Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
Vom Netzwerk:
Britannia. Ich hab mich nie als Brite gefühlt, weil ich keiner bin. Das is häßlich und künstlich. Ich hab mich auch nie richtig als Schotte gefühlt. Schottland das Tapfere, fürn Arsch; Schottland das Dreckschwein. Wir prügeln uns gegenseitig zu Tode für das Privileg, irgend nen englischen Aristokratenarsch zu lecken. Länder waren mir schon immer scheißegal, find ich wiederlich. Von mir aus kann man sie alle abschaffen. An die Wand mit all diesen verdammten geschniegelten Parasitenpolitikern, die sich je in ihren Anzügen und schmierig lächelnd hingestellt und Lügen und faschistische Plattheiten abgesondert haben.
    An der Tafel steht, daß heute abend in der hinteren Bar Gay Skinhead Night is. In einer Stadt wie dieser vermischen sich Kulte und Subkulturen und spalten sich ab. Hier kann man freier sein, nicht weil das London is, sondern weil es nich Leith is. Wir sind doch bloß Arschlöcher auf Urlaub.
    An der Theke such ich nach nem vertrauten Gesicht. Einrichtung und Dekor in dem Laden haben sich radikal verändert, und zwar zum Schlechteren. Was früher mal ne gute, gruftige Kneipe war, wo du deinen Kumpeln auch mal n Bier übern Kopf schütten und dir auf dem Frauen- oder Männerklo einen blasen lassen konntest, is heute n erschreckend keimfreies Loch. N paar Stammgäste in billigen Klamotten, mit versteinertem Gesicht und verwirrtem Blick, klammern sich an eine Ecke der Theke wie Schiffbrüchige an Treibholz, und die Yuppies gackern laut. Immer noch bei der Arbeit, immer im Büro, doch jetzt mit Alkohol statt mit Telefon. Der Laden is jetzt darauf aus, den Büroangestellten der Firmen, die die Gegend immer mehr zupflastern, den ganzen Tag durch mit Essen zu versorgen. Davo und Suzy würden in so ner seelenlosen Toilette nix trinken.
    Einer der Barkeeper kommt mir allerdings irgendwie bekannt vor.
    – Kommt Paul Davis noch manchmal hier rein? frag ich ihn.
    – Wen suchst du, Kumpel? Den farbigen Typen, der für Arsenal spielt? lacht er.
    – Nee, ich mein son Langen aus Liverpool. Dunkle Stachelhaare, ne Nase wie ne Sprungschanze. Nich zu übersehen.
    – Ja… ja, ich kenn den Kerl. Davo. Hängt mit so ner Maus rum, klein, kurze schwarze Haare. Nee, die beiden hab ich schon ewig nich mehr gesehen. Ich weiß nich mal, ob die überhaupt noch hier in der Gegend sind.
    Ich trink n Pint Pisse mit Kohlensäure und laber mit dem Kerl über seine neuen Gäste.
    – Ach weißte, Kumpel, die meisten von denen sind noch nich mal richtige Yuppies, und zeigt verächtlich auf die Anzüge in der Ecke. – Meistens bescheuerte Angestellte oder Versicherungsagenten auf Provisionsbasis, die jede Woche ne Handvoll Reis als Lohn kriegen. Die tun doch alle bloß so. Den Säcken stehen die Schulden bis hier. Latschen in teuren Anzügen durch die City und tun so, als hätten se fuffzigtausend Pfund im Jahr. Dabei ham die meisten von denen nich mal was Fünfstelliges.
    Da war ne Menge dran, was der Typ sagte, so verbittert er auch war. Hier flog zwar sicher mehr Kohle rum als oben an der Straße, aber die Ärsche hier hatten die Idee geschluckt, daß man bloß entsprechend aussehen muß, und schon läuft alles wie von selber, was natürlich vollkommener Scheiß war. Ich hab schon Assi-Junkies in Edinburgh gesehen, bei denen Soll und Haben ausgeglichener war als hier bei diesen Doppelverdienern mit ihren riesigen Hypotheken. Aber eines Tages is die Kacke am Dampfen. Für die sind schon säckeweise letzte Mahnungen in der Post.
    Ich geh zur Wohnung zurück. Immer noch keine Spur von den Pennern.
    Die Frau von Gegenüber kommt wieder raus. – Die finden se nich, sagt sie mit blasiertem, hämischem Ton. Die Schlampe is doch n Arschloch allererster Güte. Ne schwarze Katze streicht an ihr vorbei auf den Treppenabsatz hinaus.
    – Schlamper! Schlamper! Komm her, du verdammtes kleines… Sie hebt die Katze hoch, drückt sie wie n Baby an die Brust und starrt mich zornig an, als hätte ich vor, dem Mistvieh was anzutun.
    Ich hasse Katzen, fast so sehr wie Hunde. Ich bin dafür, Haustiere zu verbieten und alle Hunde plattzumachen, bis aufn paar, die kommen in den Zoo. Das is eines der wenigen Dinge, wo Sick Boy und ich einig sind.
    Verdammt. Wo zum Henker sind die beiden?
    Ich geh wieder ins Pub und trink noch n paar Pint. Bricht einem wirklich das Herz, was die Idioten aus dem Laden gemacht haben. Die ganzen Nächte, die wir hier waren. Das is so, als hätten sie mit der Einrichtung auch gleich die Vergangenheit

Weitere Kostenlose Bücher