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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Dougie sich verdrückt und sie um ne Schlägerei gebracht hatten. Ich kicherte immer noch. Danke Jungs, das war
    Billy Boy meinte, daß ich mir mit dem Scheiß mein Leben ruiniere. Hat er mir mehrmals gesagt. Es war wirklich
    Scheiß. Scheiß. Scheiß. Was is eigentlich los. Ach, Billy. Verdammt nochmal. Ich hab doch nich
    Sharon hat recht. Es ist schwer, die Menschen zu ändern.
    Aber jede Sache braucht ihre Märtyrer. Und jetzt wärs mir am liebsten, sie verpißt sich endlich, damit ich an meinen Stoff kann, nen Schuß aufkochen und ihn mir setzen, für die Sache des Vergessens.
    Junk-Dilemma Nr. 67
    Verlust is relativ. Es gibt Babys, die verhungern, jede Sekunde sterben die wie die Fliegen. Daß das woanders stattfindet, ändert ja nix dran. In der Zeit, die ich brauch, um diese Pillen zu zerstampfen, sie aufzukochen und sie mir zu drücken, sind Tausende von Kindern in anderen Ländern, und vielleicht auch n paar in diesem hier, tot. In der Zeit, die ich dafür brauch, sind Tausende Arschlöcher, deren Investitionen sich auszahlen, um Tausende von Pfund reicher.
    Pillen zerstampfen: son Scheiß. Ich sollte das Zeug besser dem Magen überlassen. Hirn und Adern sind einfach zu schade dafür.
    Wie Dennis Ross.
    Dennis hatte ’nen Wahnsinns-Hit von dem Whisky, den er sich gedrückt hat. Dann fing er an, mit den Augen zu rollen, das Blut sprudelte ihm aus der Nase, und das wars dann. Wenn du erstmal das Blut in dem Tempo aus der Nase laufen siehst… dann isses vorbei. Junkie-Angeberei… nee. Junkie-Bedürfnisse.
    Ich hab tierische Angst, scheiß mir in die Hose, aber das Ich, das sich in die Hose scheißt, is n anderes Ich als das, das die Pillen zerstampft. Das Ich, das sie zerstampft, meint, daß der Tod auch nich schlimmer sein kann als nichts zu unternehmen, um diesen stetigen Abstieg zu beenden. Dieses Ich gewinnt immer.
    Mit Stoff kommt man eigentlich nie in n Dilemma. Das Dilemma kommt erst, wenn man keinen mehr hat.

EXIL

London Calling
    Nix läuft. Wo sind die Ärsche denn bloß? Selber schuld. Hätt vorher anrufen sollen, daß ich komm. Jetzt steh ich da. Keiner zu Haus. Die schwarze Tür wirkt so kalt, eine harsche, tödliche Wand, die zu sagen scheint, daß sie schon ne ganze Weile weg sind und auch für länger nich wiederkommen, wenn überhaupt. Ich lins durch den Briefschlitz, aber ich kann nich erkennen, ob hinter der Tür irgendwelche Post liegt.
    Ich trete vor Wut dagegen. Die Frau vom gleichen Stock gegenüber, ne griesgrämige Nutte, wenn ich mich richtig erinner, macht die Tür auf und steckt den Kopf raus. Sie starrt mich an, als ob sie mich was fragen will. Ich kümmer mich nich um sie.
    – Die sind nich da. Schon seit Tagen nich, sagt sie und beäugt mißtrauisch meine Sporttasche, als wär da Sprengstoff drin.
    – Na toll, brummel ich barsch, schaue verzweifelt an die Decke in der Hoffnung, daß diese Wutpantomime die Frau dazu bringt zu sagen: Ich kenn Sie doch. Sie ham hier mal gewohnt. Sie müssen doch erschöpft sein von der langen Reise von Schottland bis hierher. Kommen Sie rein, trinken Sie ne nette Tasse Tee und warten Sie solange auf ihre Freunde.
    Statt dessen sagte sie: – Nee… hab sie mindestens zwei Tage nich gesehen.
    Fotze. Scheiße. Kacke. Mist.
    Die können sonstwo sein. Überall und nirgends. Sie können jederzeit zurückkommen. Vielleicht aber auch nie.
    Ich geh den Hammersmith Broadway lang. London kommt mir nach grade mal drei Monaten Abwesenheit merkwürdig und fremd vor, so wie einem vertraute Orte vorkommen, wenn man weggewesen is. Als wär alles ne Kopie von dem, was du vorher gekannt hast, ähnlich, aber irgendwas fehlt, n bißchen so wie im Traum. Man sagt, man muß an einem Ort leben, um ihn zu kennen, aber man muß ganz neu dorthin kommen, um ihn wirklich zu sehen. Ich weiß noch, wie ich mit Spud die Princes Street langgegangen bin, wir beide hassen diese widerliche Straße, völlig zerstört durch die Touristen und Kauflustigen, dem Zwillingsfluch des modernen Kapitalismus. Ich hab zur Burg hochgeschaut und gedacht, wie scheißegal sie mir is. Im Kopf hak ich die ab wie n Kaufhaus oder Virgin Records. Da wollten wir hin und n bißchen klauen. Aber wenn du ne Weile weggewesen bist und kommst an der Waverley Station raus, dann denkste dir: He, gar nich so übel.
    Auf der Straße sieht heut alles wie Weichzeichner aus. Liegt wahrscheinlich am fehlenden Schlaf und am fehlenden Stoff.
    Das Pub-Schild is neu, aber die Botschaft is alt. Das Britannia. Rule

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