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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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und hat schwarze Ringe um die Augen.
    – Ach Junge, was soll ich nur mit dir machen? sagt sie.
    – Blöder Hund. Der Scheiß bringt dich noch mal um. Billy, mein Bruder, schüttelt den Kopf.
    Ich wollte ihm meine Meinung sagen. Hat ihn doch keiner gebeten herzukommen, und seine krassen Bemerkungen sind genauso unwillkommen. Aber gerade, als ich was sagen wollte, kommt Frank Begbie rüber.
    – Rents! Tolle Nummer, Mann! Tierisches Urteil, was? Schade um Spud, aber immer noch besser, als wir befürchtet haben. Der macht keine zehn Monate. In sechs is der wieder draußen wegen guter Führung. Sogar weniger.
    Sick Boy, der aussieht wien Werbefuzzi, legt den Arm um Ma und lächelt sie reptilienhaft an.
    – Das is doch n Grund zum Feiern. Deacon’s? schlägt Franco vor. Wie Junkies schlurfen wir hinter ihm her. Keiner bringt die Motivation für was anderes auf, und so siegt dieser Schrottvorschlag kampflos.
    – Wenn du wüßtest, was du mir und deinem Vater angetan hast… sagt meine Ma und sieht mich sehr ernst an.
    – Du blöder Hund, höhnt Billy, – Bücher zu klauen. Der Arsch ging mir tierisch auf den Senkel.
    – Seit sechs Jahren klau ich Bücher. Ich hab für viertausend Pfund Bücher bei Ma und in meiner Bude. Glaubste vielleicht, ich hab welche davon gekauft? Das is n Gewinn von viertausend Pfund durch Bücherklau, du Arsch.
    – O Mark, du hast doch nicht, nicht all die Bücher… Ma schaut todunglücklich.
    – Aber das ist jetzt vorbei, Ma. Ich hab immer gesagt, wenn ich das erste Mal erwischt werd, dann wars das. Danach ist Schluß. Zeit, die Stiefel an den Nagel zu hängen. Finito. Ende der Fahnenstange. Das meinte ich ernst. Ma muß das wohl auch geglaubt haben, weil sie von was anderem anfängt.
    – Und paß auf, was du sagst. Und du auch, sagt sie und dreht sich zu Billy um. Ich weiß nicht, wo ihr das herhabt, in meinem Haus habt ihr das jedenfalls nicht gehört.
    Billy hebt zweifelnd die Augenbrauen und schaut mich an, und ich mach das gleiche, eine seltene Geste brüderlichen Einvernehmens.
    Alle saufen sich ziemlich schnell einen an. Ma bringt Billy und mich in Verlegenheit und fängt von ihrer Periode an. Bloß weil sie siebenundvierzig ist und noch immer ihre Periode kriegt, meint sie, allen davon erzählen zu müssen.
    – Ich war total ausgelaufen. Tampons helfen mir bei nich. Das is so, als ob du n Wasserrohrbruch mit ner Evening News stopfen willst, lacht sie laut und wirft den Kopf in dieser widerlichen »paar Carlsberg Special zuviel im Hafenarbeiter-Club Leith«-Schlampengeste zurück, die ich ja so gut kenne. Mir wird klar, daß Ma heute morgen was getrunken hat. Wahrscheinlich mit Valium gemixt.
    – Is schon gut, Ma, sag ich.
    – Jetzt erzähl nur nich, deine alte Mutter bringt dich in Verlegenheit? Sie nimmt mein schmales Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger. – Ich bin nur froh, daß sie mir nich mein kleines Baby weggenommen ham. Er kanns nich ertragen, wenn ich ihn so nenne. Ihr werdet immer meine kleinen Babys bleim, ihr zwei. Weißte noch, wie ich dir dein Lieblingslied vorgesungen hab, als du noch so klein warst in deinem Buggy?
    Ich biß die Zähne zusammen und spürte, wie ich nen trockenen Hals kriegte und ganz bleich wurde. Also wirklich, nein.
    – Mamas kleiner Liebling mag Butterkeks, Butterkeks, Mamas kleiner Liebling mag Butter-, Butterkeks… sang sie unmelodisch. Sick Boy stimmte spöttisch ein. Am liebsten wär ich anstelle des Glückspilzes Spud in den Knast gegangen.
    – Möchte Mamas kleiner Liebling nochn Pint? fragte Begbie.
    – Ja, ja, da könnt ihr auch noch singen. Singt ruhig, ihr verdammten Mistkerle! Spuds Ma war ins Pub gekommen.
    – Tut mir wirklich leid, das mit Danny, Mrs. Murphy… fing ich an.
    – Leid! Ich geb dir leid! Ohne dich und diese Bande Abschaum wär mein Danny jetzt nicht in dem Scheißknast!
    – Komm schon, Colleen, Liebes. Ich weiß, du bist aufgeregt, aber das is nicht fair. Ma stand auf.
    – Ich erzähl dir was von fair! Der da wars! Sie zeigte verächtlich auf mich. – Der da hat meinen Danny an das Zeug gebracht. Und dann stellt er sich da hin und schwafelt im Gerichtssaal dieses ganze Zeug. Der da und die beiden. Zu meiner Erleichterung schloß ihr Zorn auch Sick Boy und Begbie ein.
    Sick sagte nichts, erhob sich langsam von seinem Stuhl und machte ein Gesicht, als wollte er sagen: »In meinem ganzen Leben bin ich noch nicht so beleidigt worden«, gefolgt von einem traurigen, herablassenden Kopfschütteln.
    – Also,

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