Trainspotting: Roman (German Edition)
Na… Ms Mouskouri, wie ich sie nenn, verstehste?
Ihr Haus hat n Gemeinschaftsraum, aber Na Na geht bloß hin, wenn se hinter Mr. Bryce her is. Die Familie von dem Knacker hat sich bei der Pflegerin darüber beschwert, daß sie ihn sexuell belästigt. Und die versucht, zwischen meiner Ma und Mr. Bryces Tochter zu vermitteln, aber Na Na bringt die Tochter mit ihren abfälligen Bemerkungen über das üble Muttermal in ihrem Gesicht bloß zum Heulen. Wie so n Weinfleck, verstehste? Na Na hackt immer auf anderer Leute Schwächen rum, vor allem bei Frauen.
Ne Reihe Schlösser schnappt auf, und Na Na lächelt mich an und läßt mich rein. Ich werd immer gut empfangen, aber meine Ma und meine Schwester behandelt se immer wie Dreck. Die tun alles für Na Na. Aber Na Na mag nun mal Männer und haßt Frauen. Sie hat acht Kinder von fünf verschiedenen Männern gehabt. Und das sind bloß die, von denen ich weiß.
– Hallo Calum… Willie… Patrick… Kevin… Desmond… sie zählt die Namen von n paar ihrer Enkelkinder auf, aber auf meinen kommt sie immer noch nich. Macht mir aber nix, ich werd so oft »Spud« gerufen, selbst meine Ma nennt mich so, daß ich manchmal selber meinen Namen vergesse.
– Danny.
– Danny. Danny. Danny, Danny. Und Kevin nenn ich Danny. Wie konnt ich das nur vergessen, Danny Boy!
Tja… wie konnte sie nur… Danny Boy und Roses of Picardy sind die einzigen beiden Lieder, die sie kennt. Kennt? Sie singt sie aus vollem Hals; son atemloser, unmelodischer Klang, und dabei reckt sie die Arme in die Luft und macht ne Schau.
– George ist hier.
Ich guck um die Ecke des L-förmigen Zimmers und seh da meinen Onkel Dode in nem Sessel sitzen und ne Dose Tennent’s Lager trinken.
– Dode, sag ich.
– Spud! Alles klar, Meister? Wie gehts so?
– Super, Alter, Super. Und selber?
– Kann nich klagen. Wie gehts deiner Ma?
– Na ja, geht mir aufn Sack wie immer, verstehste?
– He! Du redest von deiner Mutter! Den besten Freund, den de je haben wirst! Hab ich nich recht, Ma? fragt er Na Na.
– Dammich recht, Sohn!
»Dammich« is eins von Na Nas Lieblingswörtern, genauso wie »Pisse«. Keiner kann so »Pisse« sagen wie Na Na. Sie zieht das S so lang, daß man glatt den Dampf sehen kann, wenn der gelbe Strahl aufs weiße Porzellan prasselt.
Onkel Dode grinst sie breit und nachsichtig an. Dode is n Mischling sozusagen, der Sohn eines westindischen Seemanns, verstehste, das Produkt westindischen Samens sozusagen! Verstehste? Dodes Alter war lang genug in Leith eingelaufen, um Na Na heißzumachen. Dann gings wieder raus auf die Sieben Weltmeere. Hört sich gut an, son Leben als Seemann, in jedem Hafen ne Braut und so.
Dode is Na Nas Jüngster.
Erst hat sie meinen Opa geheiratet, nen dahergelaufenen alten Kuhhirten aus County Wexford. Der alte Kerl hat sich immer meine Ma aufn Schloß gesetzt und ihr vorgesungen: Irische Rebellenlie-der und so Zeug. Die Haare wuchsen ihm ausn Nasenlöchern, und meine Ma dachte, er wär uralt, wie das bei so kleinen Krümeln eben is. Der Kerl kann höchstens Mitte Dreißig gewesen sein. Na, jedenfalls hatter den Löffel abgegeben, is ganz oben innem Mietshaus ausm Fenster gefallen. Damals hat er neben Na Na noch mit ner andern Frau rumgemacht. Keiner konnte sagen, ob es Trunkenheit war oder Selbstmord oder… na ja, beides. Jedenfalls hockte sie also mit ihren drei Kindern da, darunter meine Ma.
Der nächste, den se geheiratet hat, warn Kerl mit ner rauhen Stimme, der mal als Gerüstbauer gearbeitet hatte. Der Alte rennt immer noch in Leith rum. Hat mir mal in nem Pub erzählt, Gerüstbau wär jetztn Gewerbe. Rents, der zu der Zeit ne Schreinerlehre machte, hat ihm gesagt, daß das n Haufen Scheiß is, und da is der Alte in die Luft gegangen. Manchmal seh ich ihn noch im Volley. Nick, der alte Knacker, hats grad n Jahr mit Na Na ausgehalten, hat ihr abern Baby gemacht, und das zweite war unterwegs.
Der kleine Alec, der Versicherungstyp von der Genossenschaft, der gerade Witwer geworden war, war Na Nas nächstes Opfer, wenn de so willst. Man erzählt sich, Alex hat gelaubt, das Baby, das Na Na gerade im Bauch hatte, wär von ihm. Hats drei Jahre ausgehalten und hat ihr nochn Kind gemacht, und dann is die arme Sau ab durch die Mitte, nachdem er sie im Haus mit nem andern erwischt hat.
Er wartet also auf der Treppe auf den Kerl, so ähnlich jedenfalls wirds erzählt, mit ner Flasche in der Hand. Der Typ fleht um Gnade. Alec tut die Flasche weg und meint, daß
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