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Trau niemals einem Callboy! (German Edition)

Trau niemals einem Callboy! (German Edition)

Titel: Trau niemals einem Callboy! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Kluger
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Kräutertee reichen, wenn ich keinen Schlaf finden kann.
    Und warum bin ich jemals so dämlich gewesen und wollte eine Ehe schließen, deren Vorbereitung bereits den Griff zu solchen Medikamenten notwendig machte? Wenn überhaupt hätte ich vor Freude schlaflos im Bett liegen sollen!
    „Ron, du verdammter Mistkerl!“ Ich wende mich vom Fenster ab. Er hat mein Leben in eine Achterbahnfahrt verwandelt. Und dann der Tote! Ich bin mir mittlerweile sicher, dass Ron etwas mit diesem Drama zu tun hat. Es gibt zu viele Ungereimtheiten, zu viele seltsame Ereignisse. Wenn ich auch kaum etwas von dem verstehe, was in den letzten Tagen in meinem Leben geschehen ist - eines ist diesem ganzen Chaos auf jeden Fall zu entnehmen: Mein Ex ist nicht der Mensch, für den ich ihn gehalten habe.
     
    Mit einem leisen Rauschen fließt Wasser in die Badewanne. Dampf steigt auf, hüllt mich ein und verschleiert das Spiegelbild, das mir eben noch eine missmutig dreinblickende Frau gezeigt hat. Ich bin froh über den zarten Nebel, der alles unwirklich macht und der außerdem dazu beiträgt, dass das Gefühl, am Meer zu sein, immer stärker wird.
    Für das Badezimmer hat sich das Mainhatten etwas wirklich Extravagantes einfallen lassen. Der gesamte Raum ist so gestaltet, dass man glaubt, in der Karibik am Strand zu liegen. Echte Palmen beugen sich über die riesige Wanne, die in den Boden eingelassen ist. Der Fußboden sieht auf den ersten Blick wie ein Sandstrand aus. Sämtliche Körperpflegeprodukte werden entweder auf Kokosnussschalen oder Bananenblättern dargeboten.
    Und dann die Aussicht! Es ist zwar nicht der Ozean, der sich vor mir erstreckt, dafür aber eine Großstadt, die sich in ihren funkelnden Mantel aus Lichtern gehüllt hat. Ganz Frankfurt liegt mir zu Füßen. Und trotzdem fühle ich mich noch immer wie eine zu straff gespannte Bogensehne. In dem bemühten Versuch, so etwas wie Ruhe in meine Gedanken einkehren zu lassen, schließe ich die Augen und lehne den Kopf zurück.
    Aber auch das hilft nichts. Je länger ich über die Vorkommnisse der letzten Tage nachdenke, desto wütender werde ich. Ron mit seinem scheinheiligen Getue. Seine verlogene Frage, wie ich nur so etwas von ihm denken könne!
    Ha! Ich kann noch sehr viel mehr von ihm denken und nichts davon ist positiv.
    Ich will Rache! Warum soll er ungeschoren davonkommen, während ich nicht nur mit seiner Untreue, sondern auch einem Fremden zu tun habe, der sich ohne mein Wissen in unserem Haus aufgehalten hat. Und der jetzt tot ist!
    Vielleicht hat Ron den Mann umgebracht. Wie schon in der Nacht zuvor, lässt mich dieser Gedanke innehalten. Gestern noch hatte ich ihn auf ein Blatt Papier gekritzelt, ohne bewusst darüber nachzudenken. Vielleicht will mir mein Unterbewusstsein etwas mitteilen. Möglicherweise habe ich mehr mitbekommen, als ich wusste? Oder ich werde verrückt.
    Aber das ist jetzt egal. Wichtig ist, dass ich es Ron heimzahlen will. Ich werde ihn ebenfalls betrügen, auch wenn es dafür im Grunde zu spät ist, denn, was mich betrifft, sind wir kein Paar mehr. Und wenn er bereits die Rechnung gefunden hat, die ich ihm an die Haustür geklebt habe, dann hat er zumindest eine Ahnung davon, dass unsere Beziehung vor dem Aus steht.
    Frustriert streiche ich mit der Hand durch die Seifenblasen. Ich habe versagt. Auf der ganzen Linie. Warum nur wollte ich mir nie eingestehen, wie wichtig Erfolg und Reichtum für Ron sind? Ich wusste, dass er enorm ehrgeizig ist. Dass er immer höher hinaus wollte. Was konnte ihm also Besseres passieren, als mich zu heiraten? Tochter eines der einflussreichsten Banker in Deutschland. Und nicht nur das. Meinem Vater gehört die De Beer Bank , die jetzt mein Bruder leitet. Reinhard ist zwar nur mein Stiefbruder, aber trotzdem tritt er in die Fußstapfen meines Vaters. Nicht ich.
    Für einen Augenblick verliere ich mich in der Vergangenheit. Sehe das enttäuschte Gesicht meines Vaters vor mir, als ich ihm erkläre, ich würde Kunst statt Betriebswirtschaftslehre studieren. Nur eine Woche später zog er die Konsequenzen und verkündete, Reinhard, der Sohn seiner zweiten Frau, werde sein Nachfolger. Obwohl ich gerne die Familientradition fortgeführt hätte, musste ich mich von meinem Vater befreien, seine Dominanz über mich abschütteln. Seitdem trage ich den Mädchennamen meiner Mutter als Nachname, denn ich wollte ein sichtbares Zeichen setzen. Nach unserer – jetzt geplatzten - Hochzeit wollte ich außerdem als Assistentin der

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