Trau niemals einem Callboy! (German Edition)
auch schon draußen. Die Tür fiel leise ins Schloss.
»Wow. Was für toller Kerl! Wo hast du den her?«
»Frag lieber nicht. Er ist weg, ohne nach meiner Telefonnummer gefragt zu haben. Das war’s dann wohl. Den sehe ich nie wieder.« Frustriert ließ ich mich auf einen Sessel fallen.
»Dich hat’s ja ganz schön erwischt.« Stace musterte mich mit Kennerblick. In Liebesdingen, vor allem mit Liebeskummer, kannte sie sich bestens aus. Schließlich war sie jede Woche in einen anderen Mann verliebt, der ganz bestimmt derjenige welcher war. Der Mann fürs Leben, den sie heiraten und mit dem sie Kinder haben würde. Nach etwa drei Tagen war meist alles wieder vorbei, entweder, weil bei Stace einfach das Gefühl nicht stimmte, er doch ein Idiot war, mit ihr Schluss gemacht hatte, verheiratet war … oder was auch immer. Die Liste war endlos.
»Wundert dich das? Bei dem Aussehen?«
»Ja, aber Aussehen ist nicht alles«, antwortete Stace in ungewohnter Weisheit, als ob sie nicht gerade fast hechelnd neben ihm gestanden hätte. »Die gutaussehenden Männer habe ich mir seit langem abgewöhnt. Meistens nehmen sie viel und geben nichts.«
Das war mir neu, denn eines musste man Stace lassen: Ihre jeweiligen Traummänner sahen immer gut aus.
»Wart’s ab. Er weiß, wo du wohnst. Vielleicht steht er nächste Woche wieder vor der Tür.«
»Ja, klar. Um dich zum Date abzuholen.«
»Ach, mich hat er doch gar nicht beachtet.« Stace klimperte mit ihren langen Wimpern. »Und außerdem bin ich gerade sehr verliebt.«
Wenn das nicht was Neues war.
Bei Staceys Lebenswandel hörte ich diese Worte so oft, dass ich mir ihre Männer gar nicht mehr merkte. Wenn ich sie überhaupt zu Gesicht bekam. Ihre Männer wechselte Stace fast noch öfter als ihr Aussehen.
»Oh! Kenne ich ihn?«, rang ich mir trotzdem ab.
»Nein, aber er kommt gleich. Dann kannst du ihn dir ansehen.« Mit diesen Worten schwang sie sich vom Barhocker und ging Richtung Badezimmer. Ich seufzte. So wie ich Stace kannte, war das Bad jetzt für mindestens eine Stunde blockiert.
»Ein kluger Mann widerspricht seiner Frau nicht. Er wartet, bis sie es selbst tut.«
Humphrey Bogart
3
N atürlich sah und hörte ich von Alan nichts an diesem Wochenende. Obwohl es ständig läutete und ich anfangs bei jedem Türklingeln voller Hoffnung die Tür öffnete. Aber es war jedes Mal Staceys neuer Lover, der dreimal am Tag vorbeikam, dann wieder gehen musste, nur um kurz darauf wieder vor unserer Tür zu stehen. Ich hätte ihn am liebsten dafür ermordet.
Es war so schlimm, dass ich kurz davor war, selbst zu Alan zu gehen. Ich könnte ja etwas bei ihm »vergessen« haben. Als ich Stace von dieser Idee erzählte, riss sie mir fast den Kopf ab.
»Bist du verrückt?« Stace sah mich an, als hätte ich vorgeschlagen, nackt den Hollywood Boulevard entlangzulaufen.
»Du weißt doch, was passiert, wenn man einem Mann hinterherläuft?«
»Man landet mit ihm im Bett?«, fragte ich, obwohl ich genau wusste, worauf Stace hinaus wollte.
»Das auch. Aber das ist nicht der Punkt. Wenn du so offensichtlich dein Interesse zeigst, bist du keine Eroberung mehr. Na gut, vielleicht habt ihr Sex, aber danach wirst du ihn nie wieder sehen. Deine Anrufe wird er ignorieren. Wenn er dich sieht, wird er so tun, als sei er dir nie begegnet. Vergiss es.«
»Aber …«
»Es ist dein Leben, Lauren. Aber glaube mir, wenn er Interesse hat, wirst du von ihm hören. Wenn nicht …« Sie zuckte mit den Schultern und ließ den Satz in der Luft hängen.
Ich gab mich geschlagen. Stace hatte recht. Wenn Alan mich sehen wollte, wusste er ja, wo er mich finden konnte.
Am Montagmorgen fand ich mich mit der Tatsache ab, dass Alan sich nicht melden würde. Sozusagen ein One-Morning-Stand – mal was anderes als ein One-Night-Stand. So etwas passierte mir nicht zum ersten Mal – und es würde wahrscheinlich auch nicht das letzte Mal sein.
Also zog ich mich an, fuhr einmal kurz mit der Zahnbürste über die Zähne und raste zur Bushaltestelle. Wie so oft war ich spät dran.
Immerhin hatte ich das Glück gehabt, eine Arbeit in der Filmbranche zu ergattern. Mittlerweile war ich nicht mehr ganz so glücklich darüber. Anfangs hatte ich gedacht, ich bekäme jeden Tag irgendwelche Produzenten, Regisseure oder Schauspieler zu sehen, aber die Realität sah anders aus. Ich arbeitete in der Kantine des Fox Plaza, dem Verwaltungsgebäude von 20th Century Fox, in Century City. Dort saß ich an der
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