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Trattoria Finale

Trattoria Finale

Titel: Trattoria Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick P. Panahandeh
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Hammel durfte aber nicht zum Zuge kommen.«

    Khemaies Daklaou, genannt Malek, gab dem Mann mit der dunkel getönten Brille unter der hohen Stirn Feuer. Hans-Jürgen Wischnewski, den man später Ben Wisch nennen sollte, sog an seiner Zigarette, inhalierte tief und nachdenklich, bevor er sagte: »Ich freue mich ehrlich, dass Sie hier in Deutschland sind.«
    »Und ich freue mich, dass Sie unsere Gelder so trefflich verwalten«, entgegnete Malek. »Wir brauchen Freunde wie Sie.«
    »Dringend«, bekräftigte Mouloud Nait Belkacem, genannt Kassim. »Mehr und mehr Staaten sind bereit, uns als die legitimen Volksvertreter eines unabhängigen Algerien anzuerkennen. Das ist nicht zuletzt Ihr Verdienst.«
    Wischnewski winkte lächelnd ab. »Ich vertrete mein Land, welches sich einer demokratischen Grundordnung verschrieben hat, und unterstütze die algerische Unabhängigkeitsbewegung, so gut ich kann. Es sind schwere Zeiten. Ich hoffe sehr, dass die Gewalt bald ein Ende hat. Es geschehen schlimme Dinge – von allen Seiten. Ich weiß, dass Sie das nicht befürworten.«
    »Unsere Freiheit hat leider einen hohen Preis«, warf Abdel Hamid Bouattoura, genannt Alberto, ein. »Und die Gegner erhöhen ständig den Einsatz. Ginge es nur um die französische Regierung, zu der Sie ja ebenfalls immer bessere Beziehungen entwickeln, wäre alles sehr viel unblutiger.«
    »Ich weiß, was Sie meinen«, sagte Wischnewski. »Die OAS ist eine Terrororganisation, die sowohl von der Bundesregierung als auch von unseren französischen Freunden abgelehnt wird.«
    »Wir wissen das«, sagte Malek, der bei der Erwähnung der französischen Freunde kurz zusammenzuckte. Und innerlich zuckte er nochmals, als Wischnewski sagte: »Man ist hierzulande auch nicht glücklich darüber, dass die Spendengelder für den Befreiungskampf von den in Deutschland lebenden Algeriern da und dort auch mit Prügelstrafe eingetrieben werden. Das bringt mich einigermaßen in Erklärungsnot.«
    »Dies findet ebenfalls nicht unsere Zustimmung. Auch wir werden das erklären müssen«, orakelte Kassim.
    Das Klingeln des Telefons, welches auf dem Schreibtisch Wischnewskis stand, unterbrach das Gespräch. Er hob ab, lauschte nur einen kurzen Moment und sagte dann, den Hörer wieder auf die Gabel fallen lassend: »Meine Herren, wir sehen uns übermorgen beim Empfang. Ich bin sicher, dass Sie dieses Zusammentreffen mit anderen Staatsvertretern ein gutes Stück voranbringen wird.«
    »Davon bin auch ich überzeugt.« Malek verbeugte sich und trat zur Tür. Die beiden anderen taten es ihm nach. Auf dem Gang vor Wischnewskis Büro begegneten sie drei Männern, denen sie die Klinke in die Hand gaben.
    »Sie sind die Delegation nordafrikanischer Juden, nicht wahr?« Hans-Jürgen Wischnewski drückte die Zigarette aus.
    »Das stimmt nur zum Teil«, entgegnete Chaim. »Mein Name ist Chaim Assaraf, ich stamme aus Marokko und lebe heute in der Gascogne. Diese beiden jungen Männer kann ich Ihnen leider nicht namentlich vorstellen, sie sind Agenten des Mossad beziehungsweise des Schin Bet. Sie begleiten mich aus Sicherheitsgründen.«
    »Ach so?« Wischnewski rückte seine Brille zurecht. Die nebulöse Vorstellung der Gäste schien ihn nicht sonderlich zu verwirren.
    Ettore und Jacques setzten sich auf die beiden einfachen Stühle, die vor dem Schreibtisch standen, während Chaim hinter ihnen stehen blieb. Dieser fuhr fort: »Wir hatten kürzlich Kontakt zu dem General Raoul Salan. Sie kennen den Herrn.«
    »Wo hatten Sie diesen Kontakt?«
    Chaim lächelte. Es war ihm zugetragen worden, wie abgebrüht dieser Kölner Jungsozialist sein sollte, und dies bestätigte sich auch nun. »Nur ein paar Kilometer den Rhein hinauf. In Bonn.«
    Nun schien Wischnewski doch überrascht. »Salan ist in Deutschland?«
    »Nebst anderen Vertretern der OAS«, führte Ettore weiter aus. »Die Führung der OAS möchte Ihre Liquidierung sicherstellen und ist deswegen selbst vor Ort.«
    Es dauerte eine Weile, bis Wischnewski darauf antwortete. »Wusste gar nicht, dass ich so wichtig bin.« Falls ihn die Eröffnung der Gäste nervös machte, ließ er es sich nicht anmerken. Jedoch zündete er sich eine weitere Zigarette an.
    Chaim grinste. »Die Algerier, die gerade eben noch hier waren, sehen das aber anders. Und deren Feinde ebenfalls. Sie sind der OAS ein Dorn im Auge. Man weiß, welche Summen über Ihr Bankkonto laufen und wo das Geld herstammt.«
    »Und was wollen Sie nun? Mich warnen?«
    »Ganz so einfach ist

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