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Transfer (German Edition)

Transfer (German Edition)

Titel: Transfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Dorn
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Medoliege, um wenigstens etwas Halt zu haben und das
übelkeiterregende Schwindelgefühl zu vermeiden.
    Es funktionierte nur sehr
unvollständig. Die Welt drehte sich immer noch um ihn, wenn auch diesmal
bedeutend langsamer. Er schloß die Augen zwar schnell wieder, um keine
ungewollten Reaktionen heraufzubeschwören, doch diesmal hatte er bedeutend mehr
von seiner Umgebung wahrgenommen.
    Er lag in einem großen,
lichtdurchfluteten Raum. Damit war zumindest klar, dass er sich nicht in der
kleinen Medostation seines Schutzraums befand.
    Und er war nicht allein.
    Wenige Meter neben seiner
Liege stand ein dicklicher, kleiner Mann mit schütterem Haar vor einem der
Monitore und studierte anscheinend konzentriert die eingehenden Meßergebnisse.
    "Norman",
murmelte er überrascht und versuchte mühsam, sich auf die Ellbogen
aufzurichten. Er wusste kaum, woher er die Kraft dazu nahm, doch irgendwie
gelang es ihm schließlich.
    Deckart drehte langsam
den Kopf und sah Dr. Norman Zacharias, seinen Leibarzt, an. Der Arzt war klein
und dick, wie immer äußerst nachlässig gekleidet und wirkte wie jemand, den man
eher in der Küche einer Großkantine als in einem OP-Saal vermutet hätte.
Definitiv nicht der Typ, mit dem man die Hauptrolle in einer schmalzigen
Arztserie besetzen würde. Aber der erste Eindruck täuschte wie so oft. Er war
einer der besten Ärzte auf ganz Aurora, ein wandelndes medizinisches Archiv,
was er nicht zuletzt seinen Memo-Implantaten verdankte, und zudem ein
ausgewiesener Spezialist auf dem Gebiet der biologischen Revitalisierungen. Der
Spezialist auf dem Gebiet der lebensverlängernden Maßnahmen überhaupt. 
    "Norman",
murmelte er erneut, diesmal lauter, drängender, "was zum Teufel ist mit
mir passiert?"
    Norman Zacharias wandte
sich überrascht zu ihm um.
    "Sie sind
wach", sagte er überflüssigerweise.
    Deckart nickte stumm.
    "Haben Sie
Schmerzen?"
    "Schmerzen? Nein.
Sagen Sie mir endlich, was eigentlich los ist."
    Der Arzt sah ihn unsicher
an. Deckart kannte diesen Blick. Zacharias war schon seit mehr als dreißig
Jahren sein Leibarzt, und wenn er ihm nicht in die Augen sehen konnte,
bedeutete das nichts Gutes.
    "Wir müssen zwar
noch ein paar Tests durchführen, Corbin, aber das Schlimmste haben Sie
anscheinend erst einmal überstanden."
    Unwillkürlich zuckte
Deckart zusammen. Das sagen alle Ärzte , dachte er ärgerlich. Vor
allem dann, wenn sie nicht den Mut haben, einem die Wahrheit zu sagen .
    Zacharias wandte sich
wieder den Geräten zu. Deckart wusste instinktiv, dass er seinem Blick auswich.
    Warum? Stand es etwa so
schlecht um ihn?
    "Die Regeneration
ist weitgehend abgeschlossen. Sie haben seit ihrer Einlieferung deutliche
Fortschritte gemacht, Corbin, weit mehr, als unter den gegebenen Umständen zu
erwarten war. Ihre Vitalwerte sind bereits wieder erstaunlich stabil."
    Deckart blinzelte
irritiert. Zacharias wirkte seltsam fahrig und wich noch immer seinem Blick
aus, das war unverkennbar.
    "Das ist doch noch
nicht alles, oder, Norman? Das Schlimmste haben Sie sich doch wie immer für den
Schluß aufgespart."
    Deckarts Stimme klang rau
und krächzend. Zacharias wollte ihm  ein Glas Wasser reichen, aber er
schüttelte nur den Kopf.
    "Spannen Sie mich
nicht länger auf die Folter. Wie lautet die schlechte Nachricht?"
    "Nun, das Leben ist
leider nicht immer fair, Corbin", sagte Zacharias gedehnt und wischte sich
mit einem schmuddelig wirkenden Taschentuch den Schweiß von der Stirn, während
er sich langsam auf einen der Stühle neben der Medoliege setzte. Nach kurzem
Zögern fügte er hinzu: "Ich weiß nicht recht, wo ich anfangen soll. Sie
werden sich sicher erinnern, dass man ein Attentat auf Sie verübt hat. Corrogin
hat den Attentäter zwar getötet, aber er konnte nicht mehr verhindern, dass Sie
von Nanobots infiziert wurden."
    Zacharias zögerte erneut.
Es war ihm deutlich anzusehen, dass er sich nicht sonderlich wohl in seiner
Haut fühlte. Als Deckart schwieg, fuhr er schließlich stockend fort. "Wer
immer ihnen nach dem Leben trachtet, er hat weder Kosten noch Mühen gescheut
und vor allem Zugriff auf die neusten Entwicklungen der Nanoforschung. Es hat
mich eine Menge Arbeit gekostet, die Wirkungsweise der Nanobots in ihrem Körper
zu verstehen und sie zumindest teilweise zu neutralisieren. Um es kurz zu
sagen, diese tückischen kleinen Maschinen haben einen fortschreitenden
genetischen Zerfall in ihrem Körper ausgelöst, den ich zwar vorerst aufhalten
konnte, der sich jedoch

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