Trainspotting: Roman (German Edition)
fühlen sich echt gut an, öffnen einem doch gleich n paar Türen, verstehste? Also sitz ich da und guck aufn Fluß. Und da schwimmt n großer Schwan. Ich denk an Johnny Swan und Stoff. Aber der Schwan da is echt schön. Wenn ich jetzt n bißchen Brot hätt, würd ich ihn damit füttern.
Gav arbeitet bei der Stütze. Vielleicht erwisch ich den Jungen bei der Mittagspause und geb ihm ein, zwei Pints aus. Er hat mir auch öfter mal einen ausgegeben. Ich sehe, wie Ricky Monaghan aus dem Amt kommt. Ganz okay, der Typ.
– Ricky…
– Heh, Spud. Was machstn so?
– Na ja, bei mir läuft nich so viel. Der übliche Kram.
– So schlimm?
– Schlimmer, Alter, schlimmer.
– Immer noch von den Trips runter?
– Vier Wochen und zwei Tage seit meinem letzten bißchen Sgag. Ich zähl jede Sekunde, Mann, jede Sekunde. Tick-tack machts, tick-tack, verstehste?
– Und, gehts dir besser?
Und erst da merk ich, daß es mir wirklich besser geht; zu Tode gelangweilt, aber körperlich schon… ja. Die ersten zwei Wochen waren der reinste Horrortrip… aber jetzt könnt ich ne Nummer mit ner höheren Tochter oder ner Katholenmaus schieben, inklusive der weißen Söckchen, aber die müssen sein. Verstehste?
–…Ja doch, mir gehts schon was besser.
– Gehste am Samstag zur Easter Road?
– Ähm, nee… Is schon Jahre her, daß ich beim Fußball war. Aber ich könnt ja mal wieder hin. Mit Rents… aber Rents is ja in London… oder mit Sick Boy und den andern. Geh doch mit Gav und gib ihm n paar aus… Mal wieder die Hibernians spielen sehen. – …Na ja, vielleicht. Mal sehen, wies so läuft. Gehst du?
– Nee. Ich hab letzte Saison gesagt, ich geh nich mehr hin, solange sie Miller nich zum Teufel gejagt haben. Wir brauchen nen neuen Trainer.
– Ja… Miller… wir brauchen n Neuen aufm Trainerstuhl… Ich wußte nich mal, wer der Trainer is, kannte keinen einzigen von der Mannschaft. Kano vielleicht… aber ich glaub, Kano is jetzt woanders. Durie! Gordon Durie!
– Durie noch dabei?
Monny glotzt mich bloß an und schüttelt den Kopf.
– Nee, Durie is doch schon vor Ewigkeiten verkauft worden, Spud. Sechsundachtzig. Is nach Chelsea gegangen.
– Ach ja, stimmt. Ich weiß noch, wie der Junge n Mordstor gegen Celtic geschossen hat. Oder gegen die Rangers? Is ja egal, Mann, wenn man sichs überlegt… irgendwie Jacke wie Hose, stimmts?
Er zuckt mit den Schultern. Ich glaub nich, daß ich den überzeugt hab.
Ricky geht mit mir mit, oder vielleicht ich mit ihm… ich mein, wer weiß schon, wer in dieser beschissenen Szene heutzutage mit wem mitgeht? Wie auch immer, wir ziehen wieder zum Ende des Leith Walk rüber. Das Leben is ganz schön langweilig ohne Sgag. Rents is in London; Sick Boy schnüffelt den ganzen Tag in der Stadt rum, der berühmte alte Hafen is dem Vogel wohl nicht mehr gut genug; Rab, Second Prize, einfach verschwunden, und Tommy scheint total am Boden, seit er sich von dieser Lizzy getrennt hat. Bleiben noch ich und Franco… das is vielleicht n Leben, Mann, ich sags dir.
Ricky, Monny, Richard Monaghan, Kumpel und katholischer Freiheitskämpfer, versteht sich doch, versteht sich doch, verpißt sich, um sich oben in der Stadt mit ner Pflaume zu treffen. Und so hock ich mal wieder allein rum. Ich beschließe, Na Na in ihrem Wohnheim am andern Ende der Easter Road zu besuchen. Na Na findets schrecklich da, obwohl sie echt ne tolle Bude hat. Wenn ich so ne Bude kriegen könnt. Echt toll, aber bloß für älteres Gemüse, verstehste? Da ziehste bloß an ner Schnur, und schon geht ne Klingel los, und dann kommt die Pflegerin und regelt alles für dich. Das wär genau das richtige für mich, mit Frank Zappas Tochter Moon Unit, diesem verrückten Huhn, dieser kalifornischen Schnalle, als Pflegerin. Vom Allerfeinsten wär das, kein Scheiß!
Na Nas Beine sind im Arsch, und der Doc meint, daß es einfach zu viel war, ständig die Treppen rauf bis zu ihrer Wohnung im obersten Stock in der Lorne Street. Da haste mal recht, Großer Medizinmann. Wenn de Na Na die Krampfadern ausn Beinen ziehst, dann wärn da keine Beine mehr, nix mehr, was sie noch aufrecht hält. Ich hab bessere Venen in den Armen als die in den Krücken. Aber sie hat dem Doktor noch kräftig was erzählt, wie ne alte Katze sozusagen, die ihr Territorium schon seit Jahren markiert und sich daran gewöhnt hat. Da kannste drauf wetten, daß die das nich einfach so aufgibt. Da werden die Krallen ausgefahren, da fliegen die Fetzen, Mann. So is Na
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