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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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nicht so schlecht. Hol doch Little Ann, und wir gehen alle zusammen.«
    Durch das warme, erwartungsvolle Grinsen auf Marios Gesicht ahnte Tommy, ohne es wirklich zu wissen, warum Mario diesen Ausflug zu viert arrangiert hatte; er war gleichzeitig erfreut und verärgert. Im Auto saßen die beiden Mädchen zusammen auf dem Rücksitz. Später stand er mit Mario am Rand der Eisbahn und sah ihnen beim Anbringen der Schlittschuhe zu, blonde Locken und dunkler Zopf nebeneinander. Jetzt, da er Sue-Lynn besser kannte, sah sie nicht mehr so sehr wie Liss aus, außer , wenn man wie jetzt, bloß den dunklen Zopf und die anmutige Beuge ihrer Hüfte von hinten sehen konnte.
    Little Ann hatte ihm erzählt, dass sie verheiratet und schon wieder geschiede n war. Neben ihr sah Little Ann beinahe unförmig aus, ihr gebleichtes Haar kraus, und ihr stupsnasiges Gesicht mit den Grübchen rund und babyhaft; Sue-Lynn nannte sie ›Sugar‹ und ›Baby‹. Der Abstand zwischen Sue-Lynn und Little Ann schien den Abstand zwischen ihm und Mario zu vergrößern , bis sie kein Quartett mehr waren, sondern zwei weit voneinander getrennte Paare, die wenig gemeinsam hatten und lärmend herumschwirrten. Little Arm war eine gute Läuferin; sie drehten und kreuzten sich mühelos, nahmen gleitend die schnellen Kurven, auf und ab wie ein Paar Schwalben.
    Tommy sah, wie Mario Sue-Lynns gekreuzte Hände hielt und sich an sie lehnte, als sie zwischen den anderen Läufern hindurchschossen und in einer schwierigen Figur in die Mitte wirbelten.
    »Sie spielt sich auf«, sagte Little Ann. »Sie macht das gleiche am Seil; immer und überall im Mittelpunkt.«
    Mario, dachte Tommy, macht nichts, um sie aufzuhalten. Little Ann sah ihn wieder an und sagte: »Mario ist gut auf Schlittschuhen, nicht wahr? Ist er ein Tänzer?«
    »Ja, ich glaub’ schon. Er unterrichtet in einer Tanzschule im Winter.«
    »Hab’ ich mir gedacht, so wie er ihre Hände hält. Ich geh’ manchmal im Winter zur Ballettschule. Es ist eine gute Möglichkeit, im Training zu bleiben.«
    Die vier standen sich in einer Ecke gegenüber, und Mario streckte Little Ann seine Hände entgegen. »Partnerwechsel?« Erstaunt und errötend nahm Little Ann sie und lief los, sah dabei beinahe ungeschickt und sehr jung neben Marios Anmut aus. Tommy, der sich ebenso unbeholfen und viel zu jung fühlte, blieb allein mit einer höflichen, gelangweilten Sue-Lynn zurück und lief immerzu mit ihr in schweigenden Kreisen. Er kam gereizt nach Hause, streitsüchtig und unfreundlich, als Mario mit Sue-Lynn wegging. In ihrem Wohnwagen saß seine Mutter auf einem Küchenstuhl und flickte die Fußenden seines Trikots. Tommy fühlte, wie seine ganze angestaute Spannung explodierte.
    »Mutter, um Gottes willen, ich kann mich selbst um mein Kostüm kümmern. Wenn du nichts dagegen hast!«
    Er ri ss es ihr fast vom Scho ss , aber ihr verletztes Gesicht, der Mund offen vor Erstaunen, hielt ihn davon ab.
    »Aber, Tom Junior …«, sagte sie blinzelnd und erstaunt, und er erkannte, dass er sie wirklich verärgert hatte.
    »Es tut mir leid, Mutti. Ich glaub’, ich hab’ mich bloß daran gewöhnt, meine Arbeit selbst zu machen. Du hast genug zu tun, als sich um einen großen Kerl wie mich zu kümmern.«
    »Aber Tommy, wozu, glaubst du denn, sind Mütter wohl da?«
    »Ja, aber ich bin jetzt erwachsen«, sagte er. »Ich habe den letzten Winter gelernt, mich um meinen eigenen Kram zu kümmern.«
    »Was ist los mit dir? Hat das Schlittschuhlaufen keinen Spaß gemacht? Marios Mädchen ist nett. Sie sind ein hübsches Paar. Ich hab’ gehört, sie ist auch ein Flieger.
    Eine von den Challoners. Dein Vater und ich haben einen Sommer lang mit den Challoners zusammen gearbeitet; es war in dem Jahr, bevor du geboren wurdest. Bevor wir zu Lambeth kamen. Sue-Lynn war damals noch ein Kind.«
    Sie hielt ihm das Trikot hin. »Da, das muss genügen.
    Bis du und Little Ann heiraten werden und du sie zum Flicken hast, musst du eben mit deiner Mutter vorliebnehmen.«
    »Heiliger Bimbam«, schrie Tommy sie an und wurde rot. »Ich geh’ mit einem Mädchen Schlittschuhlaufen, und du hast mich schon mit ihr verheiratet. Hör auf, ja?«
    Sie hänselte ihn lächelnd: »Nun, du brauchst bestimmt jemanden, der sich um deine Kleider kümmert. Alles, was dir gehört, sieht schrecklich aus. Jeder kann sehen, dass du es selbst geflickt hast.« Tommy, der Nähen, Flicken, Reparieren sehr gründlich während seiner Arbeit bei Ma Leighty an den Kostümen

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