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Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Trallafitti: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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Feuerzeug herauszuholen.
    Brülling
stellte sich an meine Seite. Sein Atem war angestrengt.
    »Sie sind
ein Arschloch«, sagte ich, ohne ihn anzusehen.
    »Er hat
es Ihnen nicht gesagt, oder?«
    Ich sah
ihn an. »Was meinen Sie?«
    Er stellte
seinen Gehstock vor sich auf und kreuzte beide Hände über dem Knauf. Fast sah es
so aus, als würde er mir gleich seine Version eines Fred Astaire zeigen. Doch er
war weit davon entfernt. »Man hat ihm einen Handel angeboten. Wenn er sich darauf
einlässt, wird die Staatsanwaltschaft sämtliche Anklagepunkte gegen ihn und die
Beamten fallen lassen.«
    »Sie haben
ihn also angelogen«, sagte ich. »Sie haben gesagt, die Staatsanwaltschaft kenne
seinen Namen nicht.«
    »Das tut
sie auch nicht.«
    »Ich kann
Ihnen nicht ganz folgen.« Der Regen sammelte sich auf meinem Kragen und ich zog
den Reißverschluss meiner Jacke hoch.
    »Dieser
Typ, dessen Handlanger Gregor in die Brust geschossen haben …«
    »Minderhoud«,
vervollständigte ich und spürte prompt eine Gänsehaut über meinen Rücken eilen.
    »Der Mann
wurde festgenommen. Nun bittet Europol Gregor zum Rapport.«
    »Weshalb?«
    »Sie wollen
ihn als Kronzeugen«, sagte er.
    »Woher wissen
Sie das?«
    »Sind Sie
angesäuert, weil Sie nichts davon gewusst haben?«
    Ich biss
mir auf die Lippe. Er grinste mich an. Er wusste, dass er recht hatte.
    »Wer hat
ihm diesen Deal angeboten?«, bohrte ich weiter. »Doch nicht etwa Sie, oder?«
    Sein Grinsen
verschwand. »Glauben Sie wirklich, ich würde diese Leute ins offene Messer laufen
lassen? Ich kenne jeden dieser Angeklagten, und zwar persönlich. Ich wusste, dass
dieses Kartenhaus aus Lügen und Gefälligkeiten irgendwann zusammenfallen würde.
Es war nur eine Frage der Zeit. Vergessen Sie nicht, was ich Ihnen gesagt habe.
Dieses Strafverfahren gegen Polizeibeamte könnte zu einer mittelschweren Katastrophe
heranwachsen. Abgeschlossene Verfahren könnten neu aufgerollt, Täter wegen begangener
Formfehler wieder freigelassen werden. Dann kommen die Rachefeldzüge. Die Nachwehen
sind unabsehbar. Niemand will das, selbst der Staatsanwalt hat kein Interesse an
dem Verfahren. Aber er kann es nicht ungeschehen machen.«
    »Sie wussten,
dass er jede Chance, dieses Verfahren nicht einleiten zu müssen, mit Kusshand ergreifen
würde.«
    »Diese Minderhoud-Geschichte
kam mir zum richtigen Zeitpunkt zugeflogen. Es war reiner Zufall. Ich war bei einer
alten Kollegin eingeladen. Sie erzählte mir von den Fortschritten in ihrem Wirtschaftskriminalfall
gegen das Lütgen-Casino.« Er rümpfte die Nase. »Polizisten können so schwatzhaft
sein, wenn sie sich selbst lobpreisen.« Er sah auf meine Füße. »Und dann kommen
Sie und erzählen mir von der Bewegung in Bochum. Es passte einfach zusammen.«
    »Sie haben
mich ausgenutzt!«
    »Sie hätten
kaum verhindern können, was gerade im Gang ist! Ich biete ihm zumindest die Gelegenheit,
es aufzuhalten. Er braucht nur seine Aussage zu machen und der Spuk hat ein Ende.«
    Meine Güte,
hörte er sich überhaupt zu? »Sie haben recht«, sagte ich. »Sie können so schwatzhaft
sein, wenn Sie sich selbst lobpreisen.«
    Das saß.
    »Wenn Sie
mich entschuldigen würden. Ich habe noch etwas zu erledigen.« Er stellte seinen
Stock auf. Dann tat er einen Schritt vorwärts.
    »Warten
Sie! Wenn dieser Deal so bombensicher ist, warum geht Gregor dann nicht einfach
darauf ein?«
    Er drehte
sich zu mir. »Ich gebe zu, die Kooperation mit den niederländischen Behörden war
auch schon zu meiner Dienstzeit eher schwierig. Niemand kann vorhersagen, ob und
wie großzügig die Strafmilderung für Gregor ausfallen würde. Und ich habe erfahren,
dass, egal, was Gregor aussagt, er sich zwangsläufig selbst damit belasten wird.«
    »Er hat
also die Wahl zwischen Knast und Knast. Das haben Sie ja geschickt eingefädelt.«
    »Sie haben
es immer noch nicht kapiert, oder? Hier geht es nicht um ihn. Hier stehen ganze
Existenzen auf dem Spiel. Und er muss endlich Verantwortung übernehmen für das,
was er angerichtet hat.«
    »Gregor
ist auch eine Existenz.« Ich schnäuzte mich. »Sie richten über ihn.«
    »Verlieren
Sie das Ziel vor Augen nicht«, sagte er. »Ich will nur meine Nichte zurück.«
    »Sie halten
sich für etwas Besseres.« Ich spürte die Tränen in meinen Augen. »Glauben Sie, ich
weiß nicht, was damals passiert ist? Sie haben Gregor blind in diese verdeckte Ermittlung
geschickt und ihn versacken lassen. Julia hat es gesehen und randaliert. Und was
haben Sie

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