Trainspotting: Roman (German Edition)

der sich einscheißt, sagt er und dreht sich weg… nich enttäuscht, weil, von mir hat er wohl nichts anderes erwartet… vielleicht is das gut, vielleicht auch nich, wer weiß das schon heutzutage, oder?
    Sick Boy sagt was von wegen er is n Lover, kein Fighter, und Begbie will grade was erwidern, als Matty sagt: – Ich bin dabei.
    Das lenkt Begbies Aufmerksamkeit von Sick Boy ab. Dann fängt er an, Matty übern grünen Klee zu loben und nennt uns alle die feigsten Scheißer unter der Sonne; aber ich find, Matty is der Scheißer, weil der bei jedem Scheiß mitmacht, den Franco sagt… ich hab Matty noch nie leiden können… total fertig, der Typ. Kumpel machen sich schon mal gegenseitig fertig und so, aber wenn Matty rummotzt, das ist wirgendwie, da spürste noch was anderes, du spürst… irgendwie… Haß, verstehste? Einfach zufrieden sein, das is das reinste Verbrechen, wenn Matty dabei is. Er kanns einfach nich ertragen, wenn einer zufrieden is.
    Eigentlich seh ich Matty nie allein. Manchmal Rents und ich… oder Tommy und ich… oder Rab und ich… oder Sick Boy und ich… oder Generalissimo Franco und ich… aber nie Matty und ich. Das sagt doch auch schon was.
    Die beiden ziehen los auf ihre Pirsch, und gleich is die Atmosphäre… toll. Sick Boy zieht was Ecstasy aus der Tasche. White Doves, glaub ich. Das geht voll in die Birne. Meistens is in E noch nich mal MDMA, bloß halb Speed, halb Acid, so wies wirkt… das Zeug, das ich hatte, war immer guter Speed, verstehste? Aber der Stoff hier is total irre, total zappaeks, Mann… genau, zappaesk… ich denk da an Frank Zappa und Joe’s Garage und gelben Schnee und Jewish princesses und Catholic girls, und ich denk, es wär echt toll, ne Frau zu haben… so zum Lieben… nicht zum Vögeln, nich bloß jedenfalls… sondern zum Lieben, weil, eigentlich liebe ich alle, aber nich so mit Sex… einfach bloß eine, die man lieben kann… Rents hat Hazel und Sick Boy… na ja, Sick Boy hat massenhaft Miezen… aber die beiden kommen mir auch nich glücklicher vor als ich…
    Das Gras beim andern is immer grüner, die Sonne scheint heller auf der andren Seite… ich singe, dabei sing ich nie… ich hab n bißchen Stoff und singe… ich denke an Frank Zappas Tochter Moon… die würd mir voll reinlaufen… hängt mit ihrem Alten rum… im Studio… einfach so, um den kreativen Prozeß zu beobachten, verstehste, den kreativen Prozeß…
    – Das is echt Wahnsinn… ich muß raus hier, sonst schlaff ich noch ab… Sick Boy hält den Kopf in den Händen.
    Renton hat sein Hemd aufgeknüpft und spielt an seinen Brustwarzen rum…
    – Spud… kuck dir mal meine Brustwarzen an… die fühlen sich so komisch an… so Brustwarzen hat doch kein Arsch…
    Ich unterhalt mich mit ihm über Liebe, und er meint, daß es Liebe nich gibt, daß das sowas wie Religion is, und der Staat will, daß man an son Scheiß glaubt, damit sie einen kontrollieren und irre machen können… manchen gehts bloß gut, wenn se auch über Politik faseln können, verstehste… aber der bringt mich nich runter… weil ich denke, der glaubt doch seinen Scheiß selber nich… weil… weil, wir lachen über alles mögliche… den irren Typen an der Bar mit den geplatzten Äderchen im Gesicht… die eingebildete englische Festivalziege, die ausschaut, als hätte ihr gerade jemand vor der Nase gefurzt…
    Sick Boy meint: – Komm, wir gehn in die Meadows und verarschen Begbie und Matty… diese spießigen, langweiligen, bekloppten Assi-Arschlöcher!
    – Riskant, Alter, riskant… der flippt doch völlig aus… sag ich.
    – Tun wirs für die Fans, meint Rents. Er und Sick Boy ham den Spruch aus nem Hibs-Heft, in dem das Vorsaison-Turnier auf der Isle of Man angekündigt wird. Da steht der Hibs-Star Alex Miller und glotzt völlig zugeknallt in die Kameras, und drunter steht, »Tun wir es für die Fans«. Jedesmal, wenn Drogen im Spiel sind… kommen die mit dem Spruch.
    Wir schweben aus dem Pub und schlendern rüber zu den Meadows. Wir fangen an zu singen, Sinatra, mit übertriebenen amerikanischen Nuuh-Yoak-Stimmen:
    You and I, we’re just ike a couple of tots
    strolling across the Meadows
    picking up lots of forget-me-nots.
    Zwei Schnitten kommen uns entgegen… ich kenn sie… Die kleine Roseanna und Jill… zwei süße Püppchen aus dieser Edelschule, wars Gillespie oder Erskine?… die hängen im Southern rum, wegen der Musik, den Drogen, den Erfahrungen…
    … Sick streckt die Arme aus und drückt