Trapez
an.
»Nein, Davey, heiß ! Liss, nimm ihn weg, bevor er sich die Hand verbrennt!«
»Nimm ihn hoch, Tommy«, sagte Liss gleichgültig, und Tommy hob den sich windenden Jungen auf.
»Komm, Kindchen, das ist nichts für dich.«
Davey glotzte Tommy mit großen , trotzigen Augen an, unentschlossen, ob er heulen sollte oder nicht.
»Runter!« rief er und trat wütend nach Tommy.
»Na, na, du kleiner Teufel!« Tommy hielt ihn behutsam mit ausgestreckten Armen.
»Liss, nimm ihn!«
»Okay, komm her, du Balg«, sagte Liss. »Was hast du vor, Davey? Willst du dir die Pfoten verbrennen? Und hier jeden auf die Palme bringen?«
Sie verzog das Gesicht, als sie ihn auf ihren Scho ss hob.
»Oh, Mist, wieder na ss ! Wer h ält ihn mal, während ich ‘ne trockene Windel hole? Hier Tommy!«
Anmutig beugte sie sich über Tommy, der sich auf einen Stuhl am Kartentisch gesetzt hatte, und setzte das Kind auf seinen Scho ss .
»Vorsicht, er ist na ss .«
Mario kicherte laut über Tommys entsetzte Grimasse, streckte seine Arme aus und hob Davey schwungvoll in seinen eigenen Scho ss . Sein hageres Gesicht war sanft geworden, und Tommy beobachtete überrascht, wie Mario seine Wange gegen Daveys Pausbäckchen legte und den dicken Hals ein-, zweimal kü ss te und ihm irgendwas Albernes auf Italienisch zumurmelte. Das Baby gab den Kampf auf, grub seine Fäuste in Marios Haar und begann, auf Marios Knien auf und ab zu hüpfen.
»Wie machst du das?« staunte Liss, als sie mit der sauberen Windel zurückkam. »Zauberei! Behalt ihn noch einen Moment. Ich laufe rauf und hol seinen Schlafanzug, ja?«
»Ich gehe!« Stella warf ihr Nähzeug hin und lief zur Treppe.
Angelo hob seinen Kopf vom Fahrradreifen und fragte:
»Sollte er nicht im Bett sein, Liss? Es ist schrecklich spät für so einen kleinen Lümmel.«
»Wenn ich ihn ins Bett bringe, schreit er das Haus zusammen und ich muss oben bleiben und bei ihm sitzen.
La ss ihn sich nur austoben. Er schläft bald auf dem Vorleger ein, und dann bringe ich ihn rauf und lege ihn in seine Wiege. Danke, Stel.«
Sie nahm Stella den Schlafanzug ab; Mario nahm ihn ihr ab, und Liss sah ihn dankbar an.
Mario, der einen nackten, sich windenden Davey in seiner Armbeuge auf seinem Scho ss hielt, legte eine saubere Windel an und zog ihm geschickt den Schlafanzug mit seiner freien Hand an. Er gab dem Kind einen kurzen, liebevollen Klaps auf den Popo.
»Jetzt benimm dich und versuch, deine Mutter für eine Weile nicht auf die Palme zu bringen, Davey.«
Er setzte ihn sanft auf den Boden. Joe nahm ihn hoch, und Davey, offensichtlich erschöpft von all der Aufmerksamkeit, steckte sofort seinen Daumen in den Mund, schmiegte sich an Joes Hemd und schlo ss die Augen. Joe wiegte ihn behutsam weiter, schob die Zeitschrift beiseite, damit das Blättern der Seiten das Baby nicht störte, und Liss setzte sich und nahm ihren Würfelbecher mit einem erleichterten Seufzer auf.
»Wir haben das unterwegs immer stundenweise gespielt«, sagte Johnny und bewegte seinen Stein. »Wir hatten mal ein Spiel, das drei Wochen gedauert hat. Wir haben es immer stehenlassen und zwischen den Shows gespielt, nach der Abendvorstellung weitergemacht, bis Lucia uns ins Bett gescheucht hat. Wer hat das gottverdammte Spiel überhaupt gewonnen?«
»Fünf Cents«, sagte Lucia und sah von den Pailletten auf.
Reumütig kramte Johnny in den Taschen seiner Latzhose, fischte einen Fünfer raus und steckte ihn in das riesige, scheußliche , lila Schwein auf dem Kaminsims.
Tommy hatte gelernt, dass das ein Familienbrauch war, seit der Zeit, als Lucia mit neun etwas wiederholt hatte, was sie einen ihrer Onkel hatte sagen hören. Er verstand jetzt, warum Mario und Angelo und im allgemeinen Johnny so wenig fluchten.
»Ich erinnere mich an das Spiel, Johnny«, freute sich Liss hämisch. »Ich hab’ zuerst Matt bankrott gemacht, dann hat er hinter meinem Stuhl gesessen und mir geholfen, dich fertig zu machen. Es war das einzige Mal, dass ich es geschafft habe, zwei Hotels auf der Schlo ss allee und der Parkstra ß e zu haben, und alle Bahnhöfe.«
»Ja«, sagte Johnny und würfelte. »Ich erinnere mich jetzt. Ihr beiden habt euch immer gegen mich verbündet.
Ihr habt sogar italienisch gesprochen, damit ich nichts verstehen konnte.«
»Niemand hat dich daran gehindert, es zu lernen«, sagte Mario. »Wir sind alle damit aufgewachsen.«
»Aber du hast es uns zurückgezahlt. Wir waren immer quitt irgendwie«, grinste Liss und zeigte ihr
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