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Trapez

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Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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hinunter. Genau in dem Moment, als Matt und ich runtersegelten. Wir drei kamen gleichzeitig im Netz auf. Es ist was an dem Anblick von drei fallenden Körpern, das die Massen immer aufschreien lä ss t.
    Sogar dann, wenn das Netz genau vor ihren Augen ist.«
    »Ich kenn’ den Trick noch. Die Kinder haben es auch gemacht, als Matt – das heißt , der junge Matt – noch fing, so ungefähr als Johnny fliegen lernte«, sagte Angelo.
    Liss zog ein Gesicht. »Die Nummer, das war Mord!
    Matt und Johnny und ich. Wir schafften es immer, uns vollkommen zu verheddern. Wir bekamen ständig blaue Augen und blutige Nasen, weil wir aufeinander gefallen sind. Zum Schlu ss habe ich Johnnys Finger gebrochen, und Lulu nahm die Nummer endgültig aus dem Akt.«
    »Es ist kein Trick für Amateure«, gab Joe nachdenklich zu.
    »Na ja, an dem Tag in Denver hatte es einer der Requisiteure sehr eilig, eins der Spannseile zu befestigen, und als Lulu ins Netz fiel, ri ss das verdammte Ding, schnappte hoch und peitschte ihr ins Gesicht. Ihre Wange war offen bis zum Knochen, und das eine Ende des Netzes brach völlig zusammen. Sie rollte direkt auf den Boden. Matt und ich schafften es noch, das Netz zu packen, aber Lu rollte direkt raus.«
    »Sie kann ja richtig landen, wenn sie will«, fügte Angelo hinzu. »Ihre Beine zitterten, aber sie rollte sich ab, machte vier Bodensaltos, stand wieder fest auf ihren Fü ss en und verbeugte sich. Die Menge dachte, es sei ein Teil des Tricks und jubelte ihr stürmisch zu.«
    Lucia nahm die Hände vors Gesicht. Man sah ihr Lachen durch die gespreizten Finger, als Joe fortfuhr:
    »Und dann sah sie da den Requisiteur stehen. Unsere nette, damenhafte Lucia! Das Mädchen, von dem alle sagten, sie sei der einzige Luftakrobat der Welt ohne Nerven, ausgerechnet unsere Lulu verlor ihre Beherrschung. Sie nannte ihn…«
    »Joey«, sagte Lucia schwach. »Wenn du wiederholst, wie ich ihn genannt habe, wird es dich fünf Cents kosten.
    Und überhaupt verstehen die Kinder nicht so viel italienisch … hoffe ich!«
    »Na ja, sie nannte ihn … hm … mit einem Schimpfwort aus vollem Halse und schlug ihm dann quer übers Gesicht. Und glaub mir, damals hatte unser Mädchen Muskeln wie ein echter Preisboxer. Sie hat ihn flachgelegt.
    Direkt ins Sägemehl. Und dann stand sie da, das Blut lief über ihr Gesicht, und sie hat ihn getreten!«
    Davey, auf Joes Scho ss , richtete sich auf und sagte schläfrig: »Lulu?«
    Lucia legte eilig ihre Stickerei zur Seite und nahm ihren Enkel zu sich.
    »Ja, ja, Lulu«, sagte sie mit von Lachen erstickter Stimme. »Tja, einmal hatte der Akt einen richtig dramatischen Höhepunkt. Mir fällt nur noch ein besserer ein, Joey. Damals, als wir beide dran waren.«
    Plötzlich, während im Zimmer absolute Stille herrschte, bemerkten sie, dass Lucias helle Augen von Tränen glänzten und ihre Stimme zitterte. Schnell wandte sie sich ab und hielt Davey an sich. »Liss, Süßes , du bist fast so eine klägliche Mutter wie ich. Was denkst du dir eigentlich dabei, Davey solange aufzulassen? Spielt weiter, Kinder, ich bring’ Davey nach oben!«

KAPITEL 9

Der milde kalifornische Winter zog sich ohne Zwischenfälle hin, bis zum frühen Februar, als das tägliche Einerlei unterbrochen wurde.
    Ein anderer Zweig der Santelli-Familie, die Söhne von Papa Tonys Bruder Rico, war nach Santa Barbara gezogen und hatte den Zirkus für immer verlassen. Eine Tochter der Familie war Novizin und wollte gerade ins Kloster eintreten. Papa Tony und seine Kinder waren zu der Zeremonie eingeladen; die Cousins jener Familie hatten Johnny seit vier Jahren nicht gesehen, und zum Schlu ss , als sie alle wegfuhren, waren Tommy und Stella allein in dem großen Haus. Sie waren jeder für sich einzeln eingeladen worden, Stella von Liss und Johnny, und Tommy sowohl von Lucia als auch von Angelo – und hatten unabhängig voneinander abgelehnt.
    Sie fühlten sich ein bi ss chen unwohl, allein in dem riesigen Haus. Stella verbrachte den Morgen damit, die große Küche gründlich aufzuräumen. Und Tommy wanderte ziellos im großen Übungsraum herum und wu ss te nichts mit sich anzufangen. Am frühen Nachmittag kam Stella zu ihm auf die Veranda und fragte: »Wollen wir ein bi ss chen wegfahren?«
    »Hast du Johnnys Autoschlüssel?«
    Sie lachte. »Es war das Auto meines Vaters. Jetzt gehört es mir. Komm, wir gehen ein bi ss chen aus! Wir können uns ja wenigstens irgendwo ein Eis kaufen, wenn uns nichts Besseres einfällt.«
    Er

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