Trau dich endlich!: Roman (German Edition)
es, die ihm beruhigend die Hand drückte.
»Ich möchte lediglich wissen, wie jemand an diese Bilder gekommen sein könnte«, fügte Richard beherrscht hinzu.
»Ich sage euch doch, die Polizei hat sie alle beschlagnahmt. «
Sharon umklammerte den Zaun. »Tony, du hast eine Familie, die du beschützen willst. Das verstehe ich. Aber wenn ich nicht herausfinde, wer hinter dieser Erpressung steckt, dann werde ich nie eine haben. Verdiene ich nicht auch die Chance auf eine Familie? Findest du nicht, dass du mir das schuldig bist?«, fragte sie mit erhobener Stimme.
Tony schnaubte.
»Schatz, meinst du nicht, du solltest es ihr sagen?« Seine Frau hatte sich erhoben und kam mit dem Jungen auf dem Arm auf sie zu.
Tony fuhr herum.
»Mir was sagen?«, fragte Sharon.
Die Frau legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Vor ein paar Monaten hat Tony einen Anruf erhalten.«
»Worum ging es?«, fragte Richard, ehe Sharon reagieren konnte.
Tony stöhnte. »Um dasselbe Thema. Der Kerl wollte wissen, ob ich noch Abzüge von den Fotos von damals habe.«
»Bloß von mir oder von allen Frauen?«, hakte Sharon nach.
Tony schüttelte den Kopf. »Bloß von dir.«
Sie zuckte zusammen. »Und was hast du gesagt?«
Er legte eine Hand auf die Umzäunung. »Dasselbe wie eben schon. Dass ich kein einziges dieser verdammten Fotos mehr besitze. Die Polizei hat sie alle mitgenommen.«
»Und warum wolltest du uns das verschweigen?«, fragte Richard. »Warum hast du es Sharons Freunden verschwiegen? «
Tony verdrehte die Augen. »Na, ich hatte doch keine Ahnung, wer die beiden waren. Natürlich habe ich nichts gesagt.«
»Und mir? Warum wolltest du es mir nicht sagen?«
Er beugte sich über den Zaun. »Weil der Typ, der mich angerufen hat, mit mir im Gefängnis war und ich keinen Kontakt zu meinen ehemaligen Mithäftlingen haben darf«, flüsterte er. »Irgendjemand hat ihn damit beauftragt, die Fotos zu organisieren. Er wollte sie bloß weiterverkaufen, schnelles Geld damit machen. Aber ich habe nicht vor, mein Leben noch einmal zu ruinieren. Ich bin auf Bewährung draußen.«
Richard nickte zufrieden. »Wie heißt der Mann, dieser Mithäftling?«
Tony trat nach einem Kieselstein. Er wollte sich wohl nicht noch weiter hineinreiten.
»Stan. Stan Mancusi«, sagte seine Frau leise.
»Er ist ein harmloser Kleinganove«, murmelte Tony. »Würde allerdings seine Großmutter verkaufen, wenn man ihm genügend dafür bietet. Und er stammt aus der Gegend«, fügte er widerstrebend hinzu. »Hängt gern in den Spelunken am Hafen von Salem rum.«
»Danke«, sagte Sharon.
Tony zuckte die Achseln. »Felicia hat Recht, und du auch. Ich schulde dir was«, sagte er, ohne ihr in die Augen zu sehen.
Sharon nickte der brünetten Frau an seiner Seite zu. »Ich weiß es zu schätzen.« Sie konnte nur hoffen, dass Tony dieser Felicia das Leben ermöglichte, das sie verdiente.
Auf dem Weg zurück zum Wagen herrschte zwischen Sharon und Richard Schweigen.
»Warum hast du gesagt, dass du womöglich nie eine Familie haben wirst?«, fragte Richard, als sie im Auto saßen.
»Weil wir zwei ganz schön viel zu klären haben, wenn wir diese Erpressungsgeschichte hinter uns haben. Es wäre das Aus für deine Karriere und für deine Träume, falls die Bilder von mir an die Öffentlichkeit gelangen und du deine Kandidatur zurückziehen musst. Ich erwarte nicht von dir, dass du mir das verzeihst.«
Er schüttelte heftig den Kopf und ließ den Motor an. »Ich kann nicht fassen, wie du über mich denkst. Oder beurteilst du alle Männer nach dem einen Mistkerl, der dir das angetan hat, und es ist mir bloß noch nie aufgefallen? Glaubst du wirklich, dass die Probleme, die wir besprechen müssen, unseren Heiratsplänen ernsthaft im Weg stehen könnten? Oder dass ich dir einen Vorwurf mache, weil dir ein Unrecht zugefügt wurde?«
Sie schwieg, weil sie den Eindruck hatte, dass alles nur noch schlimmer wurde, wann immer sie den Mund aufmachte.
Sie konnte jetzt nur eines tun – sich in die Suche nach ihrem Erpresser stürzen und sich überraschen lassen, wie es um sie und Richard bestellt sein würde, wenn alles ausgestanden war.
Derek setzte Holly mittags bei seinem Vater ab. Kaum hatte die Kleine die Autotür hinter sich zugemacht, fragte er Gabrielle: »Was stand in dem Brief?« Er hatte die vergangenen dreißig Minuten kaum an etwas
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