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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Reflexe waren die perfekten Reaktionen eines Athleten, und bald fühlte er sich sicher genug, auf sechzig Meilen zu beschleunigen. Er hielt das Lenkrad fest umklammert, fühlte sich angespannt und konzentriert, gespannt wie eine Bogensehne. Er warf einen kurzen Seitenblick auf Stella.
    Sie lehnte sich nach vorn, aufmerksam und lächelnd, achtete aber nicht auf jede seiner Bewegungen. Sie vertraute ihm. Eine seltsame Wärme erfüllte ihn. Er lehnte sich im Sitz zurück, hielt das Lenkrad gerade, und für ein paar lange Minuten schmec kte er, frei und losgelöst, die seltsame Süße des Sprungs in einen Traum vom Erwachsensein. Er bemerkte kaum etwas anderes als das Lenkrad und die Straße unter dem Wagen. Er hätte hinterher nicht mit Bestimmtheit sagen können, wo sie gefahren waren.
    Es wurde dunkel, als sie zurück zur Stadt fuhren, und Stella übernahm das Steuer wieder. Er gab es ungern ab, aber wieder im Beifahrersitz bemerkte er, dass er von der Anstrengung erschöpft und ihr dankbar war. Keiner von ihnen kannte den Heimweg genau. Sie bogen auf einer der Straßen falsch ab, stritten sich kurz darüber und passierten schließlich die Stadtgrenze von Los Angeles, lange nachdem die Häuser an der Straße erleuchtet waren. Sie hielten an einer Imbi ss bude und kauften sich zwei Teller heißes Chili. Sie sprachen nicht viel. Als sie aus dem Imbi ss rauskamen, war es kalt. Ein rauer Wind wehte, und Nebel legte sich über die erleuchteten Straßen . Tommy fror und war ausgepumpt. Stella sah bla ss aus im widerscheinenden Licht der Bogenlampen.
    Plötzlich klatschte Regen hart an die Windschutzscheibe, und bevor sie wu ss ten, wie ihnen geschah, waren sie beide na ss bis auf die Haut in dem gewaltig schüttenden Regengu ss . Stella fluchte leise – Worte, die Tommy schockierten, wenn er auch wu ss te, dass sie nicht für seine Ohren bestimmt waren – aber als sie sich zu ihm wandte, lachte sie mit zitternden Lippen.
    »Anhalten und das Verdeck zumachen?« rief sie. »Oder wollen wir es wagen?«
    »Nässer können wir nicht werden«, rief Tommy zurück. »Wir sind doch nicht aus Zucker.« Irgendwie wirkten der strömende Regen und ihre durchtränkte Kleidung komisch.
    Lichter sprangen hervor und schmolzen dahin auf den regennassen schwarzen Straßen , aber Stella steuerte das Auto sicher. Dann rasten sie ihre eigene Auffahrt hinauf unter das Dach der Garage. Sie liefen zusammen die Stufen hinauf. Stella lachte wild, ihr zerzaustes Haar fiel aus dem Tuch heraus und klebte na ss an ihrem Hals. Das dunkle, riesige Haus umfing sie mit Wärme, als sie die schwere Tür zuschlugen. Tommy tastete nach dem Lichtschalter und berührte Stellas Hand, als sie danach griff.
    Plötzlich, wie schon im Umkleideraum, zog er sie an sich und kü ss te sie. Ihr Gesicht war eiskalt vom Wind, ihr Haar kalt und na ss an seiner Wange, aber ihr Mund war warm. Ihr Körper, kraftvoll und schmal, schmiegte sich durch die regenschweren Jeans und Pullover unbeholfen an seinen.
    Mit kichernder Stimme sagte sie: »Nicht, Tommy, wir sind so na ss .«
    »Wie ich gesagt habe, nasser können wir nicht werden.«
    Zärtlich nahm er ihr Gesicht in seine Hände und kü ss te sie wieder. Als sein Mund den ihren berührte, waren sie beide wie ausgelassene Kinder, aber sie wurde schnell ruhig in seiner Umarmung, stand verlegen da, ihren Körper gegen seinen gepre ss t.
    »Nicht, Tom«, flüsterte sie. »Wir sind beide ganz na ss – besser wir gehen jetzt rauf und trocknen uns ab.«
    Sanft ließ er seine Arme fallen und trat zurück. Ihr Haar, dunkel vom Regen, stieß auf ihren Kragen; sie sah unordentlich, mager und begehrenswert süß aus. Sie gingen schweigend durch die Stille des Hauses die riesigen Treppen hinauf, und Stella wollte auf ihr eigenes Zimmer zugehen, als sie sich plötzlich umdrehte. »Tommy…«
    »Hol dir ein paar trockene Sachen«, sagte er schnell.
    »Du wirst dich doch nicht erkälten wollen.«
    »Ich stell’ die Heizung in meinem Zimmer an.« Sie verschwand hinter ihrer Tür.
    Tommy ging mit einem eigenartig enttäuschten Gefühl in sein kleines Zimmer mit der gestreiften Tapete. Er hörte den Regen hart ans Fenster prasseln. Ein Auto raste auf der Canyonstra ß e vorbei. Er fragte sich, ob die Santellis schon auf dem Rückweg waren und wann sie hier sein würden. Er zog seine nassen Sachen aus. Auch seine Unterwäsche war na ss , also zog er sich ganz aus. Er zog sich trockene Unterhosen und saubere Hosen an und wühlte in der unteren

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