Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)
meinte. »Was haben Sie vor?«
»Ich muss
mit Brüllings Kontaktperson reden. An dem Deal muss noch irgendetwas zu drehen sein.«
»Haben Sie
noch alle Kekse in der Dose?«, polterte er gleich los. »Sie wollen doch nicht ernsthaft
mit ihr darüber sprechen! Wenn sie Sie sieht, wird sie Sie sofort hochkant
rausschmeißen. Aber nur, wenn Sie Glück haben. Wahrscheinlicher ist, dass sie Sie
gleich dabehält; in der U-Haftzelle.«
»Warum sagen
Sie das?«
Fast klang
es so, als lachte er. »Sie reden mit dem Falschen.«
»Und mit
wem soll ich stattdessen reden? Wer in Bochum ist für die Ermittlungen gegen das
Lütgen-Casino zuständig?«
»Niemand.«
Er seufzte. Offenbar hatte er den Widerstand aufgegeben. »Bochum ist aus der Sache
schon lange raus. Während Sie weg waren, hat sich das LKA die Klamotten höchstpersönlich
abgeholt, um Europol bei der Fahndung im Fall Minderhoud zu unterstützen. Seitdem
werden die Akten zum Geldwäscheverfahren gegen das Casino von Dortmund aus verwaltet.
Meines Wissens wurde das Team auf zwei oder drei Leute dezimiert, die nichts anderes
tun, als Bechertelefon fürs LKA und Europol zu spielen.«
»Dortmund«,
wiederholte ich.
»Brülling
hat mit Britta gesprochen«, gab er schließlich zu. »Sie leitet das Team.«
»Britta
Schalkowski?« Ich bekam Schweißausbrüche.
»Aber ich
warne Sie! Treten Sie ihr bloß nicht unter die Augen! Seit Ihrem Geplänkel mit ihrem
Angebeteten hat die einen Riesenhals auf Sie.«
Brüllings
Anmerkung, dass die Frau zu Schwatzhaftigkeit neigte, schien sich zu bewahrheiten.
»Keine Sorge. Ich werde einen weiten Bogen um Sie machen.« Ich räusperte mich. »Danke.«
»Egal, was
zwischen Ihnen gelaufen ist. Versuchen Sie es bitte nicht auf die Brechstangenmethode.
Die Sache ist extrem vertraulich. Ein falsches Wort reicht, und Sie bringen nicht
nur uns, sondern auch ihn ins Visier der Inneren.« Er zögerte. »Und noch was. Sagen
Sie ihm nicht, dass Sie die Info von mir haben.«
Ich legte
auf und das beklemmende Gefühl, das ich während meiner Unterredung mit Brülling
gespürt hatte, kehrte zurück. Mutete ich mir womöglich doch zu viel zu? Hielt ich
wirklich so große Stücke auf mich, dass ich meinte, es mit der Staatsanwaltschaft
und der Polizei aufnehmen zu können? Warum mischte ich mich überhaupt ein? Hat mich
denn irgendjemand darum gebeten?
›Verlieren
Sie das Ziel vor Augen nicht‹, erinnerte ich mich daran, was Brülling zu mir gesagt
hatte. Und das Ziel war, das belastende Beweismaterial zu finden, es zu überstellen
und Martha in Sicherheit zu bringen. Und wenn alles nach Plan lief, würden bald
alle wieder auf freiem Fuß sein und auf Verbrecherjagd gehen. So wie immer.
Doch es
lief nicht nach Plan.
Brüllings
Masche funzte nicht.
Und ich
schien im Moment die Einzige zu sein, die das ganze Brimborium überblickte.
Hinzu kam,
dass mich der Gedanke, Gregor zukünftig nur noch hinter Gittern zu sehen, völlig
krankmachte. Ich wusste nicht, ob das, was da zwischen uns war, für irgendetwas
taugte. Ich wusste noch nicht einmal, ob da überhaupt irgendetwas zwischen
uns war. Doch ich wusste, dass ich zumindest die Möglichkeit haben wollte, es herauszufinden.
Und das
ging nur, wenn er bei mir blieb.
Vielleicht
war ich egoistisch. Vielleicht dachte ich nicht mehr rational. Trotzdem schickte
ich eine SMS an Alexander Schalkowski und hoffte, dass sämtliche Alarmglocken bei
ihm angingen und ihm gar keine andere Wahl blieb, als sich schnell und ohne Widerworte
mit mir im ›Bumskopp‹ zu treffen.
Ich wartete vor der Kneipe, um Viktor
in Empfang zu nehmen. Aus dem Abend war mittlerweile Nacht geworden. Im kaltweißen
Laternenlicht stand ich weit sichtbar wie eine Bordsteinschwalbe. Ich machte die
Scheinwerfer des Scirocco bereits aus der Entfernung aus; zwei weißgelb leuchtende
Lego-Bausteine. Viktor quälte den Wagen durch die enge Gasse, die beidseitig mit
Autos zugestellt war. Als er den Motor abstellte, riss ich die Tür auf und warf
ihm Gregors Laptop auf den Beifahrersitz
»Lass das
Gerät verschwinden.«
»Auf dem
Schwarzmarkt?«
»Nein. Es
muss sofort verschwinden. Verstecke es irgendwo, aber nicht bei mir zuhause oder
in der Detektei. Das wären die nächsten Adressen, an denen sie suchen würden.«
»Wer?«
»Die Polizei.«
Trotz des
mäßigen Lichteinfalls merkte ich, dass er aschfahl wurde.
»Die würden
nie auf den Trichter kommen, dass wir miteinander zu tun haben«,
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