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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Glasgow-Akzent und daß er auf den Märkten in Ingliston und East Fortune Sachen verscherbelt, seit sie ihn bei Parson’s entlassen haben, statt in Strathy’s Bar rumzusitzen und über jeden Mist zu jammern.
    Sie meinens ja bloß gut, und sie meinens ja bloß gut mit mir, aber es gibt nicht die leiseste Chance, daß sie begreifen, was ich durchmach, was ich brauch.
    Schützt mich vor denen, die mir helfen wollen.
    – Ma… ich finds ja lieb, was du da alles machst, aber ich brauch einfach nen Schuß, damit ich ruhiger werd. Bloß den einen, ich fleh dich an.
    – Vergiß es, Junge. Mein Alter ist gerade ins Zimmer gekommen, ohne daß ich ihn gehört hab. Die Alte kommt gar nich dazu, was zu sagen. – Es gibt nichts mehr. Reiß dich zusammen, Junge, ich sags dir.
    Sein Gesicht is ganz versteinert, das Kinn nach vorn gereckt, die Arme an den Seiten, als ob er sich mit mir prügeln wollte.
    – Ja… klar, murmel ich kläglich unter der Bettdecke hervor. Ma legt mir schützend die Hand auf die Schulter. Wir sind beide wieder zu Mutter und Kind regrediert.
    – Hast alles versaut, sagt er drohend und verliest dann die Anklage. – Lehre. Universität. Das nette Mädchen, mit dem du zusammen warst. Die vielen Chancen, die du hattest, Mark, und du hast sie alle versaut.
    Er muß mir gar nicht mehr erzählen, daß er solche Chancen nie gehabt hat, als er in Govan aufgewachsen is und mit fünfzehn von der Schule is und ne Lehre angefangen hat. Das versteht sich von selbst. Wenn mans genau überlegt, is das allerdings nich viel anders, als in Leith aufzuwachsen und mit sechzehn von der Schule zu gehn und ne Lehre anzufangen. Vor allen Dingen, weil er nicht in einer Zeit der Massenarbeitslosigkeit aufgewachsen is. Aber ich bin nich in dem Zustand, mich mit ihm zu streiten, und selbst wenn, mit Glasgowern lohnt sich das nich. Ich hab noch keinen aus Glagow kennengelernt, der nich glaubte, daß sie die einzigen wirklich leidenden Proletarier in Schottland, Westeuropa, der ganzen Welt sind. In Glasgow harte Zeiten erlebt zu haben, das is die einzig wahre Erfahrung. Ich versuchs mal anders.
    – Ähm, vielleicht fahr ich wieder nach London. Such mir n Job. Ich bin wohl im Delirium. Ich glaub schon, Matty is im Zimmer. – Matty… Ich glaub, das hab ich wirklich gesagt. Die verdammten Schmerzen gehen los.
    – Du spinnst dir was zusammen, Sohn. Du gehst nirgendwo hin. Sogar wenn du scheißen gehst, will ich das wissen.
    Die Chancen dafür stehn ziemlich schlecht. Der Stein, den ich in meinen Gedärmen zusammengepreßt hab, müßte schon rausoperiert werden. Ich müßte tagelang Magnesiummilch runterwürgen, bis da was rauskäm.
    Als der Alte endlich verduftet, schaff ich es, Ma n paar Valium abzuschwatzen. Nach Davies Tod war sie n halbes Jahr lang auf dem Zeug. Und weil sie die Sucht losgeworden is, hält sie sich jetzt für ne Expertin in Drogenentzug. Das is aber Sgag, verdammt, liebstes Mütterlein.
    Ich steh unter Hausarrest.
    Der Vormittag war nicht sehr gemütlich, aber im Vergleich zum Nachmittag das reinste Picknick. Der alte Herr kam zurück von seiner Informationsreise. Er hat Büchereien und Stellen beim Gesundheitsamt und Sozialberatungen aufgesucht, Nachforschungen angestellt, Rat gesucht, Broschüren gesammelt.
    Er wollte mich zum AIDS -Test bringen. Aber ich will den ganzen Scheiß nich nochmal durchmachen.
    Zum Abendessen steh ich auf und müh mich, hinfällig, gebeugt und zerbrechlich, die Treppe runter. Bei jedem Schritt steigt mir das Blut in den pochenden Schädel. An einem Punkt dachte ich, daß er einfach aufplatzt wien Ballon und das Blut, Knochensplitter und Hirnmasse auf Mas cremefarbene Rauhfaser klatschen.
    Die alte Dame steckt mich in den Fernsehsessel neben dem Kamin und stellt mir n Tablett aufn Schoß. Meine Gedärme zucken sowieso schon wie wild, aber das Hackfleisch sieht einfach widerlich aus.
    – Ich hab dir doch gesagt, daß ich kein Fleisch esse, Ma, sag ich.
    – Du hast doch immer dein Hackfleisch mit Kartoffeln gemocht. Genau das is schiefgelaufen, mein Junge, daß du dich falsch ernährt hast. Du brauchst doch Fleisch.
    Es scheint offenbar einen kausalen Zusammenhang zwischen Heroinsucht und vegetarischer Ernährung zu geben.
    – Das is gutes Rinderhack. Das ißt du, sagt mein Vater. Es is einfach lächerlich.
    In dem Augenblick dachte ich daran, zur Tür rauszustürmen, obwohl ich bloß Trainingsanzug und Hauslatschen anhatte. Der alte Herr scheint Gedanken lesen zu können und

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