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Transzendenz

Transzendenz

Titel: Transzendenz Kostenlos Bücher Online Lesen
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Freundin von dir hat sich mit mir in Verbindung gesetzt.«
    Ich runzelte die Stirn. »Dieses Getratsche hinter meinem Rücken finde ich wirklich schrecklich. Wer war’s denn diesmal?«
    »Gea«, sagte Rosa schlicht.
    Das überraschte mich, selbst im Kontext dieses Gesprächs. »Eine empfindungsfähige künstliche Intelligenz befasst sich also mit dem Geist meiner toten Frau. Ist mein Leben nicht schon verrückt genug?«
    Sie beugte sich vor. Die VR-Illusion ihrer Anwesenheit war so gut, dass ich – vielleicht durch irgendeine synästhetische Konfusion in meinem verdrehten Schädel – ihren muffigen, exotischen Geruch wahrnehmen zu können glaubte, eine Mischung aus alter Frau und Priesterin. »Aber wir sind alle auf deiner Seite, Michael. Du bist die Nabe eines Rades, weißt du. Wir sind alle mit dir verbunden. Selbst wenn wir uns untereinander streiten.« Sie richtete sich kerzengerade auf und steckte die Hände in ihre schwarzen Ärmel. »Wir sprechen uns bald wieder.« Und sie verschwand.

 
35
     
     
    Es hatte Alia nie sonderlich interessiert, wo sie war. Sie war auf einem Schiff aufgewachsen, das sich auf einer endlosen Reise befand; sie war im Transit geboren. Und durchs Skimmen hatte sie gelernt, dass sich alle Unterschiede im Raum mit einem Willensakt bannen ließen. Doch nun war sie auf dem Weg zu dem einzigen Ort in der menschlichen Galaxis, wo sie ihren Aufenthaltsort zwangsläufig genau kennen würde.
    Als Sol sich vor einem dünn besäten Sternenfeld am Rand der Galaxis abzeichnete, sah sie bereits einen Himmel, den Michael Poole vielleicht wiedererkannt hätte, obwohl sich die Sternbilder seit damals verschoben und verwandelt hatten. Und an den Sternen selbst hatte die Menschheit ihre Spuren hinterlassen: Einige von ihnen waren von umlaufenden Habitathüllen begrünt, andere zu Ringen oder Gürteln aufgereiht, wieder andere im Verlauf des Krieges gesprengt und zerstreut worden.
    Und bald würde sie zum eigentlichen Zentrum des Ganzen gelangen: zur Erde, der Heimatwelt der Menschheit, dem Ort, wo sich alle Unsterblichen letztendlich zusammenscharten, wie es hieß.
     
    Reaths Schiff überquerte die Ebene des Sol-Systems wie ein Stein, der über einen Teller rollte. Die Planeten der Sonne, die in den Erinnerungen und Legenden der gesamten Galaxis eine so bedeutsame Rolle spielten, verteilten sich in ihren Umlaufbahnen um ihren Stern. Alia war enttäuscht; sie besaß keinen Instinkt für die Dynamik planetarer Systeme und hatte irgendwie erwartet, dass alle Welten der Sonne ordentlich aufgereiht wären, bereit zur Besichtigung.
    Eine vorbeidriftende Welt wurde kurzzeitig so hell, dass sie der immer noch fernen Sonne Konkurrenz machte. Sie drängten sich an den Fenstern, um sie sich anzusehen. Für das Auge allein blieb der Planet ein bloßer Lichtpunkt, aber sie benutzten die Vergrößerungsvorrichtungen des Schiffes, um ihn besser sehen zu können.
    Es war ein Riese, eine Kugel aus trübem Gas um einen Gesteinskern, der größer war als die Erde. Die Farbe des Planeten war ein mattes, verwaschenes Gelbbraun, doch auf der Oberseite der Wolken sah man Streifen und Strudel, träge Stürme, die diese dicke Gashülle verquirlten. Reath zeigte ihnen Monde, Kugeln aus Fels und Eis, eigenständige, kleinere Welten. Und was das Seltsamste war: Ein Ring umgab den Planeten, ein Lichtband, in dessen Mittelpunkt er sich befand.
    Dieser Planet, sagte Reath, heiße Saturn. Er sei der größte noch existierende Gasriese des Systems; einst habe es einen noch größeren gegeben, aber der sei längst zerstört worden. Der Saturn habe früher eine zentrale Rolle im Verteidigungskonzept der Erde gespielt. »Er ist eine Festung«, sagte Reath, »eine riesige, natürliche Festung, die an der Grenze des inneren Planetensystems kreist.«
    »Und was hat es mit dem Ring auf sich?«, fragte Alia.
    »Uralte orbitale Waffensysteme. Sie brechen zusammen, kollidieren und zertrümmern einander. Mit der Zeit sind ihre Fragmente durch die von den Monden verursachten Gravitationsstörungen zu Ringsystemen zusammengetrieben worden. Es ist seltsam«, sagte er. »Früher einmal bot der Saturn einen der spektakulärsten Anblicke im Sol-System, denn er besaß ein natürliches Ringsystem – Wassereisbrocken von einem zerbrochenen Mond. Als die Menschheit hierher kam und den Krieg mitbrachte, blieben diese Ringe nicht mehr lange bestehen. Doch nun sind die Ringe des Saturn in diesen Waffentrümmern wiedererstanden.«
    Auf dem Planeten

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