Transzendenz
dass wir überhaupt irgendeinen Erfolg erzielt haben. Ich glaube, wir haben uns alle in einer Mentalität eingerichtet, derzufolge in unserer schrumpfenden Welt kein Geld zu machen ist.
Betrachten Sie die Dinge einmal vom Standpunkt eines Industriellen, sagen wir im Jahr 2020. Der Umstieg auf Wasserstoff, der Bedarf an neuen Energieerzeugungssystemen, die Erschütterungen durch die Abschaffung des Automobils – selbst wenn Sie derart gewaltige Veränderungen mental verarbeiten konnten, haben Sie nicht über die Infrastruktur, die Rohstoffe und Patente verfügt, um Nutzen aus ihnen zu ziehen; Sie hatten die Dinge nicht unter Kontrolle, so wie Ihr Daddy früher. Also war es besser, sich gegen die Veränderungen zu wehren, den Kopf einzuziehen und zu hoffen, dass alles vorbeigehen würde, oder zumindest, dass der Sturm erst losbrechen würde, wenn Sie am Ende Ihres Berufslebens angelangt wären. Amins Regierung hat das alles geändert.« Er lächelte liebevoll. »Ich habe damals in Harvard Wirtschaftswissenschaften studiert. Amins Politik hat die Grundlage für neue Wachstumsindustrien in der Bio-Infrastruktur, bei Ausgleichsmaßnahmen und der Verminderung von Umweltbelastungen gelegt. Mit der Rettung der Welt ließ sich auf einmal Geld verdienen! Als die Menschen das erkannten, gab es einen wahren Hagelschauer von Patenten zum Schutz von Technologien, die in der neuen politischen, legislativen und wirtschaftlichen Situation eine Schlüsselrolle spielen würden. In Harvard erklärten uns unsere Dozenten, wir genössen das Privileg, einen Wandel des ökonomischen Paradigmas mitzuerleben, den vielleicht tiefst greifenden seit der industriellen Revolution. Und die Leute wurden reich.«
»Zum Beispiel EI«, sagte Shelley.
»Hören Sie, dieses Unternehmen hat ein Gebiet der Sahara von der Größe von Texas begrünt. Man muss nur einen Bruchteil der Erlöse aus solch einem Projekt abschöpfen, um große Profite einzufahren. Aber ich glaube, das ist nichts im Vergleich zu dem, was wir erreichen könnten.«
Es gebe immer noch einige Skepsis in Bezug auf die Arbeit von EI, sagte er. Die Kohlenstoff-Sequestrierungs-Projekte seien im Allgemeinen eher akzeptiert worden, weil es relativ leicht sei, Geld mit ihnen zu machen; man könne sie sich als Klimaschutzmaßnahmen anrechnen lassen oder seine CO 2 -Steuern dadurch senken. Aber die Pläne hätten Anklang gefunden, sagte er, weil sie im Wesentlichen passiv seien. »Man repariert etwas, aber man ändert nichts. Es stimmt natürlich, dass die Risiken von Veränderungen schwerer zu erkennen und deshalb größer sind.«
»So wie auf Kefalonia«, sagte Shelley.
Makaay beugte sich vor. Leidenschaft glomm in seinen hellen Augen auf. »Ich habe zum Reinigungsteam gehört. Das habe ich nicht vergessen. Wir drei sind Ingenieure; Sie verstehen so etwas. Dinge gehen schief. Wir lernen aus Fehlern. Wir beheben sie. Nichts dergleichen ist seither noch einmal passiert oder wird noch einmal passieren. Und es darf uns nicht davon abhalten, es erneut zu versuchen.
Aber wir müssen die Menschen beruhigen, das sehe ich ein. Unsere Anwälte versuchen, bei der UNESCO einen Verhaltenskodex für Geotechniker zu vereinbaren. Eine Art hippokratischen Eid, wenn Sie so wollen, ein Gelöbnis, dass wir unsere Macht verantwortungsbewusst einsetzen werden. Wenn das akzeptiert wird, können wir vielleicht damit anfangen, ein für alle Mal Vertrauen aufzubauen. Und dann können wir wirklich mit unserer Arbeit weitermachen.«
»Okay«, sagte Shelley. »Aber glauben Sie, dass wir eine Chance haben, die nötige Unterstützung für das Hydratstabilisierungsprojekt zu bekommen?«
Er lehnte sich zurück. »Unmöglich ist es nicht. Es kommt darauf an, wie man es verkauft. Ihr Projekt hat gewaltige Dimensionen, und das wird eine Menge Leute instinktiv abstoßen. Aber es ist im Grunde passiv, wie unsere Kohlenstoff-Sequestrierungs-Programme. Sie greifen nicht zu stark ein; Sie versuchen einfach, ein Gleichgewicht zu bewahren. Also können wir unterwegs vielleicht ein paar philosophischen Hindernissen ausweichen. Wir arbeiten mit einer Lobby-Firma in Washington; dort wird man Sie beraten können.«
Bei dem Wort Lobby wurde mir angst und bange; in der Welt der hohen Politik würde ich mich garantiert nicht wohl fühlen.
Shelley bemerkte es und lächelte. »Wir müssen das tun, mein Lieber. Wir reden hier von einem großen internationalen Projekt – von milliardenschweren Investitionen. Da müssen wir mit den
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