Trau dich endlich!: Roman (German Edition)
Stadt?«, erkundigte sich Derek. Er hatte zwar den Flyer von ihrem Vortrag gesehen, aber keinerlei Gerüchte über ihre Rückkehr gehört.
Sie beugte den Kopf, wobei die Haarspitzen ihre Schultern streiften, und er erinnerte sich daran, wie er dort ihre nackte Haut geküsst hatte. Wenn sie sich geliebt hatten, dann meistens hastig, mit unerfahrener Ungeduld und teils auch aus Angst davor, erwischt zu werden. Hätte er jetzt die Gelegenheit, mit ihr zu schlafen, dann würde er es langsam angehen, jeden Sinneseindruck genießen, jede Berührung zelebrieren …
Er schreckte aus seinem Tagtraum auf, als Gabrielle ihm die Hand auf den Arm legte und sagte: »Derek? Hörst du mir zu?«
Er schüttelte den Kopf. »Entschuldige«, murmelte er verlegen.
»Kein Problem. Wie gesagt, ich bin heute hergefahren, um Sharon zu besuchen, und abends halte ich einen Vortrag in der Bücherei.«
»Das mit dem Vortrag ist mir schon zu Ohren gekommen. «
»Ach ja? Die Leute reden darüber?« Ihre Stimme klang zuversichtlich.
»Könnte man so sagen«, erwiderte Derek.
»Mein Grandpa hat schon mal seine Flinte poliert«, verkündete Holly. Derek zuckte zusammen. Genau dieses Detail hätte er Gabrielle lieber verschwiegen.
Gabrielle lief rot an. »Er hat was?«
»Oh, er hat nicht vor, sie tatsächlich zu benutzen«, beruhigte Holly sie. »Glaube ich jedenfalls.« Sie zog die Nase kraus. »Oder, Dad?«
Derek stöhnte. »Weißt du was? Geh doch schon mal vor«, sagte er und deutete in die gegenüberliegende Ecke der Abteilung, wo sich vor der Kasse eine kleine Schlange gebildet hatte.
Sie würde mindestens zweimal gehen müssen, bis sie all ihren Kram hingeschafft hatte, so dass er sich zumindest ein paar Minuten ungestört mit Gabrielle unterhalten konnte.
»Okay, schon klar, ich störe. Tu nichts, was ich nicht auch tun würde.« Holly zwinkerte ihm zu.
Jetzt errötete er. »Sag mal, wie alt bist du eigentlich?«
»Ich habe Mom und John oft genug beobachtet; ich weiß Bescheid.«
»Dann mal los, und wenn du schön artig bist, gehe ich nachher mit dir essen«, versprach Derek und scheuchte sie davon.
»Meinetwegen. Kann Gabrielle auch mitkommen? Bitte!«
Dieser Wunsch kam völlig überraschend. Es war schon schlimm genug gewesen, Gabrielle wiederzusehen und feststellen zu müssen, dass sie noch immer dieselbe Wirkung auf ihn ausübte. Aber sich wieder mit ihr anzufreunden – und zuzusehen, wie sich seine Tochter mit ihr anfreundete …
Wie zum Teufel sollte er Gabrielles Lachen lauschen, die alten Gefühle und Sehnsüchte wieder in sich aufsteigen lassen, in dem Bewusstsein, dass es auch diesmal nicht auf Dauer sein konnte?
Kapitel 3
Derek räusperte sich, als er den flehentlichen Blick seiner Tochter sah. »Gabrielle muss sich bestimmt noch für ihren Vortrag heute Abend vorbereiten«, winkte er ab. »Wer weiß, ob sie Zeit hat.«
Gabrielle musterte ihn und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ehrlich gesagt bin ich für den Abend bestens gerüstet.«
Derek schob die Hände in die Hosentaschen. Hoffentlich sah man ihm sein Unbehagen nicht an. »Aber was wird deine Freundin sagen, wenn wir sie einfach ausbooten?« Das war seine letzte Hoffnung. Er verspürte nicht die geringste Lust, mit Gabrielle und Holly an einem Tisch zu sitzen, obwohl seine Tochter von Gabrielle hellauf begeistert zu sein schien. Er konnte es ihr nicht verdenken. Sie war die vergangenen Wochen nur von Männern umgeben gewesen, und Gabrielles herzliche Fröhlichkeit war ansteckend.
Es fiel Derek ja auch nicht leicht, ihr zu widerstehen. Er hätte genügend Gründe dafür aufzählen können, dass er ihr lieber aus dem Weg gehen sollte, und doch fühlte er sich magisch zu ihr hingezogen. Als wären sie beide plötzlich wieder siebzehn.
Er sah Gabrielle Zustimmung heischend an und hoffte inständig, dass sie den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden hatte und ablehnen würde.
Doch nein, sie runzelte die Stirn und straffte die Schultern.
Dieser Blick war Derek nur allzu vertraut. Sogleich erkannte er seinen Fehler. Gabrielle Donovan konnte es auf den Tod nicht ausstehen, wenn man ihr Vorschriften machte.
Sie schüttelte energisch den Kopf, dass ihre Haare flogen. »Ach was, Sharon hat garantiert nichts dagegen; sie ist ohnehin mit ihrem Verlobten zum Lunch verabredet. Außerdem bleibe ich eine Weile in der Stadt und kann auch ein andermal
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