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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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das auszugleichen. Und was macht der Arsch? Er haut dir den reinen Scheiß um die Ohren. Das verschlägt einem glatt den Atem, und das kannste wörtlich nehmen. Das blöde Arschloch hat denen auch noch die Adresse von meiner Ma gegeben. Und so bin ich nachn paar Tagen Krankenhaus, wo sie meine Atmung stabilisiert ham, hierhergekommen.
    Da häng ich nun in dieser Junkieschwebe: zu krank, um zu schlafen, zu müde, um wachzubleiben. Ein Dämmerreich der Sinne, in dem das einzig Reale das alles erdrückende, allgegenwärtige Elend und die Schmerzen in Kopf und Körper sind. Mit Schrecken stelle ich fest, daß meine Ma tatsächlich neben meinem Bett sitzt und mich schweigend ansieht.
    Als ich das merk, könnt sie genausogut auf meiner Brust hocken, so erdrückt mich das.
    Sie legt mir die Hand auf die schweißnasse Stirn. Ihre Berührung ist gräßlich, eklig, verletzend.
    – Du glühst ja, Junge, sagt sie leise und schüttelt den Kopf, die Sorgen tief in ihr Gesicht gegraben.
    Ich heb eine Hand über die Decke, um ihre Hand wegzuwischen. Sie deutet meine Geste falsch, nimmt sie in beide Hände und drückt fest und lähmend zu. Ich möcht am liebsten schreien.
    – Ich helf dir, mein Sohn. Ich helf dir, gegen diese Krankheit zu kämpfen. Du bleibst hier bei mir und deinem Vater, bis es dir besser geht. Wir werden sie besiegen, mein Junge, wir werden sie besiegen!
    Ihre Augen blicken angespannt und glasig, und in ihrer Stimme liegt missionarischer Eifer.
    Klar, Ma, klar.
    – Du schaffst es, mein Sohn. Doktor Matthews meint, der Entzug ist nicht schlimmer als ne schwere Grippe, sagt sie.
    Wann hat der alte Matthews das letzte Mal nen Turkey gehabt? Am liebsten würd ich den gefährlichen alten Irren für vierzehn Tage in ne Gummizelle sperren, ihm n paar Spritzen Diamorphin verpassen und dann den Arsch n paar Tage allein lassen. Der würd mich anflehn, ihm was zu geben. Und ich würd bloß den Kopf schütteln und sagen: Nimms nich so tragisch, Kumpel. Was is denn? Is doch bloß wie ne üble Grippe.
    – Hat er mir Temazepan verschrieben? frag ich.
    – Nein! Ich hab ihm gesagt, nix von diesem Mist. Von dem biste ja noch schwerer losgekommen als vom Heroin. Krämpfe, Übelkeit, Durchfall… dir gings richtig dreckig. Keine Drogen mehr.
    – Vielleicht soll ich wieder ins Krankenhaus, Ma, schlag ich ihr hoffnungsvoll vor.
    – Nein! Keine Krankenhäuser. Kein Methadon. Davon isses doch bloß noch schlimmer geworden, Junge, hast du selber gesagt. Du hast uns angelogen, Junge. Deine Mutter und deinen Vater. Du hast das Methadon genommen und dir doch wieder n Schuß besorgt. Aber diesmal is Schluß damit. Du bleibst hier, wo wir dich im Auge behalten können. Ich hab schon einen Jungen verloren, das passiert mir nich nochmal! Tränen stehen ihr in den Augen.
    Arme Ma, sie gibt sich noch immer die Schuld für das versaute Gen, das dazu geführt hat, daß mein Bruder Davie als Gemüse auf die Welt gekommen is. Ihre Schuld, daß er ins Pflegeheim mußte, nachdem sie sich jahrelang mit ihm abgemüht hat. Ihre Verzweiflung über seinen Tod letztes Jahr. Ma weiß, was alle von ihr halten, die Nachbarn und so. Sie halten sie für ne schamlose Schlampe, wegen ihren blondgefärbten Haaren, den Klamotten, die zu jung für sie sind, und wegen ihrem freizügigen Konsum von Carlsberg Spezial. Sie glauben, sie und mein Vater haben Davies schwere Behinderung bloß dazu benutzt, um aus dem Sozialbau rauszukommen und von der Wohnungsgenossenschaft diese nette Wohnung am Fluß zugewiesen zu bekommen, um dann das arme Schwein einfach ins Pflegeheim abzuschieben.
    Scheiß auf die Tatsachen, sind doch unwichtig, aber in einer Gegend wie Leith, wo s so viele neugierige Arschlöcher gibt, die sich nich um ihren eigenen Kram kümmern, werden diese kleinen Neidereien zum Teil der Mythologie. So viel enteignetes weißes Pack in einem Schrottland voller enteignetem weißem Pack. Manche meinen, die Iren sind der Schrott Europas. Scheiße. Die Schotten sinds. Die Iren hatten zumindest den Mum, ihr Land zurückzuerobern, wenigstens den größten Teil davon. Ich weiß noch, wie ich mich aufgeregt hab darüber, als Nicksys Bruder unten in London die Schotten als »Porridgenigger« beschimpft hat. Jetzt weiß ich, daß das einzig Beleidigende daran der Rassismus gegen die Schwarzen war. Ansonsten hat er vollkommen recht. Das erzählt einem jeder; die Schotten sind gute Soldaten. Wie mein Bruder Billy.
    Selbst meinen Alten finden sie verdächtig. Seinen

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