Trau niemals einem Callboy! (German Edition)
meine Stimmung aufgehellt. Jetzt aber fühle ich mich, als würde sich ein dunkler Vorhang vor meine Seele schieben. Ich möchte nicht alleine sein. Ich brauche Gesellschaft, will mit jemandem reden.
Ohne zu wissen, wie es in meine Hände gekommen ist, halte ich plötzlich den Zettel mit Christians Namen, lese seine Nummer davon ab und wähle. Ich habe mir ein paar schöne Stunden verdient!
Es dauert nicht lange und ich stehe wieder vor dem gleichen Problem wie bei seinem erstem Besuch: Was soll ich anziehen? Ich möchte ihn nicht schon wieder im Bademantel empfangen.
Auf der Suche nach etwas, was sich problemlos ausziehen lässt, gut aussieht und bequem ist, finde ich ein Negligé, das ich noch nie getragen habe. Das gute Stück ist tiefrot, wie ein Minikleid geschnitten, mit dünnen Spaghettiträgern. Sexy. Ich ziehe nichts drunter an, das kurze Röckchen bedeckt gerade so meinen Po. Gut. Er muss bald kommen. Bald werde ich wissen, was ich gestern Nacht verpasst oder zumindest vergessen habe. Ich bin nervös. Vielleicht doch ein kleiner Schluck Champagner, um meine Nerven zu beruhigen. Nur ein bisschen.
Plötzlich klopft es an der Tür, viel früher, als erwartet. Mit einem Lächeln öffne ich. Freue mich darauf, ihn wiederzusehen. Die Freude hält nicht lange an, denn vor der Tür stehen zwei Männer, die mein Lächeln zum Erlöschen bringen. Sie sind zu groß, zu muskulös. Haben ausdruckslose Gesichter und kalte Augen.
Unfähig etwas zu sagen, trete ich schnell einen Schritt zurück, versuche die Tür zuzuschlagen, aber sie sind schneller. Ich schwitze. Kann den scharfen Geruch der Angst an mir riechen. Meine Kehle ist wie ausgedörrt. Mein Gesicht garantiert leichenblass. Übelkeit gesellt sich zu der langen Liste meines Unwohlseins. Ich kenne das alles ja schon.
Sie sagen nichts. Der Größere, der wie eine jüngere Ausgabe von Rambo aussieht, hält die Tür auf, die ich zuschlagen wollte. Der andere, dessen Haare aussehen, als hätte er sie blondieren lassen, geht an mir vorbei in die Suite, so, als ob sie ihm gehören würde. Mit einem Klicken schließt sich die Tür. Ich stehe noch immer an der gleichen Stelle, wage nicht, mich zu rühren. Dann spüre ich Hände auf meinen Schultern und werde unsanft nach vorne gestoßen.
„Schön haben Sie es hier, Frau Hartwig.”
Obwohl Blondie mit leiser Stimme spricht, rinnt mir ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Sein Tonfall klingt drohend, als würde es ihm nichts ausmachen, in der Mittagspause mal eben einen kleinen Mord zu begehen. Meine Beine fühlen sich mit einem Mal an, als wären sie aus Gummi. Ich sinke in einen Sessel und versuche, das Zittern, das meinen ganzen Körper erfasst hat, unter Kontrolle zu bekommen.
„Bleiben Sie stehen, mir gefiel die Aussicht.” Gehorsam stehe ich wieder auf. Hoffentlich wird mir nicht schlecht. Hoffentlich …
„Uns gefällt nicht, was Sie so treiben.”
Galle steigt meine Kehle hoch. Ich muss schlucken. Versuche, meinen Magen in den Griff zu bekommen.
Irgendetwas muss wohl lustig sein, denn er lächelt mich an. Seine Augen aber lächeln nicht mit. Ich beobachte ihn wie ein hypnotisiertes Kaninchen, während er langsam aufsteht und auf mich zugeht. Ich mache einen Schritt nach hinten. Aber er steht schon vor mir.
Ich kann seinen Atem riechen, und das ist wahrhaftig keine Freude. Noch ein Schritt nach hinten. Dann geht es nicht weiter. Rambo steht hinter mir. Bewegungslos. Wie ein Fels. Ich bin zwischen ihnen gefangen.
Schweiß läuft meinen Rücken hinab, obwohl mir eben noch kalt war. Blondie schiebt seinen Zeigefinger unter meinen Spaghettiträger. Zieht mich dicht an sich heran, so dicht, dass mein Busen sein Hemd berührt und ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüre. Und dann fühle ich noch etwas anderes. Weiter unten. Und mir wird fast schlecht.
Mit einem amüsierten Lächeln beobachtet er mich, streicht mit seinen Händen an meinem Körper entlang. Seine Finger graben sich in meine Haut, tun mir weh, und dann wird er mit einem Mal fast sanft, zieht eine behutsame Spur meinen Schenkel hinauf. Langsam. Unaufhaltsam. Bis sie dort sind, wo sie nicht sein dürften.
NEIN!
Das Wort klingt wie in Schrei in meinem Kopf, aber ich gebe keinen Laut von mir.
„Sieh lieber zu, dass du alles wieder gut machst, Süße. Du hast da jemanden sehr verärgert.” Das flüstert er mir so zärtlich ins Ohr, als wäre er mein Liebhaber. „Wenn du nicht brav bist, ist eine nette
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