Transfer (German Edition)
könnte zu einer Art von Tunnel-Phänomen gekommen sein, durch das
sein Körper auf die andere Seite gerissen wurde.]
[Die andere Seite?]
[Die Materie seines
Körpers ist vermutlich in einen Zustand versetzt worden, in dem sie nur noch eine
imaginäre Masse besitzt. Er ist einfach ausgelöscht worden, wenn Ihnen diese
Formulierung besser gefällt.]
[Warum sollte er ein
derartiges Risiko in Kauf genommen haben?]
[Vielleicht war er nicht
mehr Herr über seine Taten, wer weiß. Er hatte in letzter Zeit Probleme, wie
sie wissen.]
Raskar stand minutenlang
reglos und schweigend da, sein Blick ging ins Leere.
Schließlich schreckte er
aus einem dumpfen Brüten auf.
[Was schlagen Sie vor,
was sollen wir jetzt tun?]
[Die Anlage hat, soweit
ich das beurteilen kann, durch den Vorfall keinen irreparablen Schaden
erlitten. Ich werde jetzt die Autoreparaturroutinen initiieren und für den Rest
des Fluges den Maschinenraum übernehmen. Wenn wir Epsilon-Eridani erreichen,
sollten wir jedoch ein neues Objekt für den Transfer suchen.]
[Gut, ich bin
einverstanden. Sie wissen, wir können uns keine Verzögerungen mehr erlauben,
der Plan geht bald in die entscheidende Phase.]
[Es wird keine weiteren
Verzögerungen geben. Wir müssten den Flug schon in ein paar Stunden fortsetzen
können. Aber was wollen Sie dem Rest der Besatzung sagen, wenn sie nach Tanner
fragen?]
[Dass er einem der
Konverter zu nahe gekommen ist und ihn die Strahlung getötet hat, als die
Abschirmung zusammengebrochen ist. Niemand wird nach der Leiche fragen oder sie
sehen wollen, glauben Sie mir.]
[Und was ist mit der
Navigatorin? Es ist doch kaum zu übersehen, dass sie Verdacht geschöpft hat.]
[Wir werden uns zu
gegebener Zeit um sie kümmern. Sie bleiben während der Überlichtphase wach und
behalten die Anlage permanent im Auge. Ich werde jetzt kein Risiko mehr
eingehen.]
[Wie Sie wollen.]
Raskar schöpfte wieder Hoffnung.
Vielleicht hatten Sie doch noch Erfolg?
Kapitel 6
Entscheidungen
Ares , A-Cygni, 2642
Es war ein langsames,
zähes Erwachen. Die Dunkelheit hielt ihn mit stählernen Klauen fest und wollte
einfach nicht von ihm weichen.
Corbin Deckart hörte sich
wie unter Schmerzen seufzen. Er hatte sich lange nicht mehr so zerschlagen
gefühlt. Neben einem hämmernden Pochen in seinem Schädel fühlte er einen
unangenehmen, dumpfen Schmerz in der Brust und in der Magengegend. Nein, er
korrigierte sich sofort, eigentlich waren es keine Schmerzen, eher ein
Unbehagen, wie er es schon lange nicht mehr gefühlt hatte.
Er hielt die Augen
geschlossen, hoffte, dass der Schlaf zurückkehrte und das Pochen seines
Schädels genau wie das merkwürdig gedämpfte Schmerzgefühl beendete. Doch statt
dessen schoben sich wirre Traumbilder in sein erwachendes Bewußtsein und
klebten wie Pech an seinen Gedanken. Er erinnerte sich verschwommen einer
unbestimmbaren, panischen Furcht, die ihn im Schlaf heimgesucht hatte und nur
knapp unterhalb des Bewußtseins immer noch in ihm nachhallte. Alptraumhafte
Bilder stürzten plötzlich auf ihn ein: Grelle Explosionen, sengende Hitze und
zuckende Blitze.
Irgendein Schwachkopf
hatte in seimem Traum ein Attentat auf ihn verüben wollen. Was für ein
Blödsinn! Ärgerlich über sich selbst versuchte er den Aufruhr in seinem Inneren
zu bändigen. An Schlaf war jetzt ohnehin nicht mehr zu denken. Er wollte nicht
noch einmal in diesen Alptraum zurückfallen.
Deckart schluckte schwer.
Schlagartig kehrte auf einmal die Erinnerung zurück, schoss wie ein
unerträglicher Schmerz durch seinen Kopf. Nein, er hatte nicht geträumt, das
Attentat war real gewesen.
Er öffnete mühsam die
Augen und schloss sie sofort wieder. Alles drehte sich um ihn. Aber er hatte
einen kurzen Blick auf seine Umgebung werfen können.
Das war definitiv nicht
sein Schlafzimmer.
Ein hoher, ganz in Weiß
gehaltener Raum, der die antiseptische Reinheit eines Krankenzimmers
ausstrahlte. Eine zweckmäßige, spartanische Einrichtung, wie man sie in
tausenden von Krankenzimmern in der ganzen bekannten Galaxis fand.
Er lag auf einer
pneumatischen Liege in einer Medo-Station. Medo-Monitore neben seiner Liege
verzeichneten seine Vitaldaten. Ein faustgroßer Medobot schwebte zwischen den
chromblitzenden Apparaturen neben seiner Liege und analysierte mit seinen
integrierten Scannern und Sensoren anscheinend seinen Körper.
Deckart öffnete erneut
die Augen, diesmal ganz langsam, und klammerte sich gleichzeitig krampfhaft an
den Rand der
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