Trau dich endlich!: Roman (German Edition)
vergessen hatte – und sie würde gewiss zu verhindern wissen, dass er sie vergaß.
Als sie abends im Bett lag, rief sie ihn an.
Sie ließ das Telefon ziemlich lange klingeln und wollte gerade auflegen, als sie seine Stimme hörte. »Hallo«, sagte sie.
»Hi.« Er klang heiser.
»Hab ich dich geweckt?«
»Nein, nein.«
Gabrielle grinste. Er hatte es schon früher nie zugeben wollen, wenn sie ihn aus dem Schlaf gerissen hatte. »Also doch. Entschuldige, ich wollte vor dem Einschlafen bloß noch kurz deine Stimme hören«, gestand sie ihm.
»Ich freue mich, dass du anrufst.«
Sie rollte sich auf die Seite und kuschelte sich an ihr Kissen, das Telefon ans Ohr gepresst. »Ach, ja? Und warum?«
»Weil ich dann mit dem Klang deiner Stimme im Ohr einschlafen kann.« Sein tiefer, samtiger Tonfall ließ sie wohlig schaudern.
Sie schloss die Augen und stellte sich vor, wie er in seinem Bett lag, mit nichts außer seinen sexy Boxershorts am Körper, und wie sie ihm mit den Fingerspitzen durch die drahtigen Brusthaare fuhr.
»Gabby?«
Seine Stimme riss sie aus ihrem Dämmerzustand. »Hmm?«
»Ich habe dich gefragt, wie es deinen Eltern geht. Schläfst du etwa schon?«
Sie leckte sich die trockenen Lippen. »Im Gegenteil, ich bin hellwach«, murmelte sie. »Meiner Mutter geht es bestens. Wir haben gemütlich gemeinsam gefrühstückt und über dich geredet.«
Er stöhnte. »Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie sie über mich denkt.«
»Sie hat dich als netten Jungen in Erinnerung, und ich habe ihr versichert, dass sich daran nichts geändert hat. Meinem Vater geht es auch gut. Er geht ganz in seinem Beruf auf. Die Sommerkurse liebt er besonders, weil weniger Teilnehmer in den Kursen sitzen und die Studenten motivierter sind.«
Derek gluckste. »Ich erinnere mich noch gut daran, wie er versucht hat, mich in akademische Debatten zu verwickeln. Ich hatte keine Chance gegen ihn.«
»Mach dir nichts draus, das hat niemand. Jedenfalls soll ich dir von beiden Grüße bestellen.« Das war geschwindelt.
In Wahrheit waren ihre Eltern höchst besorgt, weil Gabrielle sich erneut mit dem Mann einließ, der ihr vor so vielen Jahren das Herz gebrochen hatte. Dass er inzwischen ein Kind hatte, machte die Sache auch nicht besser, denn es bewies in den Augen ihrer Eltern, dass sich Derek im Gegensatz zu ihr sozusagen weiterentwickelt hatte. Gabrielle war gar nicht weiter darauf eingegangen. Sie zog es vor, mit ihren Eltern nicht allzu viel über ihr Privatleben zu sprechen, von Flüchen und dergleichen ganz zu schweigen. Die beiden hatten über den in Stewart und Perkins grassierenden Aberglauben schon damals den Kopf geschüttelt, und es war nicht anzunehmen, dass sich an ihrer kritischen Einstellung etwas geändert hatte.
Sie musste sich wohl oder übel darauf verlassen, dass die Zeit – und Derek – die Zweifel ihrer Eltern zerstreuen würden.
»Grüß sie auch von mir.«
»Mach ich.«
»Wann kommst du wieder her?«, fragte er.
In seiner Stimme schwang dieselbe Sehnsucht mit, die auch Gabrielle empfand. Sie vermisste ihn; sein Lächeln, sein Gesicht, seine Berührungen.
»Morgen. Ich möchte ein paar Leute für mein Buch befragen. « Und sie hoffte, damit auch der Person auf die Schliche zu kommen, die es auf sie abgesehen hatte.
Derek räusperte sich. »Wen denn?«, fragte er rau.
Sie ballte die Faust. Ihre Antwort würde ihm garantiert sauer aufstoßen. »Ich hab heute bei Bürgermeisterin Perkins im Büro angerufen, um einen Termin zu vereinbaren. Sie selbst war unterwegs, und ihre Enkelin hat doch glatt behauptet, sie hätte leider keinen Zugang zum Terminkalender ihrer Großmutter.« Gabrielle hatte ihr natürlich kein Wort geglaubt. Elizabeth war die Assistentin der Bürgermeisterin, und außerdem schien sie ein ziemlicher Kontrollfreak zu sein. Bestimmt verlangte sie von ihrer Großmutter sogar, Bescheid zu sagen, ehe sie sich mal die Nase pudern ging. Elizabeth versuchte ganz offensichtlich, Gabrielle von der Bürgermeisterin fernzuhalten, und deshalb würde sie morgen einfach auf gut Glück hinfahren und warten, bis Mary Perkins Zeit für sie hatte.
Derek fragte ungläubig: »Wozu? Sie ist eine machtgeile, verbitterte alte Frau, die meine Familie aus unerfindlichen Gründen hasst.«
»Genau deshalb. Mary Perkins gibt vor, in ihrer Funktion als Politikerin nur das Beste für Perkins und seine
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