Trau dich endlich!: Roman (German Edition)
schnarcht.«
Danach hatte Gabrielle erst mal schlucken müssen. Sie hatte sich bei ihrer ausweichenden Antwort auf das Schnarchen konzentriert.
Liebte sie Derek?
Zweifellos.
Aber das bedeutete nicht, dass sie eine Zukunft hatten. Noch nicht. Auch wenn sie ihn diesmal nicht kampflos gehen lassen würde.
»Gabrielle? Ich hab dich gefragt, ob du schon mal verheiratet warst.« Holly stieß sie mit dem Ellbogen an.
»Nein, ich war noch nie verheiratet.«
»Warum nicht?« Holly hopste vergnügt neben ihr durchs Gras.
Gabrielle hob den Blick und blinzelte in die Sonne, die vom strahlend blauen Himmel lachte. »Weil ich noch nie von einem Mann, den ich geliebt habe, einen Antrag bekommen habe«, erwiderte sie aufrichtig.
»Würdest du ja sagen, wenn dich mein Dad fragen würde? «
»Du bist ganz schön neugierig.« Gabrielle schüttelte lachend den Kopf.
»Das sagt meine Mom auch immer.«
»Ich würde sie gern mal kennenlernen.« Gabrielle stellte zu ihrer eigenen Verblüffung fest, dass das nicht bloß höflicher Smalltalk war, sondern die Wahrheit. Sie wollte Dereks Ex-Frau kennenlernen.
Nicht nur, um einen Einblick in Dereks Vergangenheit zu erhalten, sondern weil sie Hollys Mutter war. »Ich wette, sie ist eine tolle Frau. Immerhin hat sie eine tolle Tochter.«
Holly lachte. Als sie sich dem Haus näherten, erspähte sie Fred und rannte los. Vergessen waren die Fragen nach ihrer Beziehung zu Derek. Ein Glück, dass das Kind eine so kurze Aufmerksamkeitsspanne hat, dachte Gabrielle.
Holly winkte sie zu sich. »Komm, ich möchte dir Fred vorstellen.«
Gabrielle gesellte sich zu den beiden und ging in die Knie, um dem alten Basset den Kopf zu tätscheln. »Du riechst tatsächlich so, wie Holly es beschrieben hat, alter Junge.« Doch der traurige Gesichtsausdruck und die langen Ohren nahmen sie sofort für den Hund ein. »Wie alt ist er denn?«
Holly zuckte die Achseln. »Grandpa behauptet, er kann sich nicht mehr erinnern.«
»Er ist ungefähr zehn«, verkündete eine Männerstimme.
Gabrielle hob den Kopf.
»Thomas Corwin.« Der Mann, der vor ihr stand, streckte ihr die Hand entgegen.
Sie erhob sich, klopfte sich den Staub von der Hose und ergriff seine Hand. »Gabrielle Donovan.«
Thomas hatte wie sein Bruder Hank dunkles Haar, allerdings war es bei ihm ordentlich getrimmt. Er trug ein Hemd mit Button-Down-Kragen und dazu helle Hosen.
»Wir kennen uns von früher«, stellte er fest.
»Ich erinnere mich. Ich habe oft bei Derek und seinem Vater gegessen, als wir noch auf der Highschool waren.« Damals hatten Hank und Thomas noch nicht unter einem Dach gewohnt.
Er lächelte sie an. »Ich erinnere mich auch.«
»Onkel Thomas, darf ich Fred waschen?«, bat Holly.
Er nickte. »Hervorragende Idee. Ich sehe schon das Gesicht deines Großvaters vor mir, wenn er nach Hause kommt und feststellt, dass Fred nach Rosen duftet.«
Holly grinste. »Ich hole das Shampoo.« Sie rannte davon. Gabrielle sah ihr benommen hinterher.
»Die Kleine ist das reinste Energiebündel. Und sie springt mit Lichtgeschwindigkeit von einem Gesprächsthema zum nächsten.«
»Ja, sie ist etwas ganz Besonderes.« Thomas nickte. »Zum Glück ist sie ein Mädchen. Wie du weißt, ist das in unserer Familie ein Segen.« Wie auf einen Schlag klang seine Stimme ernst.
Der Fluch.
Damit hatte er ihr den idealen Einstieg geliefert. Gabrielle sah nach rechts und links, um sicherzugehen, dass sie allein waren. Holly war im Haus, Derek geschäftlich unterwegs, Hank beim Einkaufen. Eine solche Gelegenheit würde sich bestimmt nicht so bald wieder bieten.
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich Ihnen ein paar Fragen darüber stelle?«
»Über den Fluch? Meinetwegen. Wenn du schon ein Buch darüber schreibst, dann sollst du auch gleich die wahre Version der Geschichte über unsere Familie hören. Außerdem habe ich deine Bücher gelesen, und ich weiß, wie du zu Derek stehst. Ich glaube nicht, dass du etwas Böses im Schilde führst.«
»Danke.« Sein Vertrauen in sie wärmte ihr das Herz.
»Setzen wir uns doch.« Er deutete auf die verwitterte Picknickgarnitur.
Gabrielle ließ sich auf einer der beiden harten Holzbänke nieder.
Sogleich schlenderte Fred herbei und ließ sich zu ihren Füßen nieder. Sie streichelte ihm ein paarmal über den Kopf, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder
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