Trau dich endlich!: Roman (German Edition)
dankbar.
Gabrielle nickte. Sie respektierte das Bedürfnis ihrer Freundin, ihre Probleme allein zu lösen.
Sie wussten beide, dass Gabrielle mit ihren Büchern mehr als genug verdiente, um davon leben zu können, und sie es sich ohne weiteres leisten konnte, Sharon auszuhelfen, falls diese durch die Reparatur und die Erpressung ernsthaft in Schwierigkeiten geraten sollte. Doch Sharon war zu stolz; das bewies auch ihre Weigerung, Richard von den neuen Erpresserbriefen zu erzählen. Aber sie wusste, dass Gabrielle für sie da sein würde, falls sie wirklich Hilfe benötigte, sei es nun in finanzieller Hinsicht oder anderweitig.
»So, da sind wir.« Gabrielle parkte im Halteverbot direkt vor dem Gebäude, in dem sie sich nach ihrer Rückkehr aus Florida eine Dreizimmerwohnung gekauft hatte. »Bleib ruhig sitzen; ich bin gleich wieder da. Ich hole nur schnell meine Unterlagen.«
Sharon schüttelte den Kopf. »Nein, ich komme mit rein. Ich muss mal auf die Toilette, bevor wir weiterfahren.«
Also ließen sie den Wagen stehen und flitzten die Treppe zu Gabrielles Eingangstür hinauf.
Oben angekommen blieb Gabrielle wie angewurzelt stehen. Ihre Tür stand offen. Sofort hatte sie ein flaues Gefühl im Magen. Wenn das kein Déjà-vu-Erlebnis war.
»Sag bloß, du hast vergessen …«
»Nein, garantiert nicht«, unterbrach Gabrielle sie flüsternd.
»Bist du ganz sicher? Ich vergesse in meiner Hektik nämlich auch manchmal, die Tür hinter mir zuzumachen.«
»Ich bin hundertprozentig sicher, dass ich zugesperrt habe. « Seit dem Einbruch in ihr Zimmer in Stewart achtete Gabrielle nämlich besonders darauf, die Wohnungstür zu verschließen, wenn sie außer Haus ging.
Sie sah Sharon in die Augen. »Okay, wenn das so ist, kann ich dir ja auch gleich erzählen, dass jemand in mein Zimmer bei Mrs. Rhodes eingebrochen ist. Der Eindringling hat meine Sachen durchstöbert und mir mit rotem Lippenstift eine Botschaft hinterlassen.« Gabrielle versuchte zu schlucken, aber ihre Kehle war wie ausgetrocknet.
Sharon hob die Augenbrauen. »Was denn für eine Botschaft? «
»Ich habe dich gewarnt.«
»Lieber Himmel, Gabrielle, das hättest du mir aber auch gleich erzählen können«, schalt Sharon.
»Pst!« Gabrielle drückte sich den Zeigefinger auf die Lippen. »Womöglich ist der Täter noch drin.«
Sharon nickte mit weit aufgerissenen Augen.
»Komm mit.«
Auf Zehenspitzen schlichen sie die Treppe hinunter und setzten sich ins Auto, wo Gabrielle zum zweiten Mal binnen drei Tagen 9-1-1 wählte.
Derek hatte allmählich die Nase voll von den Hiobsbotschaften. Eben hatte Gabrielle angerufen und ihm erzählt, jemand sei in ihre Wohnung in Boston eingedrungen. Diesmal hatte der Einbrecher ihren Computer mitgenommen und sämtliche Notizen und Unterlagen zu all ihren Büchern obendrein.
Zum Glück hatte sie gleich die Polizei geholt. Zwar nicht seinen Cousin (vermutlich, weil sie seine Familie nicht in den Fall verwickeln wollte, deshalb ließ er es ihr noch einmal durchgehen), aber immerhin.
Für Derek war damit sonnenklar, dass irgendjemand ihr etwas Bestimmtes zu verstehen geben wollte – und dieser Jemand ließ sich auch von solchen Kleinigkeiten wie der Entfernung nicht aufhalten.
Allein war sie eindeutig in Gefahr.
Sie hatte Derek um nichts gebeten, aber er wusste, dass sie keine sichere Zufluchtsstätte hatte. Ihre Eltern würde sie genauso wenig einer potentiellen Gefahr aussetzen wie Sharon oder Derek und Holly.
Es war nicht leicht gewesen, sie dazu zu bewegen, bei ihm einzuziehen, bis der Übeltäter gefasst war, aber schließlich hatte sie eingewilligt.
Danach hatte Derek sogleich den Familienrat einberufen. Onkel Thomas, Hank und Holly saßen in seinem großen Wohnzimmer und hörten zu, während er ihnen schilderte, was Gabrielle in den vergangenen Tagen alles zugestoßen war.
»Also, was würdest du davon halten, eventuell ein paar Tage drüben bei Grandpa und Onkel Thomas zu schlafen, Holly?«, fragte er und ging vor seiner Tochter in die Knie.
Sie war noch nicht allzu lange bei ihm, und sie hatten erst angefangen, wieder eine Beziehung zueinander aufzubauen. Sie sollte sich auf keinen Fall abgeschoben oder ausgebootet fühlen.
Doch seine Sorgen erwiesen sich als unbegründet, denn Holly krähte: »Party!«
Derek erhob sich und streckte die steifen Glieder. Er war seit seiner Rückkehr nach
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