Trainspotting: Roman (German Edition)
sind. Drinnen isses unglaublich schmuddelig. Alter Schrank, Kommode und n großes Messingbett, das mitten in dem muffigen Zimmer steht; Küche und Klo gehen davon ab.
Wenn ich denke, was ich vorhin über den Typen gedacht hat, bin ich doch überrascht, in dem Zimmer Fotos von ner Frau und Kindern zu finden.
– Deine Familie, Kumpel?
– Ja, das ist meine Familie. Sie kommen bald nach.
Das klingt immer noch falsch. Vielleicht hab ich mich so ans Lügen gewöhnt, daß mir die Wahrheit gelogen vorkommt. Trotzdem.
– Vermißt sie wohl.
– Ja. O ja, meint er und sagt dann: – Leg dich aufs Bett, mein Freund. Du kannst schlafen. Ich mag dich. Du kannst eine Weile bleiben.
Ich schau den kleinen Sack scharf an. Ne Bedrohung stellt er wirklich nich dar, also denk ich, was solls, ich bin alle, und legte mich ins Bett. Kurz hatte ich noch Zweifel, als mir Dennis Nilsen einfiel. Ich wette, es gab so einige Typen, die ihn auch nicht bedrohlich fanden; bis er sie dann erwürgte, ihnen den Kopf abschlug und sie in nem großen Topf auskochte. Nilsen hat in derselben Arbeitsvermittlung in Cricklewood gearbeitet wien Typ aus Greenock, den ich kannte. Der Typ aus Greenock hat mir erzählt, daß Nilsen mal an Weihnachten n Curry mitgebracht hat, das er für die Leute im Büro gekocht hatte. Vielleicht war das Quatsch, aber wer weiß. Jedenfalls bin ich so fertig, daß ich die Augen zumach und mich in meine Müdigkeit fallen lasse. Ich verkrampfte n bißchen, als ich merkte, wie Gi sich neben mich legte, aber ich entspannte mich bald wieder, weil er keine Anstalten machte, mich anzurühren, und außerdem waren wir beide angezogen. Ich merkte, wie ich in einen kranken, verwirrten Schlaf fiel.
Ich wachte auf, ohne zu wissen, wie lange ich geschlafen hatte; mein Mund war ganz trocken, und ich spürte was Feuchtes auf meinem Gesicht. Ich faßte mich an die Wange. Eiweißfäden einer zähen, klebrigen Masse pappten an meinen Fingern. Ich drehte mich um und sah den alten Sack neben mir liegen, nackt, und Sperma tropfte ihm von seinem kleinen fetten Pimmel.
– Du alte Drecksau!… Wichst mich im Schlaf voll… du mieses altes Schwein! Ich kam mir vor wien dreckiges Taschentuch, benutzt, wertlos. Ich wurde so wütend, daß ich dem kleinen Arsch eine in die Schnauze haute und vom Bett zerrte. Mit seinem dicken Bauch und dem runden Kopf sah er aus wien widerlicher fetter Gnom. Ich trat ihn n paarmal, während er am Boden kauerte, dann hörte ich auf, als ich merkte, wie er schluchzte.
– Verdammt nochmal. Du blöder Hund. Verdammt… Ich lief im Zimmer auf und ab. Sein Geschluchze brachte mich aus der Fassung. Ich zog den Bademantel von einem der Messingknöpfe des Bettgestells und legte ihn um seine häßliche Blöße.
– Maria. Antonio, schluchzt er. Ich stelle überrascht fest, daß ich den Arm um den kleinen Kerl gelegt habe und ihn tröste.
– Schon gut, Kumpel. Schon gut. Tut mir leid. Wollte dir nich weh tun, aber na ja, mich hat halt noch keiner angewichst.
Da war ich mir ganz sicher.
– Du bist nett… was soll ich machen? Maria. Meine Maria… Er heulte. Sein Gesicht wurde vom Mund beherrscht, ein riesiges schwarzes Loch in dem Zwielicht. Er stank nach Alkohol, Schweiß und Wichse.
– Hör mal, komm, wir gehen in n Café. Da können wir quatschen. Ich geb dirn Frühstück aus. Auf der Ridley Road isn guter Laden, am Markt, weißte? Der hat bestimmt schon offen.
Mein Vorschlag war ebenso eigennützig wie altruistisch. So war ich näher bei Mels Bude in Dalston, und außerdem wollte ich raus aus diesem deprimierenden Kellerloch.
Er zog sich an, und wir gingen. Wir latschten die Stoke Newington High Street und die Kingsland Road runter zum Markt. Das Lokal war ganz schön voll, aber wir fanden noch nen Tisch. Ich bestellte mir n Käse-Tomatenbrötchen und der alte Sack dieses widerliche schwarze, gekochte Fleisch, auf das die jüdischen Typen in Stamford Hill so stehen.
Der Sack fängt an, von Italien zu labern. Er war jahrelang mit dieser Maria verheiratet. Dann kriegte die Familie raus, daß er und Antonio, Marias jüngster Bruder, einander fickten. Na, so sollt ich das wohl nich sagen, eher daß sien Liebespaar waren. Ich glaub, er liebte den Typen, aber halt auch Maria. Ich dachte immer, ich bin schon schlimm dran mit den Drogen, aber was für ne Scheiße manche Idioten aus Liebe aus ihrem Leben machen. Da will ich lieber nich drüber nachdenken.
Jedenfalls waren da noch zwei andere Brüder, Machos,
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