting: Roman (German Edition)
und wickle den gebrauchten in Klopapier ein.
Ein paar von diesen reichen imperialistischen Widerlingen haben Suppe bestellt; unsere Schicki-Suppe, Tomate und Orange. Während Graham damit beschäftigt is, die Hauptgerichte zuzubereiten, nehm ich den blutigen Tampon und versenk ihn wie einen Teebeutel im ersten Suppenteller. Dann drücke ich den schmierigen Inhalt mit einer Gabel aus. Ein paar Fäden schwarzer Gebärmutterschleim schwimmen in der Suppe, doch einmal kräftig durchgerührt, und schon lösen sie sich auf.
Ich bringe die beiden Pasteten und die zwei Suppen an den Tisch und sorge dafür, daß der dürre, gegelte Wichser die Suppe mit Schuß kriegt. Einer der vier, ein Typ mit braunem Bart und unglaublich häßlichen vorstehenden Zähnen, erzählt dem Tisch, natürlich ganz laut, wie furchtbar Hawaii is.
– Is einfach zu heiß da. Nicht, daß ich was gegen Hitze hab, aber die is anders als die tiefe Gluthitze im Süden Kaliforniens. Da isses so verdammt feucht, da schwitzt du die ganze Zeit wie ein Schwein. Und andauernd wird man von diesen Eingeborenen belästigt, die einem ihren lächerlichen Krimskrams andrehen wollen.
– Noch mehr Wein! dröhnt mich der fette blonde Sack gereizt an.
Ich geh wieder aufs Klo und pinkle in eine Soßenschüssel. Ich hab immer wieder Blasenentzündung, vor allem während meiner Tage. Mein Urin sieht schal und trüb aus, typisches Merkmal einer Harnröhreninfektion.
Ich verdünne die Karaffe Wein mit meinem Urin; sieht zwar ein wenig trüb aus, aber die sind sowieso zu blau, um was zu bemerken. Ich schütte ein Viertel von dem Wein in den Ausguß und fülle die Karaffe mit meinem Piss de resistance auf.
Dann schütt ich noch was von dem Urin zum Fisch. Er hat dieselbe Farbe wie die Sauce, mit der er mariniert wird. Irre!
Diese Wichser essen und trinken, ohne was zu bemerken.
Es ist nicht leicht, auf dem Klo auf ein Stück Zeitungspapier zu scheißen; das Klo is klein, und ich kann mich nur schlecht hinkauern. Graham brüllt auch irgendwas. Ich drück ne kleine, weiche Wurst ab, die ich mitnehme und mit etwas Sahne im Mixer aufrühre; dann mische ich alles unter die Schokoladensauce, die grade in nem Topf heiß wird. Das gieße ich dann über die Profiteroles. Sieht richtig lecker aus. Wahnsinn!
Ich fühle mich wie aufgeladen, genieße ihre Beleidigungen geradezu. Jetzt isses viel leichter zu lächeln. Der Fettsack hat allerdings den kürzeren gezogen; sein Eis is mit ein paar Körnchen zermahlenem Rattengift versetzt. Ich hoffe, Graham kriegt keine Schwierigkeiten. Ich hoffe, die machen ihm nicht das Restaurant zu.
Ich werd wohl in meinem Aufsatz schreiben müssen, daß Moral unter bestimmten Umständen relativ is. Aber nur, wenn ich ehrlich bin. Das ist zwar nich Dr. Lamonts Ansicht, also werd ich wohl bei der absoluten Moral bleiben, um seine Gunst zu erringen und ne gute Note zu kriegen.
Is doch zu verrückt.
Züge gucken an der Leith Central Station
Die Stadt kommt mir total feindlich und fremd vor, als ich von der Waverley Station runterkomme. Zwei Typen schreien sich in der Nähe der Hauptpost unter der Überführung in der Calton Road an. Aber vielleicht brüllen die Arschlöcher mich an. Nich grad der richtige Ort für ne Schlägerei, auch nich die richtige Zeit. Aber gibts die überhaupt? Ich geh schneller – nicht einfach mit meiner schweren Reisetasche – und komm auf die Leith Street. Worum zum Henker gehts eigentlich? Blöde Hunde. Ich werd…
Ich mach mal lieber voran. Aber kräftig. Als ich am Theater vorbeikomme, wird der Lärm der beiden Arschlöcher durch das anerkennende Gemurmel von Gruppen von Bürgerärschen ersetzt, die gerade aus der Oper kommen: Carmen. Einige von ihnen gehen in Richtung des Restaurants am oberen Ende des Walk, wo sie vorher reserviert haben. Ich gehe weiter. Immer bergab.
Ich komm an meiner alten Bude in der Montgomery Street vorbei, damals die Schrottgegend der Albert Street, heute sandgestrahlt und aufgemotzt. Ein Streifenwagen brettert mit wild aufheulender Sirene den Leith Walk hinunter. Drei Typen stolpern aus nem Pub direkt in n Schlitzauge. Einer von den Ärschen will mich zum Blickkontakt zwingen. Die leiseste Ausrede, um einen aufzumischen, das is doch genau das, worauf manche von diesen Irren bloß warten. Und wieder mal gehe ich unauffällig schneller.
Die Wahrscheinlichkeit is groß, daß man, je weiter man um diese Nachtzeit den Walk runterkommt, desto eher eine auf die Schnauze kriegt. Und trotzdem
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