Trau dich endlich!: Roman (German Edition)
braucht hin und wieder einen Knüller.
Mit einem letzten Blick auf das Bild beschloss er, einen dieser Freunde anzurufen. Rob war bei der örtlichen Polizeiwache für die Archivierung des Beweismaterials zuständig, und er schuldete Donald Watson noch einen Gefallen. Vor zwei Monaten hatte Donald ihn nämlich gedeckt, als er seiner Frau gegenüber behauptet hatte, er wolle sich wie jede Woche mit Donald zum Pokern treffen, während er in Wahrheit zu einem Tête-à-tête mit seiner Geliebten gefahren war.
Auf die Frage, ob irgendetwas aus dem Archiv fehle, stotterte Rob erst ein wenig herum und verneinte dann. Es war sonnenklar, dass er nicht die Wahrheit sagte – beim Pokern bluffte er genauso erbärmlich.
»Was hast du ausgefressen, Kumpel?«, fragte Donald. Rob war nicht nur ein notorischer Schürzenjäger, sondern auch eine Spielernatur, und es kam vor, dass er dabei mehr Geld verlor, als er sich erlauben konnte.
Keine fünf Minuten später hatte Donald das Rätsel gelöst. Und dank Rob hatte er nun zudem einen hieb- und stichfesten Beweis, mit dem Richard Stern seine Konkurrentin ausschalten konnte.
Gleich am Morgen des nächsten Tages wurde Juliette von Kayla im Wave interviewt, und danach kam Hank Corwin an die Reihe. Kayla saß ihm geduldig gegenüber und wartete, bis der Soundcheck beendet war.
Derek musste wider Willen lachen. Wer hätte gedacht, dass Hank seine Meinung so radikal ändern würde, wenn es darum ging, öffentlich über den Fluch zu sprechen! Hanks Meinung zum Fluch selbst war allerdings noch dieselbe, und mit seinen wortreichen Erklärungen erinnerte er die Bewohner von Stewart und Perkins – und insbesondere Derek – nachdrücklich daran, welches Schicksal jedem Corwin-Mann blühte, der sich verliebte.
Ein Schicksal, vor dem es kein Entrinnen gab.
Derek konnte die düstere Vorahnung nicht abschütteln, die sich seiner bemächtigt hatte. Dass er nicht mehr den lieben langen Tag Hollys fröhliche Stimme hörte, machte ihm ihre Abwesenheit umso schmerzlicher bewusst. Mit der derzeitigen Besuchsregelung konnte er leben, weil er sich immer auf ihren nächsten Aufenthalt bei ihm freuen konnte.
Doch was, wenn es irgendwann kein nächstes Mal mehr gab?
Wenn Marlene ihre Drohung wahrmachte?
Er schauderte und lenkte seine Aufmerksamkeit bewusst auf das Interview seines Vaters, wobei er versuchte, über Hanks Worte nicht weiter nachzudenken. Mit wenig Erfolg.
Während Derek seinem Vater lauschte, kehrte sein Blick immer wieder zu Gabrielle zurück, die unweit von ihm in einem smaragdgrünen Sommerkleid auf einem Barhocker thronte und der Crew beim Arbeiten zusah. Seine wunderschöne Gabrielle. Er durfte weder über seine Gefühle noch über sie nachdenken, solche Angst hatte er, die prophetischen Aussagen seines Vaters könnten sich jederzeit bewahrheiten.
Nach dem Interview marschierte Hank hoch erhobenen Hauptes hinaus, sichtlich stolz auf sich und seinen Auftritt vor der Kamera.
»Derek! Hast du einen Augenblick Zeit?«
Derek wandte sich um. »Ah, Richard!« Er schüttelte Richard Stern die Hand. »Was gibt’s?«
»Ich glaube, ich habe jetzt den erhofften Beweis«, sagte Richard leise.
Gabrielle gesellte sich zu ihnen. Sie hatte offenbar Angst, etwas zu verpassen. »Hallo, Jungs. Was steckt ihr hier die Köpfe zusammen?«
»Richard meinte gerade, er hätte Informationen für uns.«
Richard trat noch einen Schritt näher. »Das Foto von Sharon wurde aus dem Archiv der örtlichen Polizeiwache gestohlen. Der Zuständige, der dort die Tagschicht schiebt, hat ein paar Leichen im Keller und war somit der ideale Kandidat für eine Erpressung. Aber er ist nicht dämlich; er hat sich geweigert, das Foto einem Strohmann zu übergeben. Er wollte wissen, für wen er sich die Finger schmutzig machte.«
Derek ahnte bereits, was jetzt kommen würde. »Für Mary Perkins?«
Richard nickte.
»Warum um alles in der Welt hat sie sich ihm zu erkennen gegeben, wenn sie etwas gegen ihn in der Hand hatte und ihn zur Kooperation hätte zwingen können? Es ist doch seltsam, dass sie sich jetzt eine solche Blöße gibt, nachdem sie jahrelang so vorsichtig war«, bemerkte Derek.
»Richard ist eben seit Jahren ihr erster ernst zu nehmender Gegenkandidat. Sie bekam es mit der Angst zu tun«, mutmaßte Gabrielle.
»Und wer Angst hat, der verliert den Kopf«, fügte Richard hinzu. »Mary Perkins wollte das
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