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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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wird, wird auch die Basis der Sozialkontrolle des Individuums geschwächt und… aber ich sabble schon zuviel. Ich breche ab. Die Typen hier hassen Klugscheißer. Kann man sich ganz leicht ne höhere Geldstrafe oder, Scheiße, ne längere Haftstrafe zusammenquatschen. Ehrerbietung, Renton, Ehrerbietung.
    Der Richter grunzt verächtlich. Als gebildeter Mensch kennt er sich bei den großen Philosophen sicher erheblich besser aus als son Proll wie ich. Man braucht Köpfchen, um Richter zu werden. Nich jeder Arsch kann den Job machen. Ich kann fast hören, wie Begbie das im Zuschauerraum zu Sick Boy sagt.
    – Und Sie, Mr. Murphy, haben also die Bücher gestohlen, um sie zu verkaufen, so wie Sie alles andere, was Sie stehlen, verkaufen, um Ihre Heroinsucht damit zu finanzieren?
    – Aufn Kopf getroffen, Mann… ähm… ganz richtig, nickt Spud, und sein nachdenklicher Gesichtsausdruck weicht einem der Verwirrung.
    – Sie, Mister Murphy, sind ein Gewohnheitsdieb. Spud zuckt mit den Schultern, als wollte er sagen, is doch nich meine Schuld. – Wie ich den Akten entnehme, sind Sie noch immer heroinsüchtig. Zudem sind Sie süchtig danach, zu stehlen, Mr. Murphy. Die Menschen müssen hart arbeiten, um die Waren herzustellen, die Sie ständig stehlen. Andere müssen hart arbeiten, um das Geld zu verdienen, sie zu kaufen. Wiederholte Versuche, Sie dazu zu bringen, diese kleinen, aber wiederholten Verbrechen zu unterlassen, sind fruchtlos geblieben. Ich werde Sie daher zu einer Haftstrafe von zehn Monaten verurteilen.
    – Danke… ähm, ich mein… kein Problem… Der Arsch wendet sich an mich. Scheiße.
    – Bei Ihnen, Mr. Renton, liegt die Sache anders. Ich entnehme den Akten, daß Sie ebenfalls heroinsüchtig sind, allerdings haben Sie versucht, Ihr Drogenproblem in den Griff zu bekommen. Sie behaupten, daß Ihr Verhalten auf die Depressionen zurückzuführen ist, die sich durch den Drogenentzug eingestellt haben. Ich bin bereit, dies zu akzeptieren. Ich bin auch bereit, Ihre Behauptung zu akzeptieren, daß Sie vorhatten, Mr. Rhodes wegzuschubsen, um einen Angriff auf sich zu verhindern, und nicht, um ihn vorsätzlich umzustoßen. Ich werde daher eine Strafe von sechs Monaten zur Bewährung verhängen, unter der Bedingung, daß Sie sich weiterhin um angemessene Behandlung Ihrer Sucht bemühen. Das Sozialamt wird Ihre weitere Entwicklung beobachten. Ich kann zwar akzeptieren, daß das Cannabis in Ihrem Besitz nur zum eigenen Konsum bestimmt war, doch kann ich den Konsum einer illegalen Droge nicht gutheißen; auch wenn Sie behaupten, daß Sie Cannabis nehmen, um die Depressionen zu bekämpfen, die Sie aufgrund des Heroinentzugs bekommen. Für den Besitz dieser illegalen Droge verurteile ich Sie zu einer Geldstrafe von hundert Pfund. Ich schlage vor, daß Sie sich in Zukunft um andere Mittel bemühen, Ihre Depressionen zu bekämpfen. Sollten Sie, wie Ihr Freund Daniel Murphy, nicht die Chance wahrnehmen, die sich Ihnen bietet, und wieder vor diesem Gericht erscheinen, werde ich nicht zögern, eine Haftstrafe vorzuschlagen. Habe ich mich klar ausgedrückt?
    Sonnenklar, du beschissenes lahmes Arschloch. Ich liebe dich, Scheißhirn.
    – Vielen Dank, Euer Ehren. Ich bin mir der Enttäuschung, die ich meiner Familie und meinen Freunden bereitet habe, und der Tatsache, daß ich nur Ihre kostbare Zeit vergeude, nur zu bewußt. Doch ist eines der Schlüsselelemente bei der Rehabilitation die Einsicht, daß man ein Problem hat. Ich bin regelmäßig in der Klinik gewesen und unterziehe mich im Augenblick einer Therapie mit Methadon und Temazepan. Ich stürze mich nicht in Selbsttäuschungen. Mit Gottes Hilfe werde ich diese Krankheit besiegen.
    Der Richter sieht mich streng an, um zu sehen, ob er in meinem Gesicht irgendwelche Anzeichen von Verarschung erkennen kann. Keine Chance. Ich bin es gewohnt, keine Meine zu verziehen, wenn ich Begbie aufziehe. Lieber n starres Gesicht als ganz tot. Der Arsch von Richter is davon überzeugt, daß das Ganze kein Scheiß is und schließt die Sitzung. Ich komme frei; der arme Spud muß sitzen.
    Ein Polizist bedeutet ihm mitzukommen.
    – Tut mir leid, Kumpel, sag ich und komme mir wie der letzte Arsch vor.
    – Kein Problem, Mann… ich komm vom Heroin runter, und in Saughton gibts jede Menge Hasch. Das hock ich auf einer Backe ab, sagt er und wird von nem arschgesichtigen Bullen abgeführt.
    Im Gang draußen vor dem Gerichtssaal kommt meine Ma auf mich zu und umarmt mich. Sie sieht müde aus

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