Trainspotting: Roman (German Edition)

denk ich gar nich, protestier ich, aber er holt sein Ding aus der Boxershorts.
    – Nich, daß damit viel anzufangen is, lacht er.
    Ich seh, daß sein Pimmel mit trockenem Schorf überzogen is; heilt wohl langsam ab. – Trocknen wohl langsam aus, Johnny, die Abszesse meine ich.
    – Ja. Hab versucht, mich an Methadon und Cyclozin zu halten und mit der Spritzerei aufzuhören. Als ich den Stumpf sah, dacht ich erst, das is doch die Gelegenheit, n neuer Zugang, aber der Krankenhausarsch sagt: Vergiß es: Da ne Nadel rein, und du bist am Arsch. Aber die Therapie is ganz okay. Die Strategie des Weißen Schwans lautet, wieder laufen lernen, clean werden und dann richtig dealen, bloß fürn Profit, nich mehr für mich selber. Er zieht am Gummiband seiner Shorts und packt seinen schorfigen Pimmel wieder weg.
    – Den laß mal lieber in Ruhe, schlag ich vor. Aber der Arsch hört kein Wort von dem, was ich sage.
    – Nee, mein Ziel is, n gutes Sümmchen zusammenbringen, und dann nix wie ab nach Bangkok.
    Sein Bein is vielleicht ab, aber seine Thailandspinnerei is noch voll intakt.
    – Ich sag dir was, sagt er, – ich will nich bis Thailand warten, um mal wieder zu ficken. Das kommt von dieser runterdosierten Scheiße. Neulich hatt ich vielleicht ne Wurzel, als die Schwester ankam, um den Verband zu wechseln. Ne alte Schachtel, nix dran, und ich sitz da mit nem Steifen, dick wien Babyarm mit nem Appel in der Hand.
    – Wenn du erstmal wieder aufn Beinen bist, Johnny, sag ich aufmunternd.
    – Ach Scheiße. Wer will denn schon mit nem einbeinigen Arsch pennen? Ich muß dafür löhnen; ziemlich runtergekommen, der Weiße Schwan. Aber die Weiber dafür bezahlen is sowieso besser. So bleibt die Beziehung rein geschäftlich. Er klang verbittert. – Pennste immer noch mit Kelly?
    – Nee, die is schon wieder zurück. Mir gefiel nich, wie er das sagte, und schon gar nich, wie ich drauf reagierte.
    – Alison, diese Kuh, war die Tage hier, sagt er, und jetzt is klar, woher seine Verachtung kommt. Ali is Kellys beste Freundin.
    – Ach ja?
    – Wollte sich die verdammte Freakshow ankucken, nickt er in Richtung seines verbundenen Stumpfs.
    – Komm schon, Johnny. Ali würd sowas nie machen.
    Er lacht wieder, greift sich ne koffeinfreie Coke Light, reißt die Dose auf und nimmtn Schluck. – Im Kühlschrank stehen noch mehr, bietet er an und zeigt zur Küche. Ich lehn dankend ab.
    – Ja, war die Tage hier. Na ja, vorn paar Wochen, schätz ich. Ich sag, wie wärs mit nem Spielchen, Puppe? Um alter Zeiten willen oder so. Ich mein, das is doch das mindeste, was sie für die Mutter Oberin, den Weißen Schwan tun kann, der ja nu echt scheiß oft mit ihr zusammen war. Die kaltherzige Schlampe hat mich einfach abgeschmettert, schüttelt er verächtlich mit dem Kopf. – Aber flachgelegt hab ich die Nutte nie, hörste? Nie. Nich mal, als sie noch drauf gejiepert hat. Früher hätte sies fürn Schuß jederzeit gemacht.
    – Stimmt, sag ich. Stimmte doch, oder nich? Zwischen Ali und mir lag immer so was wie stille Feindschaft. Weiß eigentlich gar nich wieso. Na egal, jedenfalls fällt mir leichter, das Schlimmste von ihr anzunehmen.
    – Aber der Weiße Schwan würd niemals die Notlage einer Dame ausnutzen, lächelt er.
    – Aber sicher, sage ich, keineswegs überzeugt.
    – Da kannste drauf wetten, bekräftigt er scharf. – Hab ich nie, oder willst etwas anderes behaupten? Glaubs mir oder lasses bleiben.
    – Klar, aber bloß, weil deine Eier zugedröhnt waren.
    – Nee, nee, beteuert er und klopft sich mit der Coladose gegen die Brust. – Der Weiße Schwan legt seine Kumpel nich rein. Goldene Regel Nummer Eins. Nich für Stoff oder für sonstwas. In dem Punkt sollteste die Glaubwürdigkeit des Weißen Schwans nich in Frage stellen, Rents. Ich war ja nich die ganze Zeit auf H. Ich hätt ihre Fotze auf Toast haben können, wenn ich gewollt hätt. Sogar aufn Strich hätte ich die schicken können. Mit Leichtigkeit. Ich hätte die Schlampe im kurzen Rock und ohne Slip auf die Easter Road schicken können, ihrn bißchen Arbeit verschaffen, damit se die Schnauze hält, hätt se in dem Scheißhaus hinter der Scheune aufn Fußboden legen können. Die verdammten Penner wärn Schlange gestanden, und der Weiße Schwan hätte draußen nen Fünfer pro Nase kassiert. Sogar mit nem Freischuß ab und zu wär die Gewinnspanne scheiß-astronomisch gewesen. Und dann die Woche drauf runter zum Stadion, damit die ganzen infizierten Hearts-Fans drankönnen,