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Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Trallafitti: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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Hirngespinst. Es existiert
nicht.«
    »Was meinst
du damit?«
    »Von wem
hast du deine Informationen?«
    Da war es
wieder, das alte Spiel, das wir beide miteinander trieben. Jeder wusste etwas. Keiner
wusste alles. Und niemand wollte seinen Teil der Informationen preisgeben, ehe er
nicht den anderen Teil der Geschichte gehört hatte. Ich wusste, wir würden auf der
Stelle treten.
    »Pankowiak
hat dumme Dinge getan. Dinge, die ihn jetzt einholen. Kommt es zur Anklage, werden
die Köpfe dreier Polizisten rollen.« Ich inspizierte seine Mimik, doch sein Gesicht
blieb völlig ausdruckslos. Er wusste es. Er muss es gewusst haben. All sein Geschwafel
und seine Warnungen, ich solle Gregor nicht zu nah an mich heranlassen. Es würde
ansonsten keinen Sinn ergeben. »Ansmann ist einer von ihnen.«
    Seine Wimpern
zuckten, doch er sagte nichts. Dieser Kerl ließ sich einfach nicht in die Karten
schauen.
    »Britta
hat ein Übereinkommen in der Schublade. Legt sie es dem Staatsanwalt vor, wird das
Verfahren eingestellt. Voraussetzung ist …«
    »Ich weiß«,
unterbrach er mich endlich.
    »Er wird
diese Aussage nicht machen! Nicht, solange Minderhouds Konsorten hinter dem Korn
auf ihn warten.«
    »Nein, Esther.
Das ist es nicht.«
    Sein Blick
erforschte mich. Er schien nach der ultimativen Lösung zu suchen, nicht den Mund
aufmachen zu müssen. Schließlich hob er die Hand und begann, sich selbst zu dirigieren.
»Glaub nicht, dass ich nicht alles versucht hätte. Drei Wochen lang habe ich deinem
Freund den Arsch hinterhergetragen. Ich habe mir seine Befindlichkeiten angehört,
seine Mätzchen über mich ergehen lassen und ihm den Hof gemacht. Alles nur, um die
Scheißaussage aus ihm herauszubekommen. Ich habe meine Kompetenzen überschritten.
Und mehr als einmal hatte ich die Faxen dicke. Aber es gibt keinen besseren Zeugen.
Alle besseren sind tot.« Er griff nach meinem Glas, von dem ich nicht gewusst habe,
dass der Wirt es mittlerweile aufgefüllt hatte, und kippte sich das Whisky-Gemisch
den Hals hinunter. Er zog die Brauen zusammen.
    »Ich hatte
ihn so weit. Alle Vorkehrungen waren getroffen. Er hätte lediglich seine Aussage
machen müssen. Danach hätte er für eine sehr lange Zeit verschwinden können, mit
einem sauberen Register und einem Täschchen voller Startgeld.« Er machte eine wegwerfende
Handbewegung. »Aber dann musstest du unbedingt wieder auftauchen!«
    In meinen
Ohren begann es zu rauschen. »Du willst es mir in die Schuhe schieben?«
    »Du bist
eine Gefahr für alle. Für dich selbst, für ihn. Scheiße, Esther. Selbst in diesem
Augenblick riskiere ich Kopf und Kragen, weil ich überhaupt mit dir rede!« Seine
Hände wirbelten herum. »Du redest mit den Leuten, du lullst sie ein und du bringst
sie dazu, Dinge zu sagen oder zu tun, die sie besser lassen würden.« Er seufzte.
    »Warum ist
er nicht einfach abgehauen?«, fragte ich.
    »Er hätte
dich zurücklassen müssen. Und für Minderhouds Leute wärst du zur leichten Beute
geworden. Ein idealer Köder, um ihn in die Knie zu zwingen. Das Risiko konnte und
wollte er nicht eingehen.«
    Ich sprang
auf die Füße. »Ich werde mit ihm reden.«
    »Das ist
nicht nötig.« Er hielt mich am Arm fest. »Ich habe einen Anruf bekommen. Vor keiner
Stunde. Er ist aus dem Zeugenschutzprogramm ausgestiegen.«
    »Dann mach
es rückgängig!«
    »Das kann
ich nicht.« Er ließ mich los. »Er hat sich ans LKA gewandt. Die Sache ist tot. Das
Programm ist geplatzt.«

20.
     
    Der Regen fiel schwer und laut.
Meine Klamotten, einschließlich meiner Socken und Unterwäsche, waren völlig durchnässt.
Ich spürte die Kälte nicht; alles an mir fühlte sich taub und künstlich an. Trotzdem
zitterte ich am ganzen Leib. Das Haar klebte wie totes Fell auf meiner Haut.
    Die Passanten
um mich herum registrierte ich gar nicht.
    Ich ging
und ging, wusste nicht, wohin ich überhaupt wollte. Ich war buchstäblich neben der
Spur, wollte weder sitzen noch herumstehen. Also ging ich.
    Es goss
wie aus Eimern.
    Auf halbem
Weg zu Gregors Wohnung murrte das Handy in meiner Tasche und ich zog mich unter
das Dach eines Schmuckgeschäftes zurück. Es war kein Anruf, sondern lediglich eine
Kurzmitteilung. Ich las sie mit zittrigen Händen. Gregor war auf dem Weg zurück.
Ich wählte ›Antworten‹ aus dem Menü, tat jedoch nichts anderes, als den blinkenden
Cursor auf meinem Display zu beobachten. Ich schloss die leere Nachricht und las
seine noch einmal. Vier Worte. Keine versteckte Botschaft. Was

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