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Trau niemals einem Callboy! (German Edition)

Trau niemals einem Callboy! (German Edition)

Titel: Trau niemals einem Callboy! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Kluger
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Mein Atem kommt in abgehakten Stößen. Mühsam versuche ich, mich zu beruhigen. Wenn ich in Panik gerate, bin ich so gut wie tot.
    Wenn ich könnte, würde ich an etwas Schönes denken. Aber meine Phantasie streikt, alle Sinne sind auf die Geräusche gerichtet, die aus meinem Zimmer in mein Versteck dringen. Es macht mich fast verrückt, dass ich nichts sehen kann, mich nicht bewegen darf.
    Dann höre ich es, den Klingelton eines Handys.
    „Scheint abgereist zu sein. Ihr ganzes Gepäck ist weg“, murmelt der Eindringling. Ich kann ihn hören, so als würde er direkt neben mir stehen.
    Die Schritte entfernen sich. Dann werden die Türen des Badezimmerschranks geöffnet. „Sie ist weg. Verdammt noch mal“, knurrt er.
    „Frag den Portier, wann sie abgereist ist.“ Dann herrscht einen Augenblick Stille. „Sie hat im Voraus für eine Woche bezahlt. Und mehr weiß er nicht? Was soll das heißen, sie kann jederzeit abgereist sein? Mist, verdammter!“
     
    Ein lautes Krachen zerreißt die Stille. So laut, dass ich aufschrecke und mir den Kopf anstoße.
    Wieder ein Geräusch. Dieses Mal sind es die Schranktüren. Licht flutet herein. Mir wird schlecht. Gleich ist es vorbei. Nur wenige Sekunden noch und er sieht mich. Ich höre auf zu atmen. Halte die Luft an, bis es in meinen Ohren dröhnt.
    Unter mir im Schrank rumort es. Er schiebt die Kleiderbügel auf die Seite, obwohl keine Kleidungsstücke daran hängen. Einige Bügel fallen auf den Boden, werden von ihm weggekickt. Dann zerrt er die Kissen heraus, die ich vor mein Versteck gestopft habe. Gleich hat er mich.
    „Er hat was? Der Idiot hat sich von ihr ins Krankenhaus bringen lassen. Wie ist das denn passiert?“ Die Schranktür wird zugeknallt. „So ein Idiot, lässt sie gegen eine Ampel fahren. Das darf doch nicht wahr sein!“
    Die Schritte entfernen sich. Meine Zimmertür fällt ins Schloss. Erschöpft schließe ich die Augen und hole tief Luft. Fülle meine Lungen mit Sauerstoff.
     

 
    33
     
    Es vergehen mehrere Stunden, bis ich es wage, aus meinem Versteck zu kriechen. Erst als ich Krämpfe im Rücken bekomme, halte ich es nicht länger aus und hangele mich müde und zerschlagen heraus.
    Vorsichtig schleiche ich ans Fenster. Spähe durch den Spalt im Vorhang. Die Straße ist leer. Vielleicht habe ich Glück gehabt. Vielleicht sind sie tatsächlich weg.
    Die Koffer lasse ich in der Wäschekammer stehen. Nehme nur meine Handtasche mit. Und dann renne ich die Treppe hinunter. Zur Hintertür hinaus und sprinte zum nächsten Taxistand.
     
    Kaum sitze ich im sicheren Taxi, als mir auffällt, dass ich keine Ahnung habe, wo ich hin soll. Ich könnte in ein anderes Hotel gehen, aber so langsam wird mir Rons Fähigkeit, mich aufzuspüren, unheimlich. Ich brauche einen Ort, an dem ich mich sicher fühle. An dem mich niemand vermuten würde. Einen Ort, an dem Ron mich nicht finden kann.
    Ich muss nachdenken. In Ruhe. Aber der Fahrer starrt schon eine Weile genervt in den Rückspiegel, wartet darauf, endlich zu erfahren, wo ich hin will.
    Erst einmal Richtung Messe. Das ist weit genug, um mir Zeit zum Nachdenken zu geben. Um diese Zeit herrscht wenig Verkehr. Alles liegt ruhig und verlassen da, wartet auf den Berufsverkehr, der erst morgen früh wieder durch die Straßen toben wird. Erschöpft lehne ich mich in das Polster zurück. Die Frage, wo ich Unterschlupf finden kann, fährt in meinem Kopf Karussell. Und dann habe ich eine Idee.
     
    Ein ziemlich verschlafener Christian öffnet die Haustür, nachdem ich die Klingel traktiert habe. Man sieht ihm an, dass ich ihn aus dem Bett geholt habe, seine Augen sind müde, und er ist nur mit einer alten Jeans bekleidet.
    „Kann ich hereinkommen?“, frage ich.
    „Machst du deine Besuche immer zu so später Stunde?“, murmelt er, während er zur Seite tritt, um mich einzulassen.
    „Du hast gesagt, ich könnte dich jederzeit anrufen. Tag und Nacht“, erinnere ich ihn.
    „Ja, aber ich hatte dabei eher an normale Tageszeiten gedacht. Nicht an drei Uhr morgens.“
    Ohne zu antworten, folge ich ihm durch einen hell erleuchteten Flur. Ich bin froh, hier zu sein. Jetzt kann ich nur hoffen, dass er mich nicht rauswirft, wenn er erfährt, was ich will.
    „Wie wärs mit einem Kaffee?“, unterbricht er meine Gedanken.
    „Ein Kaffee wäre himmlisch.“ Mit einem tiefen Seufzer setze ich mich an den kleinen Bistrotisch, der in seiner Küche steht. Eine Designerküche, die trotz der blitzenden Flächen und hellen Schränke

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