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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Wo wir anderer Meinung sind, is seine Weigerung, das Bild in all seiner Düsternis zu sehen. Er glaubt, daß ich unter mangelndem Selbstwertgefühl leide und ich mich weigere, das anzuerkennen, indem ich der Gesellschaft dafür die Schuld gebe. Er meint, daß meine Mittel, die Belohnungen und Belobigungen (und andersrum die Verdammung), die mir in der Gesellschaft angeboten werden, abzuschwächen, keine Ablehnung dieser Werte an sich beinhaltet, sondern Hinweis darauf is, daß ich mich nich gut genug (oder schlecht genug) fühle, um sie zu akzeptieren. Statt einfach zu sagen: Ich glaub nich, daß ich diese Fähigkeiten hab (oder ich glaube, ich bin besser), sag ich: Is doch eh alles Scheiße.
    Kurz bevor Hazel zu mir sagte, daß sie mich nich wiedersehen wollte, als ich zum zigsten Mal wieder mit Drogen anfing, hat sie zu mir gesagt: – Du willst dich doch bloß mit dem Zeug versauen, damit alle glauben, wie ungeheuer tief und scheißkomplex du bist. Das is doch jämmerlich und arschlangweilig.
    In gewisser Hinsicht ziehe ich Hazels Betrachtungsweise allen anderen vor. Da steckt ein gewisses Ego-Element drin. Hazel versteht was von den Bedürfnissen des Ego. Sie is Schaufensterdekorateurin in einem Kaufhaus, schimpft sich aber »Konsumdisplay-Künstlerin« oder so ähnlich. Warum soll ich die Welt ablehnen und mich als was Besseres betrachten? Weil ich sie nun mal ablehne, darum. Und weil ich verdammt was Besseres bin, basta.
    Das Ergebnis dieser Haltung war jedenfalls, daß man mich zu diesem Therapie/Beratungsscheiß geschickt hat. Das wollt ich alles gar nich. Entweder das oder Knast. Langsam denk ich, daß Spud die bessere Lösung erwischt hat. Diese Scheiße rührt alles bloß auf, verwirrt mehr, als sie klärt. Eigentlich will ich bloß, daß die Ärsche sich um ihren eigenen Kram kümmern, dann tu ich das auch. Warum glaubt eigentlich jeder Penner, er hat das Recht, mich auseinanderzunehmen und zu analysieren, bloß weil ich harte Drogen nehm?
    Wenn du erst mal akzeptierst, daß die das Recht dazu haben, schließt du dich denen auf der Suche nach dem heiligen Gral, nach dem Dingsda, das einen zum Ticken bringt, an. Du beugst dich ihnen und läßt zu, daß man dir jede blödsinnige Verhaltenstheorie aufschwatzt, die sie dir anhängen wollen. Dann gehörst du ihnen, nicht mehr dir selber, die Abhängigkeit verschiebt sich von den Drogen zu diesen Leuten.
    Die Gesellschaft erfindet eine völlig verdrehte Scheinlogik, um die Leute, deren Verhalten außerhalb des Mainstreams steht, zu absorbieren und zu ändern. Angenommen, ich kenn alle Für und Wider, weiß, daß ich n kurzes Leben haben werd, bei klarem Verstand bin und so weiter, will aber immer noch Heroin nehmen? Das lassen die nich zu. Sie lassen es nich zu, weil sies als Zeichen für ihr eigenes Versagen deuten. Daß du dich einfach entschlossen hast, das, was sie dir zu bieten haben, abzulehnen. Entscheide dich für uns. Entscheide dich fürs Leben. Entscheide dich für Hypothekenraten; Waschmaschinen; Autos; entscheide dich dafür, auf der Couch rumzusitzen und bescheuerte, nervtötende Gameshows anzuglotzen, während du dir beschissenes Junkfood in den Mund stopfst. Entscheide dich dafür, langsam zu verrotten, dich im Pflegeheim vollzupissen und einzuscheißen, daß es deinen selbstsüchtigen, versauten Blagen, die du in die Welt gestzt hast, peinlich ist. Entscheide dich fürs Leben.
    Also, ich hab mich entschieden, mich nich fürs Leben zu entscheiden. Wenn die Ärsche damit nich klarkommen, is das deren Problem. Wie Harry Lauder sagt, ich hab einfach nur vor, den Weg bis zum Ende zu gehen…
    Hausarrest
    Das Bett kommt mir bekannt vor, besser gesagt, die Wand gegenüber. Paddy Stanton mit seinen Siebziger-Jahre-Koteletten schaut auf mich herab. Iggy Pop hockt da und zertrümmert nen Stapel Schallplatten mit nem Tischlerhammer. Mein altes Zimmer im elterlichen Heim. Mein Kopf müht sich ab zusammenzukriegen, wie ich hergekommen bin. Ich kann mich noch an Johnny Swans Bude erinnern, dann an das Gefühl, gleich sterben zu müssen. Dann fällts mir wieder ein; Swanney und Alison ham mich die Treppe runtergeschleppt, mich in n Taxi gesetzt und dann ab in die Klinik.
    Komisch, kurz davor hab ich noch damit geprahlt, daß ich in meinem ganzen Leben noch keine Überdosis hatte, fällt mir ein. Na ja, für alles gibts n erstes Mal. Swanney war schuld. Sein Stoff is meistens bis zum Gehtnichmehr gestreckt, also tuste immern bißchen mehr auf den Löffel, um

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