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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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elterlichen Pflichten vernachlässigt, besser gesagt gar nicht erst angefangen hat, seine Rolle als Vater wahrzunehmen? Wahrscheinlich eher, weil ich den Arsch beneide. Dem is alles egal. Und weil ihm alles egal is, kann er auch nich verletzt werden. Nie.
    Na, wie auch immer, jedenfalls is Tricia völlig fertig.
    – Ähm… ja, bis dann mal, Mark.
    Die beiden verschwinden schnell, Tricia trägt das Tablett mit den Gläsern, und der Sutherland-Gorilla (jedenfalls glaub ich, daß er einer von den Sutherlands is), dessen Fingerknöchel fast über die polierte Tanzfläche schaben, wirft mir einen Blick zu.
    Das war total daneben, so schlecht über Sick Boy zu reden. Aber es macht mich krank, wenn der Kerl einfach so davonkommt und ich als der große Bösewicht in dem Stück dasteh. Na ja, jedenfalls seh ich das so. Sick Boy hat seine eigenen Ängste, seinen eigenen Schmerz. Wahrscheinlich hat er auch mehr Feinde als ich. Bestimmt. Ach, was solls.
    Ich trag die Gläser an den Tisch zurück.
    – Alles klar, mein Junge? fragt mich Ma.
    – Wie neugeboren, Ma, wie neugeboren, sag ich, versuche wie James Cagney zu klingen und scheitere kläglich; wie meistens. Egal, Mißerfolg, Erfolg, was is das eigentlich? Interessiert doch keinen. Wir leben, dann sterben wir, und das alles in ner ziemlich kurzen Zeitspanne. Das wars; Ende der Fahnenstange.
    Erwischt
    Es ist ein wunderschöner Tag. Das soll wohl heißen
    Konzentrier dich. Auf das, was ansteht. Meine erste Beerdigung. Jemand sagt mit sanfter Stimme: – Komm, Mark. Ich trete vor und greif mir das Ende des Seils.
    Ich helf meinem Vater und meinen Onkeln Charlie und Dougie, die sterblichen Überreste meines Bruders ins Grab hinabzulassen. Die Armee hat alles übernommen. Überlassen Sie das ruhig uns, hat der Bestattungsoffizier mit sanfter Stimme zu Ma gesagt. Überlassen Sie das uns.
    Ja, dies is die erste Beerdigung, bei der ich gewesen bin. Meistens werden die Leute ja verbrannt heutzutage. Ich frag mich, was eigentlich in der Kiste is. Nich viel von Billy, soviel steht fest. Ich schau rüber zu Ma und Sharon, Billys Mieze, die von ner Gruppe Tanten getröstet wird. Lenny, Peasbo und Naz, Billys Kumpel, sind da, zusammen mit n paar Freunden aus der Kompanie.
    Billy Boy, Billy Boy. Hallo, hallo, wir sind die. Hat doch damit nichts zu
    Andauernd fällt mir diese alte Nummer von den Walker Brothers ein, die, die Midge Ure gecovert haben: There’s no regrets, no tears, goodbye, I don’t want you back undsoweiter undsoweiter.
    Ich spüre kein Mitleid, bloß Wut und Verachtung. Ich hab gekocht, als ich den beschissenen Union Jack auf seinem Sarg liegen sah, und hab den arschkriecherischen Schlappsack von Offizier beobachtet, der offensichtlich nich in seinem Element war, wie er versuchte, mit meiner Ma zu reden. Aber noch viel schlimmer, diese verdammten Glasgower, die Familie von meinem Alten, sind in Massen hier aufgetaucht. Die reden bloß Scheiße, von wegen daß er im Dienst fürs Vaterland gestorben is und diesen unterwürfigen Dreck. Billy war einfach n blöder Hund, das is alles. Kein Held, kein Märtyrer, bloß n blöder Hund.
    Dann fing ich an, nervös zu kichern, und beinahe hätts mich völlig gepackt. Ich wär fast vor Lachen umgefallen, als Charlie, der Bruder meines Vaters, mich am Arm packte. Er starrte mich feindselig an, aber das tut der Arsch ja immer. Effie, seine Frau, zieht den Wichser beiseite und sagt: – Der Junge is ganz durcheinander. So isser nun mal, Chick. Der Junge is durcheinander.
    Geht euch endlich mal waschen, ihr verstunkenen Glasgower Arschlöcher.
    Billy Boy. So haben sie ihn als kleinen Jungen immer gerufen. Andauernd hieß es: alles in Ordnung, Billy Boy? Bei mir hieß es nur: Schon gut, Junge, wenn ich hinterm Sofa schmollte.
    Billy Boy, Billy Boy. Ich weiß noch, wie du auf mir draufgehockt bist. Ich war hilflos an den Boden gepreßt. Die Luftröhre zu einem Strohhalm zusammengedrückt. Während mir die Luft aus Lunge und Hirn wich, flehte ich, daß Ma endlich ausm Presto zurückkam, bevor du mir die Seele aus dem dürren Körper drücktest. Der Geruch nach Pisse, ein feuchter Fleck in deiner kurzen Hose. War es wirklich so aufregend, Billy Boy? Na hoffentlich. Heute kann ich dir nicht mehr böse sein deswegen. Damit hast du immer n Problem gehabt; diese Ausscheidung von Exkrementen und Urin zu unpassenden Gelegenheiten, die Ma in den Wahnsinn trieb. Was is die beste Mannschaft, hast du mich gefragt und hast fester gequetscht,

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