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Trau niemals einem Callboy! (German Edition)

Trau niemals einem Callboy! (German Edition)

Titel: Trau niemals einem Callboy! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Kluger
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Tirade.
     Ich nicke und nehme noch einen Schluck von dem Champagner. Während sich ein wohlig-warmes Gefühl in meinem Bauch ausbreitet, regt sich Nana weiter für mich auf. Mit einem Seufzer lasse ich mich in eines der dicken Kissen zurücksinken, die auf der grasgrünen Couch verstreut herumliegen wie kleine moosgrüne Inseln. Es ist so gemütlich hier, so … dekadent.
    Meine Großmutter liebt den Luxus und alles, was damit zusammenhängt. In ihrem Haus in Königstein hat sie sich in dem zweihundertvierzig Quadratmeter großen und ungefähr sieben Meter hohen Eingangsbereich ihren eigenen Dschungel geschaffen. Okay, Löwen gibt es keine, aber eine Unmenge seltener Vögel und bunt schillernder Schmetterlinge, für die Nana eine besondere Zuneigung hegt, einen kleinen Teich in der Mitte mit farbenprächtigen Fischen darin, und natürlich einen Wasserfall, der allein schon dafür sorgt, dass der Puls langsamer wird, sobald man sich in diesem Paradies niedergelassen hat. Diese Oase wirkt wie Balsam auf meine Seele. Ich war schon immer gerne hier, aber heute ist es mir, als würden all die Pflanzen und Tiere, die Nanas künstlichen Tropenwald bevölkern, dafür sorgen, dass meine eigene Welt wie eine schillernde Seifenblase bis ins hohe Blätterdach hinauffliegt und sich dort im flirrenden Sonnenlicht auflöst.
    Mein Blick gleitet zu meiner Großmutter hinüber, die sich weiterhin für mich ins Zeug legt und kein gutes Haar an Ron lässt. Der Alkohol hat mich friedlich gestimmt, Nanas Worte klingen zusammen mit dem Plätschern des Wasserfalls wie ein längst vergessenes Märchen. Zum Glück ist meine strahlende Nana die gute Fee in diesem bezaubernden Dschungel. Ein zufriedenes Glühen geht von ihr aus, fast so, als wäre sie verliebt.
     
    Nana ist glücklich.
     
    Die Erkenntnis trifft mich unvorbereitet. Bisher bin ich immer davon ausgegangen, dass sie mit ihrem Leben zufrieden ist, und ja, schon auch glücklich ist, aber so, wie heute habe ich sie noch nie erlebt. Ich setze mich aufrecht hin und sehe mir meine Großmutter genau an. Flüchtige Bilder schießen mir durch den Kopf: Nana, deren Rennpferd beim Großen Preis von Baden-Baden gewinnt, meine Großmutter als Grand Dame, die zu Lebzeiten meines Großvaters alljährlich ein Sommerfest veranstaltete, auf dem die Crème de la Crème der Frankfurter Gesellschaft erschien. Neben unzähligen Prominenten, die mir damals als Kind fürchterlich langweilig und eingebildet vorkamen.
     
    Trotz ihrer Erfolge in all den Jahren sah sie nie so glücklich aus, wie jetzt!
    Obwohl sie sich gerade über Rons Verhalten aufregt, kann sie es nicht verbergen.
     
    Sie ist verliebt.
     
    Meine Großmutter hat eine Liebesaffäre. Ich sollte sie danach fragen, fällt mir ein, die vorwurfsvolle Stimme meiner Mutter wieder im Ohr, aber ich kann nicht.
    Nicht jetzt. Ich schließe die Augen und lausche dem Klang von Nanas Stimme und dem Plätschern des Wasserfalls. Die betörende Wirkung, die von ihm ausging, ist plötzlich verflogen.
    Und ich? Was habe ich? Nichts, außer einem verlogenen Ex-Freund, der fremdgeht. Anscheinend hat meine Oma mehr Sexappeal als ich!
     

 
    13
     
    „Schwesterherz, ich habe schlechte Nachrichten für dich“, beginnt mein Bruder Reinhard das Gespräch. Ohne etwas zu sagen, warte ich darauf, dass er weiterspricht. Nach allem, was ich in den letzten Tagen erlebt habe, müsste Reinhard mir schon erzählen, der dritte Weltkrieg sei ausgebrochen, um mich zu schockieren.
    „Es scheint, als sei Ron … Ich glaube, du solltest dir noch einmal überlegen, ob du ihn wirklich heiraten möchtest.“
    „Wie bitte?“ Obwohl ich genau weiß, worauf Reinhard anspielt, kann ich nicht glauben, was ich höre. Wie hat mein Stiefbruder von Rons Untreue erfahren?
    „Es ist nur … Vater und ich, wir haben uns überlegt, Ron in den Vorstand der Bank reinzunehmen. Aber es scheint …, ich glaube, er ist in illegale Aktivitäten verwickelt. Es sieht zumindest so aus, aber wir haben noch keine Beweise.“
    Es dauert einen Augenblick, bis ich den Sinn der Worte verstehe. Reinhard spielt also doch nicht auf Rons Freundin an, aber wie hat er …?
    „Wie hast du davon erfahren?“, stelle ich die Frage, die mich am meisten beschäftigt.
    „Wir lassen routinemäßig jeden überprüfen, der für eine solche Position infrage kommt. Ron musste dieser Überprüfung natürlich zustimmen. Anscheinend dachte er, es könne ihm niemand etwas nachweisen … Aber die Nachforschungen deuten

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