Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
Vom Netzwerk:
Schuldbewußtsein oder Mitgefühl. Er wendet sich ab und geht wieder zu Planet der Affen rüber.
    Ich wollte sagen, daß Tommy die Wahl hatte; die kleine Maria nich. Das hätt bloß zu nem Streit darüber geführt, wo die Wahl begann und wo sie endete. Wie viele Schuß braucht man, bevor das Konzept der Wahl völlig hinüber is? Ich hab keine Ahnung. Ich hab von nix ne Ahnung.
    Wie aufs Stichwort kam Tommy ins Pub. Second Prize, der völlig fertig war, hinter ihm her. Tommy hat angefangen, Heroin zu nehmen. Hat er früher nie. Is wahrscheinlich unsere Schuld, wahrscheinlich meine. Sonst war Tommy bloß auf Speed. Lizzy hat ihn abgeschafft. Er is fürchterlich still, fürchterlich gedrückt. Second Prize nich.
    – Rents, der Junge, is davongekommen! Heh! Du altes Arschloch! brüllt er und zerquetscht mir die Hand.
    Ein Chor von »There’s only one Mark Renton« schallt durch das Pub. Der alte, zahnlose Willie Shane flippt aus. Begbies Großvater, n netter alter Sack mit einem Bein, auch. Begbie und zwei seiner Psychotenfreunde, die ich nich mal kenn, singen mit, Sick Boy und Billy auch, und sogar meine Ma.
    Tommy klappst mir auf den Rücken. – Klasse gemacht, Mann, sagt er. Dann: – Haste was Stoff?
    Ich sag ihm, er solls vergessen und lassen, solang er noch kann. Der Großkotz meint, daß er damit schon umgehen kann. Irgendwo hab ich den Satz schon mal gehört. Hab ich selbst gesagt, und wahrscheinlich werd ich ihn auch wieder sagen.
    Ich bin umringt von den Typen, die mir am nächsten stehen, aber ich hab mich noch nie so einsam gefühlt. In meinem ganzen Leben noch nich.
    Planet der Affen hat sich zu uns dazugemogelt. Die Vorstellung, daß der Arsch mit der kleinen Maria Anderson pennt, is nicht gerade ästhetisch verlockend. Die Vorstellung, daß der Typ mit irgendwem pennt, is nicht ästhetisch verlockend. Wenn er versucht, mit meiner Ma zu reden, zieh ich ihm n Glas über die Primatenrübe.
    Andy Logan kommt ins Pub. Das is n ausgelassenes Kerlchen, der nach kleinen Gaunereien und Knast bloß so riecht. Ich hab Loags vor n paar Jahren kennengelernt, als wir beide als Parkwächter auf nem Golfplatz gearbeitet und tierisch Kohle gemacht haben. Der Ticketkontrolleur im Wagen der Parkaufsicht hatte uns den Job besorgt. Lukrative Zeiten; ich hab meinen Lohn nich angerührt. Ich mag Loags, aber unsere Freundschaft hat sich nie weiterentwickelt. Alles, was er kann, is über die guten alten Zeiten faseln.
    Aber das machten gerade alle. Jedes Gespräch fing mit dem Satz an, »Weißte noch damals, als…«, und jetzt redeten wir gerade über den armen alten Spud.
    Flocksy kam rein und winkte mich zur Theke rüber. Er fragte, ob ich was Stoff hab. Ich bin auf Entzug. Es is verrückt. Die reinste Ironie, daß ich wegen Bücherklau gekascht werd, wo ich grade versuch, klarzukommen. Aber das liegt an diesem Methadon, das is echt mörderisch. Krieg ich die Motten von. Damals in dem Buchladen, als dieses Arschgesicht unbedingt den Helden spielen mußte, war ich grade auf Methadon.
    Ich erzähl Flocksy, daß ich auf Entzug bin, und er verschwindet einfach, ohne nochn Wort zu sagen.
    Billy hat gesehen, wie ich mit ihm gesprochen hab, und geht ihm hinterher, aber ich geh rüber und halt ihn am Arm fest.
    – Ich schlag diesen Haufen Scheiße zu Brei… zischt er durch die zusammengebissenen Zähne.
    – Laß ihn, der is in Ordnung. Flocksy geht die Straße runter und kriegt von alledem nichts mit, kriegt gar nichts mit, was nich mit der Beschaffung von Heroin zu tun hat. – Verdammter Müll. Du verdienst nix anderes, wenn de mit diesem Dreck rumhängst.
    Er geht wieder rein und setzt sich wieder hin, aber bloß weil er Sharon und June die Straße raufkommen sieht.
    Als Begbie June im Pub sieht, starrt er sie vorwurfsvoll an.
    – Wo is das Baby?
    – Bei meiner Schwester, sagt June ängstlich.
    Begbies wütender Blick, sein offener Mund und der starre Gesichtsausdruck wenden sich von ihr ab, und er versucht, diese Information aufzunehmen und zu entscheiden, ob er das gut oder schlecht findet oder obs ihm egal is. Schließlich dreht er sich zu Tommy um und teilt ihm freundschaftlich mit, daß er n ziemliches Arschloch is.
    Was isn das hier? Billy geht einem fuchtbar auf die Nerven mit seiner reaktionären Wut. Sharon glotzt mich an, als ob ich zwei Köpfe hätt. Ma is betrunken und führt sich auf wie ne Schlampe, Sick Boy… der Arsch. Spud is im Knast. Matty im Krankenhaus, und keiner hat ihn besucht, keiner redet von ihm,

Weitere Kostenlose Bücher