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Trau niemals einem Callboy! (German Edition)

Trau niemals einem Callboy! (German Edition)

Titel: Trau niemals einem Callboy! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Kluger
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Schulter.
    „Paul hat wieder das ganze Glück für sich gepachtet, so wie sich ihm die Frauen an den Hals werfen.“ Lachen begleitet diesen Kommentar. Erst jetzt sehe ich, dass mein Retter nicht alleine ist. Drei Männer umringen ihn.
    „Ist alles in Ordnung? Wie kommt es, dass eine schöne Frau durch die Altstadt jagt, als wäre der Teufel hinter ihr her?“
    „Mein Ex-Mann. Er verfolgt mich. Ich …“ Meine Stimme versagt, als meine Kehle eng wird und Tränen in meine Augen steigen. Wenn ich jetzt zu weinen anfange, werde ich nicht mehr aufhören. Zitternd hole ich Luft.
    „Immer mit der Ruhe. Schön langsam“, sagt einer der Männer. Ein großer Blonder, der einen dieser Ziegenbärte trägt, die ich bisher immer lächerlich fand. Jetzt bin ich froh, dass er da ist. Mit oder ohne Bart.
    Dann eine zweite Stimme. „Hier ist niemand. Es ist alles in Ordnung“. Vier Augenpaare schauen mich besorgt und etwas zweifelnd an. Langsam drehe ich mich um. Die Gasse liegt verlassen da. Das Licht der Straßenlaternen wirft helle Kreise auf das Kopfsteinpflaster. Dahinter Dunkelheit. Schatten. In einem dieser Schatten wartet er. Wenn diese Männer gehen, kann er mich für sich allein haben.
    „Könnten Sie …? Würde es Ihnen etwas ausmachen, mich zu meinem Auto zu begleiten?“ Die Männer sehen sich an.
    „Klar. Kein Problem“, erwidert der Große, den ich fast umgerannt hätte. „Einer Frau in Nöten helfen wir immer gerne. Nicht wahr, Kumpels?“ Ein Chor der Zustimmung erhebt sich. „Gar keine Frage.“
    „Dem werden wir es zeigen, Ihrem Ex-Mann.“
    „Der soll nur kommen.“
    „Vielen Dank, das weiß ich sehr zu schätzen.“ Ich ringe mir ein erleichtertes Lächeln ab. Das Herz hämmert in meiner Brust, und ich schwitze. Allein der Gedanke daran, wie er mich fast eingeholt, mich fast erwischt hätte, verursacht ein Gefühl der Übelkeit. Entschlossen dränge ich diesen Gedanken zurück. Stattdessen rede ich mir ein, es sei alles in Ordnung.
    Viel zu schnell sind wir bei meinem Auto. Ich schaue mich um, versuche den Mann zu entdecken, der mir eben noch auf den Fersen war. Wo ist er?, frage ich lautlos in die Dunkelheit hinein, aber mich umgibt nur Schweigen.
    Hastig bedanke ich mich bei meinen Rettern und steige ein. Weg von hier. Ins Hotel. Unter die Bettdecke kriechen und nichts mehr von der Welt sehen und hören.
     
    Mit einem empörten Kreischen reagieren die Reifen darauf, dass ich beim Anfahren zu viel Gas gebe. Aber das ist mir egal. Ich hätte mich niemals in Höchst mit Ron verabreden sollen, denn es gibt nur zwei Wege, die aus der Stadt herausführen. Der eine führt nach Bad Soden und der andere geht über die Mainzer Landstraße nach Frankfurt. Zwei Straßen, die einfach überwacht werden können. Ich bin eine Idiotin.
    Nach kurzem Nachdenken entscheide ich mich für die Mainzer Landstraße. Die ist zweispurig und hat etliche Seitenstraßen, in die ich abbiegen und mich über Umwege zum Hotel zurücktasten kann.
     
    „Immer mit der Ruhe, Süße. Wir haben Zeit“, sagt eine Stimme hinter mir, gerade, als ich Gas geben will, um über eine gelbe Ampel zu fahren. Vor Schreck mache ich eine Vollbremsung. Der Fahrer hinter mir reagiert mit wütendem Hupen. An meinem Hals spüre ich etwas Kaltes, Rundes. Jetzt ist es aus.
     

32
     
    In dem Rückspiegel sehe ich das Gesicht des Dunkelhaarigen. Seine Augen mustern mich amüsiert. Ich möchte ihn fragen, was er von mir will, aber mein Mund ist ausgetrocknet. Von einer Sekunde auf die andere fällt es mir schwer zu schlucken, zu atmen oder zu sprechen. Dann aber erinnere ich mich plötzlich daran, wie es war, schwerelos über Eis zu gleiten. Sich auf eine schwierige Figur vorzubereiten. Sich zu konzentrieren. Ausschließlich auf dieses eine Ziel zu fokussieren. Und plötzlich fühle ich mich sicher. Unbesiegbar.
    „Immer schön weiterfahren. Ich sage dir dann schon, wo es lang geht.“
    Wieder schaue ich in den Rückspiegel, starre in braune Augen und lächle. Er kann ja nicht ahnen, dass ich gerade die Quelle meiner Kraft neu entdeckt habe.
     
    Nach ein paar Minuten sind wir auf der Mainzer Landstraße. Genau dort, wo ich sein will. Dort wo Narbengesicht eine böse Überraschung erleben wird.
    Zum Glück ist um diese Zeit wenig Verkehr. Die Straße liegt ausgestorben vor mir, unterbrochen nur von etlichen Ampeln, die den Weg bis zur Frankfurter Innenstadt säumen. Und genau das brauche ich jetzt. Ampeln.
    Ich zuckele brav vor mich hin, warte an

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