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Transfer (German Edition)

Transfer (German Edition)

Titel: Transfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Dorn
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durch seinen Schädel bohren. Schlimmer noch, er
meinte plötzlich eine fremde Präsenz in seinem Bewußtsein zu spüren. Etwas
unsagbar Fremdartiges, angetrieben von unstillbarem Haß und einer mörderischen
Gier schien sich wie ein riesiger dunkler Schatten über ihn zu legen und ihn zu
verschlingen. Lähmende, würgende Panik stieg wie eine Flutwelle in ihm auf und
drohte, sein Bewußtsein zu überschwemmen.
    Baillard klammerte sich
mit aller Kraft am Rand der Öffnung fest, als könnte nur der physische Kontakt
mit der realen Welt ihn noch vor dem endgültigen Abdriften in den Wahnsinn
retten. Und wirklich tauchte plötzlich und unvermittelt aus dem Chaos
alptraumartiger Gespinste, von denen er nicht eines wirklich zu fixieren
vermochte, wie am Ende eines langen dunklen Tunnels langsam wieder die Realität
auf.   
    Sein Blick klarte sich
wieder auf und selbst die Schmerzen in den Schläfen verblassten wie die
fremdartigen Traumbilder zusehends zu einer fernen Erinnerung an einen bösen
Traum. Baillard schnappte nach Luft wie ein Ertrinkender und schloß kurz die
Augen, um den Aufruhr in seinem Inneren zu bändigen. Als er sie wieder öffnete
sah er nur ein Kaleidoskop aus undefinierbaren Formen und Farben im Inneren des
Artefakts vor sich, die seltsam undeutlich und verschwommen blieben, ganz so,
als würde irgendeine geheimnisvolle Kraft das Licht bereits nach wenigen Metern
regelrecht aufsaugen und schließlich ganz verschlucken.
    Dem Xenoarchäologen
stockte für ein oder zwei Sekunden der Atem. Er blickte verstohlen um sich, ob
seine Begleiter ähnliche Reaktionen zeigten, aber weder Castori noch Elgin oder
seine Mitarbeiter ließen auch nur die leiseste Irritation erkennen. Sie
blickten angestrengt durch das offene Schott und hatten seine vorübergehende
Schwäche nicht einmal zur Kenntnis genommen.
    Vielleicht habe ich
mir das alles nur eingebildet, eine temporäre Bewußtseinstrübung,
möglicherweise von der stickigen Luft hier unten verursacht , dachte Baillard unsicher und sah
erneut durch die Öffnung.
    Sein erster bewußter
Eindruck hatte ihn nicht getäuscht. So hell das Licht ihrer Lampen auch war, es
erhellte das Innere doch nur wenige Meter weit. Und soweit das Auge reichte,
sah er vor dem Hintergrund der fast grenzenlos wirkenden Dunkelheit nichts als
ein seltsames Fluoreszieren in der Luft, das alle anderen Eindrücke überlagerte
und grotesk verzerrte. Es gab keine klaren Konturen; was immer sich in dem Raum
über ihnen befand, es blieb vage und undeutlich, als wäre es bestrebt, sich den
Blicken der Beobachter zu entziehen.
    Die Luft in dem Artefakt
schien trotz ihrer Messungen eine andere Konsistenz zu haben, als erwartet. Es
war fast, als würde sie dem Licht Widerstand entgegensetzten.
    "Wieso reicht das
Licht der Scheinwerfer nicht weiter?", fragte Kuruhira irritiert.
    "Irgendetwas scheint
das Licht zu absorbieren", erwiderte Castori. "Anscheinend eine Art
photonischer Widerstand, auch wenn ich mir nicht erklären kann, was dieses
Phänomen hervorrufen könnte."
    Sie blickte Raffaelli
fragend an.
    "Sie haben die
Zusammensetzung der Luft doch analysiert. Könnte es hier ein fremdartiges Gas
in der Luft geben, das für diesen Absorbtionseffekt verantwortlich ist und auf
das ihre Geräte nicht reagieren?"
    "Möglich, aber nicht
sehr wahrscheinlich. Dieser Effekt muß andere Ursachen haben."
    Elgin las die Daten eines
der Meßgeräte ab. "Zumindest ist die Luft nicht toxisch, sonst wären wir
schon längst tot." Er hängte das Meßgerät und seine Lampe an den
Instrumentengürtel, schob sich neben Baillard und sah ihn fragend an. Als
Baillard nur stumm nickte, schwang er sich schließlich durch die Öffnung in das
Innere des Artefakts und schwebte langsam auf seinem Antigravfeld nach oben.
Das Licht der Scheinwerfer fiel auf ihn, aber mit jedem Meter, den er sich von
der Öffnung entfernte, schien er undeutlicher zu werden, seine Gestalt mehr und
mehr zu verblassen. 
    Ach zum Teufel , dachte Baillard. Das ist
vielleicht die größte Entdeckung seit Jahrzehnten, wenn nicht sogar
Jahrhunderten, und ich lasse mich von den merkwürdigen Lichtverhältnissen
abschrecken?
    Im nächsten Moment schon
folgte er Elgin kurzentschlossen ins Unbekannte und schwebte langsam durch die
Öffnung. Auch die anderen Mitglieder des Teams zögerten nur kurz, bevor
schließlich auch sie in das fremde Objekt eindrangen.  
    Vage Schatten glitten im
Licht der Scheinwerfer hin und her, verschmolzen mit Wänden und

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