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Trattoria Finale

Trattoria Finale

Titel: Trattoria Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick P. Panahandeh
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bleiben«, antwortete Jacques.
    »Ach ja«, maulte Abdelkader. »Das sagt er mir immer. Warum nur erledige ich meine Aufträge nicht allein?«
    »Weil du zu dumm dazu bist?«
    »Vielleicht.« Abdelkader seufzte. »Ich weiß ja, dass ich nicht der Intelligenteste bin. Aber ich bin auch nicht meschugge! Im Gegenteil – ich werde hier einen guten Job machen.«
    Jacques grinste. Eigentlich war meschugge eine sehr passende Beschreibung seines Vetters, doch es lag in der Natur der Sache, dass dieser das auf sich nicht anwenden mochte. Je länger er mit Abdelkader sprach, umso klarer wurde ihm, dass dessen Zeit abgelaufen war. Für den schwarzen Hammel war die OAS nicht nur ein Auftraggeber wie jeder andere. Es schien ihm sogar eine Ehre, für diese Organisation tätig zu sein. Damit war es für Jacques eine ausgemachte Sache, dass sein Cousin nur noch eine letzte, wenn auch unfreiwillige Ehre zuteilwerden sollte, nämlich der Namensgeber für ein neues Gericht zu sein: Mouton noir.
    »Hilfst du mir bei der Bombe, Jacques? Da bist du doch Spezialist.«
    »Klar«, sagte Jacques und grinste den Schafskopf an.

    Vorsichtig spähte Abdelkader Maaroufi aus dem angehobenen Gullydeckel auf den Eingang des Hauses Kiefernweg 12 am Bonner Venusberg. Im Gästehaus des Auswärtigen Amtes herrschte Hochbetrieb. Die Sicherheitsvorkehrungen waren hoch, es hatten sich Diplomaten mehrerer arabischer Staaten angekündigt, um mit der zukünftigen algerischen Exilregierung zu sprechen. Abdelkader senkte den Gullydeckel wieder. Die zahlreichen Beamten machten ihm keine Angst. Er war sicher, von Chaim und Jacques die entsprechenden Instruktionen zu erhalten, um die Bombe scharfmachen und an geeigneter Stelle platzieren zu können. Er aktivierte das Funkgerät. »Hier Abdelkader«, flüsterte er in das Gerät hinein. »Hört ihr mich?«
    »Klar und deutlich«, krachte es aus dem Lautsprecher. »Bist du vor Ort?«
    Abdelkader bedeckte das Funkgerät mit seinen Händen, um das laute Rauschen und Knacksen zu dämpfen. »Ja«, antwortete er. »Es ist scheußlich. Ich stinke wie ein – wie ein …«
    »… Stück Scheiße?«, fragte Jacques am anderen Ende der Funkverbindung.
    »Stimmt, genau so.«
    »Das liegt daran, dass du durch die Kanalisation gekrochen bist«, erläuterte Jacques. »Das gehört zum Plan. Und jetzt mach die Bombe scharf.«
    »Jetzt schon?«
    »Natürlich. Im Haus wirst du vielleicht keine Ruhe mehr dafür haben.«
    »Stimmt. Was muss ich tun?«
    »Nimm den schwarzen Draht des Zünders und verbinde die Batterie damit.«
    »Oui.«
    »Und jetzt den roten Draht.«
    »Wie, den auch?«
    »Natürlich. So machst du den Zünder scharf.«
    »Aber umgehe ich so nicht die Zeitschaltung?«
    »Quatsch. Mach schon, du Hammel.«
    »Oui.«

    »Das war böse«, befand Kostja Trigorin. »Immerhin Familie.«
    »Ja, das ist wahr«, stimmte Jacques zu. »Ich habe auch dafür Buße getan. Immerhin musste auch ich durch die Kanalisation, um die Zutaten zu meinem Mouton Noir einzusammeln.«
    »Haben denn die Sicherheitsbeamten nichts von der Detonation bemerkt?«, fragte Kaiman.
    »Man wird es gehört haben. Jedoch gab es keine Rauchentwicklung, und es war ja auch nichts zu sehen. Das Treffen der Diplomaten fand dann aber doch nicht statt. Malek, Kassim und Alberto wurden vom BKA wegen Geheimbündelei und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung verhaftet, ohne dass der Generalbundesanwalt mit dem Auswärtigen Amt Rücksprache gehalten hatte. Ben Wisch war stinksauer, und es gab böse diplomatische Verwirrungen. Die drei kamen aber bald wieder frei. Malek wurde dann später, nachdem Frankreich seine Heimat freigegeben hatte, algerischer Botschafter in Paris.«
    »Und wer kam in den Genuss des Mouton Noir?«, wollte Ugo wissen und schob sich eine Nussecke ein.
    »Die Richtigen«, schmunzelte Jacques.

    Es war nicht sehr viel Menschenkenntnis notwendig um zu erkennen, dass Raoul Salan stocksauer war. Er strich sich hektisch über sein kurzes, graues Haar. Chaim vermutete, dass dem untergetauchten General sein Käppi fehlte, das er nun nicht mehr tragen konnte.
    »Monsieur le Général«, sagte er verbindlich lächelnd. »Ich weiß, wie bitter es ist, wenn ein Plan misslingt. Aber bitte bedenken Sie auch, wir haben einen lieben Verwandten bei dieser misslichen Aktion verloren. Natürlich weiß ich auch, dass Ihnen das völlig egal ist. Aber immerhin sitzen wir, was diesen Misserfolg angeht, durchaus im selben Boot. Und in unserer Familie ist es

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