Transfer (German Edition)
unter der Oberfläche ein großer, konturloser
dunkler Körper bewegen.
Die Anlage war überall um
ihn herum und übte eine nicht zu leugnende Wirkung auf ihn aus. Niemand, nicht
einmal er, verstand die Arbeitsweise der einzelnen Aggregate wirklich bis ins
Letzte. Er kannte zwar die meisten der wissenschaftlichen Theorien, die die
Wissenschaftler seines Volkes schon vor einer halben Ewigkeit aufgestellt
hatten, als sie diese Antriebstechnik selbst von einer anderen raumfahrenden
Zivilisation übernommen hatten, aber in jeder dieser Theorien klaffte eine
Lücke, ein hiatus irrationalis, der letztlich nicht zu schließen war. Fakt war,
dass selbst einige der physikalischen Gesetze, auf denen die Funktionsweise der
Anlage basierte, nur zur Hälfte entschlüsselt waren.
Er war selbst kein
Naturwissenschaftler, sondern wußte nur auf einer abstrakt-allgemeinen Ebene,
dass das von der Anlage erzeugte Feld die Trägheit der Materie manipulierte und
sie so in einen anderen Feldzustand versetzte, in dem sie sich schneller
bewegte als das Licht. Wie dieses Feld erzeugt wurde und im Detail
funktionierte, war dagegen ein hochkomplexes Problem, dass sich auch seinem
Verständnis weitgehend entzog.
Den Wesen, die ihnen zur
Zeit als Wirte dienten, wäre die Funktionsweise der Geräte, die ihrer eigenen
Technik so haushoch überlegen waren, vermutlich wie pure Magie erschienen.
Raskar hatte es denn auch bei einigen belanglosen Andeutungen belassen und
ihnen erzählt, es handele sich um einen Prototypen, der auf Blossom entwickelt
worden war und den man ihnen zu Testzwecken zur Verfügung gestellt hätte. Es
war der blanke Hohn. Eine armselige Geschichte, zweifellos, aber bis auf die
Navigatorin, die ihm allmählich Sorgen machte, hatten die anderen Dummköpfe die
Geschichte ohne viele Fragen zu stellen tatsächlich geschluckt. Was für durch
und durch minderwertige Wesen.
Durch ein geöffnetes
Schott an der Rückwand drang ein schwacher Lichtschein herüber. Raskar sah sich
überrascht um. Der fahle Schein war ihm bisher schlicht entgangen.
Hinter der Öffnung
verbarg sich ein größerer Hohlraum, eine Kammer mit unregelmäßig geformten,
mattschwarzen Wandsegmenten, aus denen ein verwirrend komplexes System von
bizarr geformten Maschinenteilen und antennenartigen Gebilden aus einer
dunklen, metallisch schimmernden Legierung ragte. Der Captain der Dark
Horizon ging langsam weiter und sah sich vorsichtig um. In dieser mit
mehreren Stahlkeramikschichten isolierten Kammer wurde das eigentliche Feld
erzeugt und moduliert.
Auch wenn er ganz sicher
wußte, dass der Feldgenerator im Moment nicht arbeitete und keine unmittelbare
Gefahr bestand, überkam ihn an diesem Ort wie jedesmal ein beklemmendes Gefühl.
Er kannte aus Aufzeichnungen und, schlimmer noch, aus persönlichen Erfahrungen
die verheerenden physiologischen Auswirkungen des Feldes auf organische Wesen.
Eigentlich sollte das Schott, das die Kammer versiegelte, verschlossen sein,
wenn die Anlage in Betrieb war. Es war ihm langsam vollkommen rätselhaft, was
hier vorgefallen war.
In diesem Moment machte
sich Kobayashi bemerkbar.
[Haben Sie eine Spur von
Tanner entdeckt?]
[Nein. Aber hier stimmt
etwas nicht. Das Schott zu der hinteren Kammer stand offen. Was für ein
bodenloser Leichtsinn. Und was ist mit Ihnen? Haben Sie etwas herausgefunden,
das uns weiterhilft?]
[Wie es aussieht, ist die
Energiezufuhr des Feldgenerators während der letzten Überlichtphase in mehreren
Schritten drastisch erhöht worden. Dadaurch kam es zu einer dramatischen
Instabilität des Feldes, die letztlich zu den von der Navigatorin geschilderten
Ereignissen geführt hat.]
[Warum hätte er das tun sollen,
verdammt? Er muß sich doch über
die Folgen im Klaren gewesen sein.
Und wo ist Tanner jetzt?]
[Wenn die innere Kammer
nicht verschlossen war...]
[Was soll das heißen?
Wenn er in den unmittelbaren Einflußbereich des Feldes geraten wäre, müßte seine
Leiche doch irgendwo hier sein.]
[Nicht unbedingt. Die
Anlage hat noch nie zuvor einen derartigen Feldzustand erzeugt, wie in Folge
der erhöhten Energiezufuhr.]
[Was wollen Sie damit
sagen?]
[Es könnte durch die
Erhöhung der Energiezufuhr zu einem Übergang in einen äußerst gefährlichen
Feldzustand gekommen sein, den wir so noch nie beobachten konnten. Wenn die
innere Kammer des Feldgenerators in diesem Moment nicht ausreichend abgeschirmt
war, weil das Schott offenstand, war der Ingenieur dem Feld ungeschützt
ausgesetzt. Es
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