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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition)
Autoren: Irvine Welsh
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schon… ein wenig. Na ja, vielleicht ein wenig mehr als nur ein wenig, aber nich so sehr, wie ich dachte. Er meinte, wenn ich auf die Uni will, könnte ich das in London genausogut wie zu Hause. Als ich ihm sagte, daß es nirgendwo einfach ist, von nem Stipendium zu leben, in London aber unmöglich, rein rechnerisch unmöglich, meinte er, er würd gutes Geld verdienen und wir würden schon damit auskommen. Als ich ihm dann sagte, daß ich nicht ausgehalten werden wollte, so als ob er der große Lude wär und ich die Hirnhure, sagte er, so würde das nich werden. Na, jedenfalls bin ich zurückgekommen, und er is geblieben, und ich glaub nich, daß einer von uns das wirklich bereut. Mark kann recht liebevoll sein, aber so richtig brauchen tut er wohl keinen. Ein halbes Jahr haben wir zusammengelebt, und ich glaub immer noch nich, daß ich ihn wirklich kenne. Manchmal hab ich das Gefühl, ich habe zu viel gesucht und an ihm is weniger dran, als es den Anschein hat.
    Vier Typen, offenbar betrunken, kommen ins Restaurant. Irre. Einer von ihnen kommt mir irgendwie bekannt vor. Vielleicht hab ich ihn an der Uni schon mal gesehen.
    – Was kann ich Ihnen bringen? fragt Andy sie.
    – Zwei Flaschen von der besten Pisse… und n Tisch für vier, murmelt einer besoffen. Ich erkenne an ihren Stimmen, ihrer Kleidung und ihrem Benehmen, daß sie Engländer sind, mittlere bis obere Mittelschicht. Die Stadt is voll mit diesen weißen Kolonialtypen, sagt sie, die grad selber erst aus London zurück is! Früher liefen an der Uni Leute aus Newcastle und Liverpool, Birmingham und London rum, heute is sie ne Spielwiese für gescheiterte Oxbridge-Landeier, dazu n paar Typen von der Handelsschule in Edinburgh als Vertreter Schottlands.
    Ich lächle sie an. Ich muß mir diese vorgefertigten Urteile wirklich abgewöhnen und lernen, Menschen wie Menschen zu behandeln. Da is Mark dran schuld, seine Vorurteile sind ansteckend, der Mistkerl. Die vier setzen sich.
    Einer sagt: – Wie nennt man n hübsches Mädchen in Schottland?
    Ein anderer blafft: – Touristin! Sie reden sehr laut. Unverschämte Idioten.
    Dann zeigt einer zu mir her und meint: – Na, ich weiß nich. Die da würd ich auch nich von der Bettkante schubsen.
    Du Arsch. Du widerlicher Arsch.
    Ich koche vor Wut und versuche so zu tun, als hätt ich die Bemerkung nicht gehört. Ich kann es mir nich leisten, den Job zu verlieren. Ich brauch das Geld. Kein Bares, keine Uni, kein Abschluß. Aber ich will den Abschluß. Mehr als alles andere.
    Sie studieren die Speisekarte, und einer der Typen, ein dunkelhaariger, dürrer Wichser mit langen Haaren, grinst mich lüstern an. – Alles in Ordnung, Puppe? sagt er mit einem aufgesetzten Londoner Akzent. Ich weiß schon, das is bei den Reichen grad in. Am liebsten würd ich dem Widerling sagen, er soll sich verpissen. Ich muß diesen Scheiß nich haben… doch, muß ich.
    – Na, dann lächle doch mal, Kleine! sagt n fetter Typ mit lauter, aufdringlicher Stimme. Die Stimme des arroganten, ignoranten Reichtums, unbeleckt von Einfühlungsvermögen oder Intellekt. Ich versuche, herablassend zu lächeln, aber meine Gesichtsmuskeln sind starr. Na, vielen Dank auch.
    Die Bestellung entgegenzunehmen is ein Alptraum. Sie sind in eine Unterhaltung über Berufsmöglichkeiten vertieft; Börsenmakler, PR und Firmenanwalt scheinen die beliebtesten Aufstiegsmöglichkeiten zu sein. Und zwischendrin behandeln sie mich von oben herab und versuchen, mich zu demütigen. Der dürre Typ fragt mich tatsächlich, wann ich Dienstschluß habe, ich überhöre ihn, und die anderen johlen und trommeln auf den Tisch. Ich nehme die Bestellung auf, fühle mich zerschlagen und erniedrigt und gehe in die Küche.
    Ich zittere regelrecht vor Wut und frage mich, wie lange ich das noch ertrage; ich wünschte mir, Louise oder Marisa wären hier, eine, mit der ich reden könnte.
    – Kannste diese verdammten Arschlöcher nich rausschmeißen? fahre ich Graham an.
    – Geschäft is Geschäft. Der Kunde hat immer recht, und wenn ern Wichser is.
    Ich weiß noch, wie Mark mir mal davon erzählt hat, wie er und Sick Boy einen Sommer vor Jahren bei der Schau zum Pferd des Jahres in Wimbledon gekellnert haben. Mark meinte immer, Kellner ham die Macht; leg dich nie mit nem Kellner an. Er hat recht. Und jetzt isses an der Zeit, diese Macht auszuüben.
    Ich hab grade meine Tage, ziemlich heftig diesmal, und ich fühle mich wie ausgeschabt, ausgelaugt. Ich geh aufs Klo, wechsle den Tampon
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