Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Transfer (German Edition)

Transfer (German Edition)

Titel: Transfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Dorn
Vom Netzwerk:
Unendlichkeit
geschlafen hatte und sich jetzt mühsam aus seinen Alpträumen losriß.
    Mächtige Aggregate waren
angesprungen und ließen die gesamte Anlage erdröhnen wie unter den Schlägen
eines Riesen.  Der Boden schien sich zu heben und zu senken wie bei einem mittleren
Erdbeben.
    Aus den Augenwinkeln
glaubte Baillard, weiter hinten eine Bewegung wahrzunehmen. Eine Bewegung der
vorher wie erstarrt wirkenden Servomaten.
    Ein Leuchten ging
plötzlich von den Facettenbändern um ihre kegelförmigen Leiber aus und ihre vielgliedrigen
Tentakelarme erwachten zitternd zum Leben.
    Zum ersten Mal regte sich
so etwas wie echte, kreatürliche Furcht in Baillard. Er handelte ohne lange
nachzudenken, warf sich zur Seite und sprang in Richtung des Zugangsschotts.
Das Blut rauschte in seinen Ohren und machte ihn taub für die Geräusche um ihn
herum. Er wußte nicht, ob die anderen ihm folgten, ob sie die Bewegungen der
unbekannten Servomaten überhaupt wahrgenommen hatten und sich der Gefahr bewußt
waren. Es war ihm in diesem Moment auch vollkommen gleichgültig.
    Er wollte nur raus aus
dieser Anlage, und das so schnell wie möglich. Jeder war sich jetzt selbst der
Nächste.
    Er kam nicht weit. Ein unerklärliches
Gefühl der Taubheit erfaßte seinen Körper, lähmte seine Beine und ließ ihn stürzen.
Weder drang der Aufschlag in sein Bewußtsein, noch sah er die Servomaten auf
sich zu kommen. Um ihn herum war nur noch Schwärze, eine Schwärze, in der seine
Gedanken schließlich vollständig verwehten.

Kapitel 5
    Unter
Fremden
     
    Dark Horizon , Interstellarer Raum, 2641
     
    Das Schott der Zentrale
glitt mit leisem Zischen zur Seite. Tara Zordin fröstelte, als wäre mit der aus
dem Kälteschlaf erwachten Besatzung ein Schwall eisiger Luft in die Zentrale
gezogen und würde mit kalten Fingern nach ihr greifen.
    Raskar trat ein, dicht
gefolgt von Kobayashi, Halpron, Thaidys und Jorlan. Die beiden Frauen gingen
nach einem kurzen Gruß an ihre Stationen und nahmen mit der größten
Selbstverständlichkeit hinter ihren Konsolen Platz, fast so, als wären sie
nicht ein paar Monate, sondern höchstens für einige Stunden abwesend gewesen.
Borkard, der  Waffenoffizier, befand sich höchstwahrscheinlich schon auf dem
Weg in die Feuerleitzentrale, und Abgrall, der Bordmediker, in seinem Labor.
    Zordin musterte Raskar
unauffällig, während er mit langsamen Schritten auf sie zukam, versuchte, sich
über die Gründe für das wachsende Unbehagen, das sie in seiner Gesellschaft
empfand, klar zu werden.
    Seine bloße Gegenwart
jagte ihr seit einiger Zeit jedesmal einen Schauer über den Rücken, ohne dass
sie sich zu Anfang über die Gründe Rechenschaft hatte ablegen können.
    Der Captain war immer
schon ein extremes Beispiel seiner Art gewesen -sein prothetischer
Cyborg-Anteil war, angefangen bei einer Stahlplatte, die den halben Schädel
bedeckte, kaum geringer als der ihres verrückten Bordmedikers Abgrall-, dabei
wirkte seine hünenhafte, muskulöse Gestalt ohnehin mehr als bedrohlich, selbst
wenn man die vielen unter der weiten Kleidung verborgenen technischen
Ergänzungen und Aufrüstungen seines Körpers, die ihm die Kraft und
Schnelligkeit eines wahren Übermenschen verliehen, mehr erahnen als sehen
konnte. Dieser Überlegenheit war er sich zwar schon immer deutlich bewußt
gewesen und hatte sie seine Umgebung auch spüren lassen, aber erst seit einiger
Zeit, genauer gesagt seit seiner ersten Landung auf Blossom, zeigte er eine so
schneidende Verachtung für seine Besatzung, dass sie das Gefühl hatte, sie
wären für ihn nicht mehr als lästiges Ungeziefer, dass er nach Belieben
zertreten würde, wenn er den Wunsch verspüren sollte.
    Raskar blieb nach wenigen Schritten
mitten in der Zentrale vor dem großen Holoschirm stehen. Er musterte mit einem
Stirnrunzeln kurz das fremde System auf dem Schirm, wandte sich dann zu ihr um
und blickte sie lange und eindringlich an, bis in ihr der fast übermächtig
werdende Wunsch aufstieg, sich abzuwenden, diesen kalten, durchdringenden Blick
nicht mehr ertragen zu müssen.
    "Was haben Sie so
alleine getrieben, während wir anderen geschlafen haben, Tara?", fragte er
nach einem kurzen, fast gelangweilt wirkenden Seitenblick auf die
Statusanzeigen der Kommandokonsole. Der sarkastische Unterton war unüberhörbar.
Tara Zordin hatte den Eindruck, dass er längst über alle Ereignisse an Bord im
Bilde war, auch wenn sie sich beim besten Willen nicht erklären konnte, woher
er so kurz nach

Weitere Kostenlose Bücher