Trau dich endlich!: Roman (German Edition)
übersprudelnden Tochter und der mit aufrichtigem Interesse lauschenden Gabrielle, dass er seinen Burger kaum anrührte.
Holly blühte vor seinen Augen förmlich auf.
Von den paar Kindern aus Stewart, mit denen sein Vater Holly bekanntgemacht hatte, war sie nur mit einem wirklich warmgeworden, und ausgerechnet dieses Mädchen war kurze Zeit später mit seinen Eltern in Urlaub gefahren. Die Familie würde demnächst zurückkehren, und Derek hoffte, dass sich dann aus dem flüchtigen ersten Kontakt eine Freundschaft entwickeln würde. Aber erst jetzt wurde ihm klar, wie sehr sich seine Tochter nach weiblicher Gesellschaft gesehnt haben musste.
Nach dem Essen fuhr Derek Gabrielle wie vereinbart zu Sharons Elternhaus, das am anderen Ende der Stadt lag. Als er in die Main Street einbog, unterhielten sich Holly und Gabrielle gerade über einen aktuellen Radiohit.
»Dad, sieh mal, da ist Grandpa!« Holly deutete aus dem Fenster auf ein Grüppchen älterer Männer, das vor einem Laden stand. »Darf ich zu ihm rübergehen?«
Derek bremste und fuhr an den Straßenrand, dann kurbelte er das Fenster herunter und rief nach seinem Vater. Hank winkte und setzte dann seine Unterhaltung mit Burt, dem Ladenbesitzer, fort.
»Ich frage ihn bloß schnell, ob er schon auf dem Heimweg ist, und wenn ja, dann fahre ich mit ihm mit, ja?«
»Okay. Aber wink mir, damit ich Bescheid weiß. Und vergiss nicht, nach rechts und links zu schauen, bevor du die Straße überquerst.« Es war zwar nicht viel Verkehr, aber ihre Sicherheit ging ihm über alles. »Weißt du was, ich bringe dich rü…«
»Dad!«, rief Holly empört. »Ich lebe in Manhattan. Ich schaffe das auch allein!«
Gabrielle gluckste in sich hinein.
»Entschuldige. Ich bin eben einer dieser überfürsorglichen Väter. Ich kann nicht anders.« Derek hob hilflos die Hände.
»Ehrlich gesagt finde ich deine Fürsorglichkeit rührend.« Gabrielle musterte ihn mit einem Funkeln in den Augen, das ihm vorhin, als sie mit Holly gesprochen hatte, noch nicht aufgefallen war.
Ob das etwas damit zu tun hatte, dass sie gleich allein sein würden?
»Hat echt Spaß gemacht mit dir, Gabrielle. Und nächstes Mal gehen wir zu Target, ja?«, sagte Holly.
Gabrielle nickte. »Versprochen.«
Hollys Augen leuchteten auf. »Bis dann!« Sie umarmte Derek zum Abschied. Ihre Empörung wegen seines überfürsorglichen Kommentars war längst vergessen.
Derek verfolgte mit Argusaugen, wie sie sich vergewisserte, dass kein Auto kam, ehe sie über die Straße ging, und atmete erleichtert auf.
»Sie ist bezaubernd, Derek«, bemerkte Gabrielle, um kein verlegenes Schweigen aufkommen zu lassen.
»Danke, das finde ich auch. Ich kann allerdings nicht behaupten, dass es mein Verdienst ist.« Holly hatte inzwischen ein paar Worte mit ihrem Großvater gewechselt und winkte, um Derek zu signalisieren, dass er weiterfahren konnte.
Endlich allein mit Gabrielle, und sei es nur für kurze Zeit. Derek fuhr an und reihte sich wieder in den Verkehr ein. Vielleicht würde es ihm leichter fallen, über seine Tochter zu sprechen, wenn er sich aufs Autofahren konzentrieren musste.
Auf diese Weise blieb es ihm wenigstens erspart, Gabrielle in ihre wunderschönen Augen zu sehen und ihr die Wahrheit zu gestehen – dass er ein schlechter Vater gewesen war. »Ich war viel zu selten für sie da«, gestand er widerstrebend.
Gabrielle legte ihm die Hand auf den Arm. »Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Warum fängst du nicht einfach am Anfang an?«
Er nickte. Sie wussten beide, dass ihr gemeinsames Ende zugleich den Anfang seiner Geschichte markierte. Er holte tief Luft. »Nach unserer Trennung ging es mir richtig schlecht«, sagte er. »Ich habe eine Party nach der anderen gefeiert, den Unterricht geschwänzt … Ich wollte nur noch vergessen.«
Sie rückte näher. Ihre Hand blieb auf seinem Arm, und es kostete ihn einige Mühe, sich aufs Fahren zu konzentrieren und sich von der Berührung nicht ablenken zu lassen.
»Und, hast du es geschafft? Hast du mich vergessen?« Sie ließ die Fingerspitzen über seinen empfindlichen Nacken gleiten.
Er schauderte. »Nein«, erwiderte er heiser. »Und ich war definitiv nicht ich selbst. Auf einer Party habe ich dann irgendwann Marlene, Hollys Mutter, kennengelernt.« Er schluckte. »Ich fand sie unterhaltsam, und wir hatten genügend gemeinsam, um eine Weile zusammenzubleiben
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