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Transzendenz

Transzendenz

Titel: Transzendenz Kostenlos Bücher Online Lesen
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Pornos an. Aber ich tat es. Und ich holte Rosa in mein Hotelzimmer in Palm Springs, als wolle ich einen VR-Geist beschwören.
    In der fadenscheinigen Protzigkeit des Zimmers mit seinem amerikanischen Touristen-Chic aus dem späten zwanzigsten Jahrhundert war Rosa eine dunkle, mürrische Masse, klein und gebeugt, und ihr Priestergewand war so schwarz, dass es das Licht aus der Luft zu saugen schien. Bei ihrem ersten Erscheinen wirkte sie irritiert. Sie schaute sich um, als falle es ihr schwer, sich auf etwas zu konzentrieren. Dann sah sie mich und nickte, ohne zu lächeln.
    »Michael.«
    »Alles in Ordnung?«, fragte ich. »Du siehst ein bisschen reisekrank aus.«
    Ihr Mund zuckte, ein typischer Fall von Tante Rosas Minimalmimik. Aber ihre Antwort kam einen merklichen Sekundenbruchteil später, was mich daran erinnerte, dass dies nicht real war, dass wir weit voneinander entfernt und durch Lichtgeschwindigkeitsverzögerungen getrennt waren. »Mir geht’s gut. Aber je älter ich werde, desto schwerer fällt es meinem Körper, sich an Mehrfachrealitäten anzupassen. Wie du auch noch merken wirst.« Sie schaute auf ihre schwarze, erodierte Säule von einem Körper hinab und spreizte die leberfleckigen Hände. »Man stelle sich vor! Ich brauchte eigentlich gar nicht so auszusehen. Ich hätte als Marilyn Monroe erscheinen können – hast du schon mal was von der gehört?«
    »Vielleicht sollten wir uns setzen.«
    Rosa legte die Hände auf irgendetwas – es materialisierte, als sie es berührte –, einen leichten Stuhl mit hoher Lehne, und zog ihn an meinen Tisch. »Wir können ebenso gut so aussehen, als lebten wir im selben Universum«, sagte sie.
    Ich ging zum Tisch, setzte mich steif und beschrieb ihr den Konferenzraum von EI. »Es war weitaus besser als das hier. Du hättest nicht gemerkt, wer wirklich dort war und wer nicht, so gut waren die Schnittstellen. Natürlich beruht die Illusion auf dem menschlichen Faktor, auf Protokollen. Man muss darauf achten, dass man nicht die Regeln bricht und Sachen macht, die in der konsensuellen Realität unmöglich sind…«
    »So etwas zum Beispiel?« Sie griff aus dem Bild und hob einen Becher hoch. Wie der Stuhl erschien er aus dem Nichts, weil ihr Abbildungssystem ihn als angrenzenden Teil ihres erweiterten Ichs erfasste. »Als katholische Priesterin verbringe ich schrecklich viel Zeit mit Protokollen der einen oder anderen Art. Ich glaube nicht, dass wir unser körperliches und geistiges Leben ohne sie bewältigen könnten. Ich wüsste gern, ob deine Erscheinungen ihren eigenen Protokollen folgen. Sind sie systematisch, von Regeln begrenzt?…«
    Und so kamen wir allmählich zum Punkt.
    Rosa zauberte eine VR-Rekonstruktion jener seltsamen Momente in Spanien herbei, als der Staubsturm auf uns zugekommen war. Ein miniaturisiertes Stück des Riffs formte sich aus der Luft über meiner Tischplatte, und ich räumte den Wasserkrug und anderen Kram vom Tisch, um das System nicht durcheinander zu bringen.
    Klobig und massiv, sah das virtuelle Riff wie einer der Pappmaschee-Hügel aus, die ich als Kind gebaut hatte, um mit meinen Spielzeugautos drüberzufahren. Aber die Darstellung war sehr detailliert. Ich sah das Glitzern zerquetschter Motorhauben und eingeschlagener Windschutzscheiben und erkannte die grob in den Hang gehauenen Stufen, die zu der Höhle hinaufführten, in der Rosa und ich gegessen hatten. Und als ich mich bückte, um in den Eingang der Höhle zu spähen, sah ich zwei kleine Gestalten von der Größe meines Daumennagels an einem Tisch. Sie sahen bezaubernd aus, wie Spielfiguren in einem Puppenhaus; ich verspürte den spontanen Drang, das winzige Modell von mir in die Hand zu nehmen und genauer zu untersuchen.
    »Das ist eine Rekonstruktion«, sagte Rosa. »Es gibt nur wenige Aufzeichnungen. Das Riff wird nicht sehr gründlich überwacht. Etwas Besseres habe ich momentan nicht zu bieten.«
    Die Projektion lief vorwärts. Der Staubsturm kam, eine karmesinrote Wolke, die sich lautlos herabsenkte, als wären wir auf dem Mars.
    Dann erschien sie – Morag, die Besucherin –, am Fuß des Riffs. Ich sah, wie mein Spielzeug-Ich aus seiner Höhle mit den Metallwänden hinunterzusteigen versuchte, um ihr nachzulaufen. Die kleine Rosa und die stämmige Wirtin zerrten es wieder hinein, und Morag wich in die dunklen Schatten des Sturms zurück. All dies spielte sich völlig lautlos ab. Als Morag schon fast in der Staubwolke verschwunden war, fror Rosa das Bild ein.
    »Kannst

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